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Rena Bürger: Yenal-Yener Isik "Ich wollte schon immer Polizist werden"

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Schon als kleiner Junge träumte Yenal-Yener Isik davon, Polizist zu werden. Bis heute blieb sein Traumberuf für den 26-Jährigen leider ein Traum. Doch den hat Yena Yener Isik noch nicht aufgegeben.

Yenal-Yener Isik ist ein waschechter Lindener. In diesem Stadtteil ist er geboren, aufgewachsen, zur Schule gegangen – ihm blieb er bis heute treu.
Bei seinen Freunden stößt Isik mit seinem Berufswunsch auf Unverständnis. Ein Türke aus Linden bei der deutschen Polizei – wo gibt's denn so was?! Aber Yenal-Yener Isik ist nicht der Typ, der sich durch so etwas beirren lässt. Im Gegenteil: solche Kommentare wecken seinen Ehrgeiz erst recht.

"1994 habe ich die Schule verlassen. Denn ich wollte so schnell wie möglich zur Polizei und für den mittleren Dienst brauchte man damals kein Abitur." Doch dann teilte man ihm plötzlich mit, der mittlere Dienst sei abgeschafft und für den gehobenen Dienst fehle ihm die Fachhochschulreife.

Isik ist enttäuscht, doch dann sucht er sich eine Beschäftigung im Sicherheitsdienst. Seine freundliche, umsichtige Art bringt ihm viele Sympathien ein, und bereits nach sechs Monaten arbeitet er in einer Führungsposition. Als Isik seine Möglichkeiten ausgeschöpft sieht, schaut er sich nach neuen Herausforderungen um. "Mich reizte damals der Geld- und Werttransport, obwohl ich wusste, dass man als Ausländer da eigentlich so gut wie keine Chancen hat." Doch Yenal-Yener Isik schafft es – und ist bundesweit einer der ersten Türken in dieser Branche.

1995 erfährt er von der Möglichkeit, einen Abschluss an einer polizeiexternen Fachoberschule zu machen, um sich dann bei der Polizei bewerben zu können. "Ich wollte richtig gut sein, denn wenn ich etwas anfange, dann mit hundertprozentigem Engagement." Das glaubt man ihm sofort. Wenn er von seinem Traumberuf spricht, leuchten seine Augen und man spürt seine Begeisterung.

Doch die Anforderungen sind hoch, sowohl in der Praxis als auch in der Fachoberschule. Kaum freie Wochenenden oder Urlaub und häufig Teilnahme bei Einsätzen. "Ich habe mich nicht darüber beschwert. Ich dachte, es wäre eine Art Test – und die, die durchhalten, bestehen ihn." Für das Engagement in seiner Dienststelle bekommt er eine Reihe von Auszeichnungen.

Auch in der Fachoberschule engagiert sich Isik. In seiner Funktion als Klassensprecher setzt er sich für seine Mitschüler ein und bemüht sich bei den Lehrern um mehr Verständnis für die Situation der Auszubildenden, die neben dem harten Dienst kaum Zeit zum Lernen finden. Am Ende scheitert er, ebenso wie viele andere, an den Einstellungstests der Polizei. "Ich war fassungslos. In jeder freien Minute habe ich gelernt - und ich habe den Stoff gut beherrscht."

Bereits vor seiner Ausbildung hat Yenal-Yener Isik die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Er wollte damit seinem Traum ein Stück näher rücken. "Aber in diesem Land auch mitbestimmen. Schließlich bin ich hier geboren." Der deutsche Pass verpflichtete ihn zum Wehrdienst. "Ich war neugierig auf die Bundeswehr und mich reizte der sportliche Aspekt", sagt er heute. Auch hier engagiert sich Yenal-Yener Isik hundertprozentig, wird Zugsprecher, Vertrauensperson und stellvertretender Gruppenführer. Anfänglich begegnet man ihm mit Misstrauen, doch Isik sucht stets den Dialog, wenn er mit Vorurteilen konfrontiert wird. "Besonders einer versuchte mich immer wieder zu provozieren, aber ich ließ mich nie darauf ein und blieb immer freundlich. Irgendwann hab‘ ich ihm mal aus der Patsche geholfen und von da an hat er mich als Freund betrachtet."

An die Bundeswehrzeit denkt er gerne zurück, doch darüber hat er seinen Berufswunsch nicht aus den Augen verloren. "Als Polizist könnte ich etwas verändern. Ich könnte z.B. zwischen Ausländern und Deutschen vermitteln. Für andere da zu sein war für mich schon immer sehr wichtig."

Die Polizei, dein Freund und Helfer? Für Yenal-Yener Isik ist das keine Frage.

Rena Bürger, freie Journalistin, Hannover

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