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Was machen eigentlich...Integrationsberaterinnen und -berater?

von Christian Peter Wüstenberg


Die Türschilder, auf denen "Integrationsbratung" steht, wirken noch relativ neu. Dagegen sind die meisten der Kolleginnen und Kollegen, die diese Aufgabe wahrnehmen, schon lange im Geschäft. Früher hießen sie Flüchtlingssozialarbeiterinnen und -sozialarbeiter. Seit 1991 werden ihre Stellen bei Wohlfahrtsverbänden, Vereinen und Initiativen vom Land Niedersachsen mitfinanziert.

Die BeraterInnen haben in all diesen Jahren viele Höhen und Tiefen miterlebt. Veränderungen der vielen gesetzlichen Rahmenbedingungen, Wechsel der Zusammensetzung des Klientels, finanzielle Kürzungen und Aufgabenerweiterungen prägen die tägliche Arbeit. Heute sollen Integrationsberaterinnen und Integrationsberater in erster Linie Hilfestellung im Integrationsprozess von Zugewanderten geben.

Die Aufgaben sind in einer Richtlinie vom 27. September 2001 umrissen. Der Arbeitsalltag stellt hohe und vielfältige Anforderungen, doch im Vordergrund stehen die Beratung und die Einzelfallarbeit. Das Klientel reicht von Asylsuchenden über Arbeitsmigrantinnen und -migranten bis zu den Eingebürgerten. Die Beratungsthemen umfassen dabei das Ausländer-, Asyl- und Staatsbürgerschaftsrecht ebenso wie das gesamte Leistungs- und Sozialrecht. Dabei kann es z.B. um Probleme im Rahmen des Familiennachzuges, des Asylverfahrens, der Verfestigung des Aufenthalts, der Eheschließung, der Einbürgerung oder der Rückkehr und Weiterwanderung gehen. Aber auch leistungsrechtliche Fragen müssen täglich geklärt werden, die sich u.a. aus dem Sozialhilfe/Asylbewerberleistungsgesetz, dem Recht auf Kinder- und Erziehungsgeld, aus der Sozialversicherung, aus Arbeitsamtsleistungen oder Rentenanwartschaften ergeben.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Integration in den deutschen Arbeitsmarkt. Von der Frage nach der Finanzierung von Kindergartenplätzen über die Beratung zu den Möglichkeiten im deutschen Schulsystem, deutsche Sprachförderung, berufliche Qualifizierungsmöglichkeiten und -maßnahmen, Bewerbungshilfe bis hin zu der Anerkennung ausländischer Bildungs- und Berufsabschlüsse reicht hier das Spektrum der Unterstützung. Darüber hinaus kümmern sich die IntegrationsberaterInnen noch um Themen wie Unterbringung, Wohnungssuche, Behinderung, Krankheit, familiäre Konflikte, Erziehungsprobleme, Diskriminierung und Traumatisierung.

Die Situation von Migrantinnen und Migranten ist in der Regel davon geprägt, dass in der neuen Umgebung die gewohnten Strukturen fehlen, alte Verhaltensmuster daher versagen und eine Neuorientierung nötig wird. Dies kann zu vielfältigen psychosozialen Problemlagen führen. Erschwert wird die Integrationsberatung durch die vorgegebenen gesetzlichen Vorschriften, die sich z.B. aus dem Ausländerrecht ergeben. Leider viel zu oft müssen die Klientinnen und Klienten hören, dass es keine oder kaum Hilfemöglichkeiten gibt oder vorhandene Hilfen nicht zugänglich sind. Bei der Hilfe zur Selbsthilfe arbeitet die Integrationsberatung mit sozialen Diensten, Behörden und Institutionen zusammen. Hier kommt ihr auch eine Mittler- und Ausgleichsfunktion zu, in dem sie Konflikte zwischen Migrantinnen, Migranten und Behörden entschärft oder verhindert. Gleichzeitig ist es Aufgabe der Integrationsberatung, durch den Transfer interkultureller Kenntnisse die Regeldienste zu sensibilisieren und zu öffnen. Darüber hinaus kooperieren die Beraterinnen und Berater mit Ehrenamtlichen, Initiativen und der Gemeinwesenarbeit und sind in der Öffentlichkeitsarbeit tätig. So werben sie für gegenseitige Akzeptanz und Toleranz zwischen einheimischen und zugewanderten Menschen und wirken bei lokalen Konflikten deeskalierend.

Die Anforderungen in der Integrationsberatung können hier nur in Ansätzen dargestellt werden. Aus der Fülle der Aufgaben ergibt sich aber, dass inhaltlich und geographisch keine volle Abdeckung erreicht wird. Um dies zu beheben, müssten wesentlich mehr Integrationsberatungsstellen finanziert werden. Integration und Prävention sind gesamtgesellschaftliche Aufgaben, die soziale Konflikte verhindern und die Solidargemeinschaft finanziell entlasten.

Christian Peter Wüstenberg, Dipl.-Sozialarbeiter/Sozialpädagoge in der Integrationsberatung des Deutschen Roten Kreuzes, Kreisverband Soltau e.V.

Die Integrationsberatung mit landesweit etwa 50 Vollzeit- und Teilzeitstellen ist ein Fachdienst im Rahmen der "Kooperativen Migrationsarbeit in Niedersachsen" (KMN). Weitere Fachdienste sind die Ausländersozialberatung sowie die Beratung und Unterstützung im Rahmen von RABaZ (Regionale Arbeits- und Bildungsangebote für die Zukunft langzeitarbeitsloser Jugendlicher) und S.I.M.B.A. (Soziale Integration von Migrantinnen und Migranten in Berauf und Arbeit). Die Arbeit wird umgesetzt in zehn regionalen Beratungsverbünden. Lokale Kompetenzen und Kapazitäten zu Integration und Prävention sollen gebündelt und vernetzt werden. Die KMN ist Teil des "Interventionsprogramms der Niedersächsischen Landesregierung zur Integration von in Deutschland lebenden Ausländerinnen und Ausländern und Deutschen ausländischer Herkunft."

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