Gesundheitsregionen in Niedersachsen erhalten Förderung für sieben neue Projekte
Die Gesundheitsregionen in Niedersachsen werden ab dem kommenden Jahr durch sieben neue Projekte unterstützt. Gemeinsam mit seinen Kooperationspartnerinnen und -partnern wählte das Niedersächsische Gesundheitsministerium besonders nachhaltige Vorhaben aus, die die kommunalen Gesundheitsnetzwerke stärken sollen. Zu den neu geförderten Projekten zählen u.a. die Einführung der international bewährten Psychischen Ersten Hilfe („Mental Health First Aid“), der Aufbau eines Parkinson-Netzwerks sowie eines Unterstützungsangebots für sogenannte „Young Carers“.
„Auch in diesem Jahr wurden wieder wegweisende und vor allem für die Kommunen relevante Förderprojekte eingereicht und ausgewählt“, sagt Dr. Andreas Philippi, Niedersächsischer Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung. „Besonders freue ich mich über die in den Projekten sichtbare Verzahnung zwischen Gesundheitsversorgung und sozialer Unterstützung. Es wird damit deutlich: Die Gesundheitsregionen haben eine hohe Kompetenz, wenn es darum geht, Gesundheit als Ergebnis eines Gesamtprozesses zu begreifen, bei dem medizinische Versorgung, soziale Hilfesysteme und die Qualität der Lebensbedingungen eng miteinander verbunden sind.“
Dr. Jan Arning, Hauptgeschäftsführer des Niedersächsischen Städtetags:
„Die zahlreichen Förderprojekte zeigen das große Engagement der kreisfreien Städte, der Landkreise und der Region Hannover in den Gesundheitsregionen sehr deutlich. Seit über zehn Jahren tragen diese Kommunen erfolgreich dazu bei, die gesundheitliche Versorgung zu verbessern, Prävention zu stärken und lebenswerte Regionen zu gestalten.“
Dr. Jürgen Peter, Vorstandsvorsitzender AOK Niedersachsen:
„Als Gesundheitskasse für Niedersachsen setzen wir den Fokus auf eine starke, regionale Versorgung. Umso mehr freuen wir uns, auch im kommenden Jahr sieben relevante Projekte der Gesundheitsregionen Niedersachsen zu fördern, die Gesundheit vor Ort ganzheitlich denken. Hier werden innovative Ideen entwickelt, die niedrigschwelligen Zugang zur Versorgung schaffen und individuelle Bedarfe berücksichtigen.“
Thorsten Schmidt, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen:
„Gesundheit entsteht dort, wo Menschen leben und arbeiten. Neben individuellen Faktoren entscheiden kommunale Gesundheitsnetzwerke über Gesundheit, Wohlbefinden und Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger. Um diese zu verbessern, unterstützt die KVN nachhaltige Projekte der kommunalen Gesundheitsförderung und orientiert sich dabei an den Bedürfnissen und Wünschen der Bevölkerung.“
Hanno Kummer, Leiter des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) in Niedersachsen:
„Die neuen Projekte bieten konkrete Hilfe und Unterstützung in ganz unterschiedlichen Lebenslagen. Die Gesundheitsregionen zeigen damit, wie Menschen vor Ort von kreativen Ideen profitieren können. Die Ersatzkassen in Niedersachsen freuen sich, dazu einen Beitrag zu leisten.“
Dr. med. Martina Wenker, Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen:
„Die Projekte der Gesundheitsregionen in Niedersachsen leisten einen elementaren Beitrag zur regionalen Gesundheitsversorgung und sozialen Unterstützung. Wir freuen uns, die Akteurinnen und Akteure vor Ort durch unsere Förderung bei ihren wichtigen Aufgaben unterstützen zu können. Besonders am Herzen liegt uns die Stärkung der Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung. Wir sind uns sicher, dass die Projekte durch die gezielte Verzahnung von sozialen und gesundheitlichen Belangen zu großen Fortschritten in diesem Bereich führen können.“
Jörg Kamphenkel, Leiter Landesvertragspolitik IKK classic:
„Auch die neuerlichen Projektanträge zeigen eindrucksvoll auf, an welcher Stelle die Versorgung von jungen wie älteren Versicherten sinnvoll ergänzt werden kann. Zudem wird deutlich, dass aufgrund der zunehmenden Komplexität des Gesundheitssystems eine individuelle Beratung über bestehende Ansprüche für alle Versicherten immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. An unterschiedlichen Stellen setzen hierzu die geförderten Projekte an und haben doch eines gemeinsam: Wenn die medizinische Versorgung zukünftig verbessert werden soll, dann ist dies mit engagierten Akteuren und deren Visionen möglich. Das ist ein starkes Signal – an, aber mehr noch für die Versichertengemeinschaft der gesetzlich Krankenversicherten.“
Die ausgewählten Projekte sind:
Gesundheitspflege im Quartier (GepfleQt) – Prävention, Koordination, Case Management
Die Alterung der Gesellschaft führt zu einer wachsenden Zahl von Menschen mit hohem Risiko für Pflegebedürftigkeit, Unterversorgung und Einsamkeit. Unterstützende familiäre oder soziale Netze sind häufig ausgedünnt, nicht vorhanden oder ebenfalls von den bürokratischen Hürden des Versorgungssystems überfordert. In der Folge gelangen Betroffene zu spät oder nur im Kontext akuter Krisen ins Hilfesystem.
Orientiert an der Idee der Gemeindeschwester implementiert das Projekt der Gesundheitsregion Braunschweig ein konsequent quartiersorientiertes, d. h. zugehend, leistungserschließend und vernetzend ausgerichtetes Angebot der Gesundheitspflege in der Kommune.
Seelische Gesundheit – Mental Health in Nachbarschaften als integrierter Ansatz
Das Projekt der Gesundheitsregion Delmenhorst will die seelische Gesundheit aller Einwohnerinnen und Einwohner, besonders aber jener von Kindern und Jugendlichen, in vier besonders belasteten Stadtteilen nachhaltig stärken. Kern ist die Einführung der international bewährten Psychischen Ersten Hilfe (Mental Health First Aid – MHFA), welche Aufklärung, Entstigmatisierung und frühzeitige Unterstützung bei psychischen Belastungen ermöglicht.
Willkommensbesuche für Ahlhorn
In Ahlhorn werden jährlich rund 90 Kinder geboren. Ergebnisse der Kindergarteneingangsuntersuchung in Ahlhorn zeigen, dass viele Kinder bereits bei Eintritt in die Kita einen Frühförderbedarf gehabt hätten, jedoch nicht im Unterstützungssystem angekommen sind. Vor diesem Hintergrund wird die Gesundheitsregion des Landkreises Oldenburg ein eigenes Modell von Willkommensbesuchen einführen. Ziel ist es, alle Kinder im ersten Lebensjahr mindestens einmal aufzusuchen und ihre Familien über die regionalen Unterstützungsmöglichkeiten zu informieren.
ParkCareNetz – Sektorenübergreifende Gesundheitsversorgung im Parkinson-Netzwerk Südniedersachsen
Die Parkinson-Krankheit ist nach Alzheimer die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung in Deutschland. Im Jahr 2023 waren bundesweit ca. 0,63 % der Bevölkerung betroffen, in mehreren Landkreisen Südniedersachsens liegt die Prävalenz darüber. Die Gesundheitsregion Göttingen verfolgt das Ziel, die in dem Forschungsprojekt ParkNetz entwickelten Ansätze in ein dauerhaft tragfähiges, aktives und nachhaltiges Parkinson-Netzwerk zu überführen.
YoungCarers@OL – Young (Adult) Carers vernetzen - stärken - sichtbar machen
Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, deren Familienmitglieder von körperlichen, psychischen, sucht- oder altersbedingten Erkrankungen betroffen sind, übernehmen teils erhebliche Verantwortung in Pflege und Alltagsbewältigung. Die gesellschaftliche Sichtbarkeit und das Bewusstsein bei Fachkräften aus dem Gesundheits-, Sozial- und Bildungswesen sind gering, wodurch Unterstützungsbedarfe der Young (Adult) Carers zur Minimierung gesundheitlicher oder psychosozialer Folgen unerkannt bleiben.
Das in der Gesundheitsregion Stadt Oldenburg geplante Projekt will die Situation von Young (Adult) Carers in Oldenburg sichtbar machen, Bedarfe zu erfassen und praxisnahe Unterstützungsangebote zu erproben.
6und60: Generationen verbinden - Chancen stärken - Gesundheit fördern
Bildung ist eine wichtige Ressource für Gesundheit. Sie prägt als eine soziale Determinante gesundheitsrelevante Lebensbedingungen, Teilhabechancen und Verhaltensweisen und wirkt sich so direkt und indirekt auf Gesundheit aus. Damit dies im positiven Sinne gelingt, benötigen Kinder – besonders im Grundschulalter – stabile Beziehungen, Zuwendung und lebensnahe Lernimpulse über den Unterricht hinaus. Auf der anderen Seite suchen ältere Menschen nach der Erwerbsphase nach sinnstiftenden Aufgaben und sozialer Teilhabe, die sich wiederum auf vielfältige Weise positiv auf ihre Gesundheit auswirken können.
Das Projekt der Gesundheitsregion Osnabrück verbindet diese Bedarfe in einem niedrigschwelligen, kommunal getragenen und strukturell verankerten Ansatz, der generationenübergreifende Begegnungen schafft.
Rotenburger Demenzkontor – Hilfe - to - go
Die Versorgung von Menschen mit Demenz stellt eine wachsende Herausforderung für das Gesundheitssystem im Landkreis Rotenburg (Wümme) dar. Über 84 % der Erkrankten werden in der eigenen Häuslichkeit von Angehörigen versorgt, die häufig ohne professionelle Unterstützung mit den Belastungen der Pflege und den Wesensveränderungen der Betroffenen konfrontiert sind. Dies führt oft zu einer hohen psychosozialen Belastung aller Beteiligten. Das Projekt der Gesundheitsregion Rotenburg zielt darauf ab, die ambulante Versorgung von Demenzerkrankten und deren Angehörigen durch eine niederschwellige, fachlich qualifizierte Anlaufstelle zu ergänzen. Durch eine kompetente Beratung sowie Angehörigen- und Fachkräfteschulungen sollen die Versorgungsqualität erhöht, die häusliche Pflege stabilisiert und zugleich eine Entlastung der medizinischen Dienstleister sowie der Pflegeeinrichtungen erreicht werden.
Hintergrund:
Die Niedersächsischen Gesundheitsregionen entwickeln auf kommunaler Ebene innovative Maßnahmen zur Verbesserung der medizinischen und pflegerischen Versorgung, Gesundheitsförderung und Prävention. Die durch das Land gewährte Strukturförderung wird durch umfangreiche Projektmittel der AOK Niedersachsen, des Verbands der Ersatzkassen (vdek), des BKK Landesverbands Mitte, der IKK classic, der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen sowie der Ärztekammer Niedersachsen unterstützt (insgesamt jährlich rund 1,1 Millionen Euro). Mittlerweile bestehen in Niedersachsen 30 Gesundheitsregionen, an denen 37 Kommunen beteiligt sind. So wurden seit 2014 rund 185 Projekte und Maßnahmen gefördert.
Damit gelten die Gesundheitsregionen als Erfolgsprojekt und sind in Deutschland in dieser Form einzigartig. Die noch bis Ende des laufenden Kalenderjahres gültige Richtlinie wurde daher bis zum 31.12.2030 fortgeschrieben. In dem Zusammenhang wurde auch ein neuer Kooperationsvertrag über die Zusammenarbeit und die finanzielle Beteiligung der Kooperationspartnerinnen und -partner geschlossen.
Erstmals haben die Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner, beratend unterstützt von der Arbeitsgemeinschaft der Kommunalen Spitzenverbände, im Rahmen eines Lenkungsgremiums ein Schwerpunktthema für das kommende Jahr festgelegt. Dieses soll in den Gesundheitsregionen über unterschiedliche Wege aufgegriffen und umgesetzt werden:
Unter dem Motto „Mehr als Medizin: Gesundheitsversorgung und soziale Unterstützung zusammendenken“ sollen medizinische, pflegerische und soziale Hilfesysteme stärker miteinander verknüpft und im selben Atemzug die persönliche Fähigkeit, Gesundheit aktiv zu gestalten, gestärkt werden. Hierfür sollen pragmatische Lösungen vor Ort entwickelt werden, die die unterschiedlichen Hilfesysteme sinnvoll verbinden.
Weitere Informationen zu den Gesundheitsregionen sind u.a. auf der Internetseite unter www.ms.niedersachsen.de sowie auf www.gesundheitsregionen-nds.de zu finden.
Artikel-Informationen
erstellt am:
19.12.2025
Ansprechpartner/in:
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