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Kinderschutz im Mittelpunkt: Fachkräfte trafen sich in Hannover

Sozialministerin Carola Reimann: „Starker Kinderschutz braucht starke Fachkräfte“


„Für einen starken Kinderschutz braucht es starke Fachkräfte. Dazu sind praxisgerechte Fort- und Qualifizierungsangebote und der kontinuierliche Austausch untereinander absolut notwendig“, unterstrich Sozialministerin Carola Reimann anlässlich des niedersächsischen Forums für Kinderschutzfachkräfte in Hannover. Über hundert Praktikerinnen und Praktiker aus ganz Niedersachsen kamen zusammen und tauschten sich über das Thema „Kindeswohl und hochstrittige Eltern“ aus.

Gemeinsam mit dem Deutschen Kinderschutzbund - Landesverband Niedersachsen, veranstaltet das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung in Kooperation mit der Bundesarbeitsgemeinschaft der Kinderschutz-Zentren einmal jährlich dieses Forum, das am Freitag zusammenkam.

Sind die Eltern zerstritten, ist die Lebenssituation für die Kinder eine Zerreißprobe und bedarf oftmals fachlicher Begleitung. „Eine solche Konstellation bringt komplexe Herausforderungen für beteiligte Fachkräfte mit sich“, betonte Dr. Carola Reimann. „Um derartige Praxisanforderungen handlungssicher und kompetent begegnen zu können, wollen wir unter anderem mit diesem Forum, Raum für Fortbildung und fachlichen Austausch bieten.“

„Wenn Eltern nach Trennung und Scheidung im Dauerstreit miteinander liegen und das gemeinsame Sorgerecht zum ‚Minenfeld‘ wird, geraten auch die beteiligten Fachkräfte oft an ihre Grenzen. Sie erleben nicht selten Verstrickung und Manipulation und sind doch manchmal die einzigen, die in dieser emotional hochschwierigen Situation das Wohl der Kinder im Blick haben und für deren Rechte einstehen. Sie zu unterstützen, ist unser Ziel mit dem Fachforum 2019“, so die Einschätzung von Johannes Schmidt, Vorsitzender des Deutschen Kinderschutzbundes, Landesverband Niedersachsen.

Für Stefan Heinitz, Bundesgeschäftsführer der Kinderschutz-Zentren steht fest: „Kinder und ihre Entwicklungsbedürfnisse geraten gerade im Spannungsfeld hochstrittiger Elternkonflikte oftmals aus dem Blickfeld. Gerade in diesem herausfordernden Arbeitsfeld zeigt sich, dass Fachkräfte eine klare Haltung, fundiertes Wissen und beraterisches Können brauchen. Gute Rahmenbedingungen und kontinuierliche Fortbildung sind daher wichtige Bausteine für einen gelingenden Kinderschutz!“

Mit der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) der Kinderschutz-Zentren verbindet das Land Niedersachsen eine langjährige und erfolgreiche Kooperation. Seit 2006 sind allein in Niedersachsen mit Landesmitteln über die BAG fast 80 Kurse zur Fachkraft im Kinderschutz durchgeführt worden. Aufgrund der starken Nachfrage wird die Anzahl der Kurse um einen zusätzlichen auf insgesamt sieben Weiterbildungskurse in 2020 erhöht. Wie in 2019 wird auch im kommenden Jahr außerdem ein berufsbegleitendes Weiterbildungsangebot zum Thema „sexuelle Gewalt gegen Kindern“ ausgeschrieben.

Doch nicht nur innerhalb der Landesgrenzen setzt Sozialministerin Carola Reimann auf Austausch und Vernetzung. „Mir ist es wichtig, dass länderübergreifende Lösungen und Strategien im Kinderschutz auf den Weg gebracht werden. Am Beispiel Lügde wurde deutlich, wie wichtig es ist über Landesgrenzen hinweg zu kooperieren.“ Anfang Dezember kommen auf Initiative Reimanns Sozial- und Jugendressorts zu einem Arbeitstreffen in Hannover zusammen. Im Fokus stehen neben dem länderübergreifenden Austausch mögliche gemeinsame Aktivitäten und weitere Verbesserungen im Kinderschutz.

Hintergrund

Im Frühjahr 2019 startete das Land eine Informations- und Sensibilisierungsoffensive im Bereich des Kinderschutzes und setzt hierbei auf Sensibilisierung, Fortbildung und ressortübergreifende Abstimmung.

Niedersachsen zählt auf dem Gebiet des Kinderschutzes und der Missbrauchsprävention zu den Vorreitern. So hat Sozialministerin Carola Reimann im letzten Jahr zwei neue Kinderschutzzentren eröffnet, so dass es nun vier Kinderschutzzentren an fünf Standorten in Niedersachsen gibt: in Hannover, Oldenburg, Osnabrück sowie in Lüneburg/Stade. Zudem gibt es 21 Beratungsstellen im Bereich Gewalt gegen Kinder, 43 Gewaltberatungsstellen für Mädchen und Frauen sowie eine Kinderschutzambulanz an der MHH, Notrufe, Beratungsstellen gegen sexuellen Missbrauch und Beratungsstellen gegen häusliche Gewalt.

Ministerin Carola Reimann hat 2019 die Aufklärungskampagne „Kinderschutz geht alle an" gestartet, um die Bevölkerung noch stärker für die Erkennung und Meldung von Kindesmissbrauch zu sensibilisieren. In Zusammenhang mit den Kindesmissbrauchsfällen von Lügde und der Auslandsunterbringung von niedersächsischen Jugendlichen im rumänischen Maramures haben das Sozialministerium und das Landesjugendamt eine intensive Aufarbeitung gestartet. Die Abläufe sollen optimiert und Fehlerquellen abgestellt werden. In diesem Zusammenhang wird ein enger Austausch mit allen beteiligten Behörden und Akteuren vorangetrieben. Auf einem Fachkongress im Frühjahr 2020 werden die Ergebnisse, die aktuell erarbeitet werden, zusammengeführt und Konsequenzen aufgezeigt. Bereits umgesetzte Maßnahmen sind: Eine Kinderschutzkommission wurde beim Landespräventionsrat angesiedelt; eine unabhängige Expertin untersucht die Abläufe in dem Jugendamt, das ein Pflegekind nach Lügde gegeben hatte; eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe der Landesregierung unterstützt die Koordination der Kinderschutz-Maßnahmen; Fortbildungsangebote in Kooperation mit Kinderschutzbund und Landesjugendring sind gestartet – Ziel ist die Sensibilisierung von Fachkräften und der Bevölkerung für die Gefahren des Kindesmissbrauchs.

Servicehinweis

Aktuelle Informationen zum Kinderschutz, Arbeitshilfen, Informationsmaterialien, Veranstaltungshinweise sind im Internetportal www.kinderschutz-niedersachsen.de nachzulesen.

Presseinformationen

Artikel-Informationen

erstellt am:
26.11.2019

Ansprechpartner/in:
Stefanie Geisler

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