- Editorial 2/1999
- Hiltrud Stöcker-Zafari: Politik mit dem Neid
- Swaantje Düsenberg: Alle Kinder sind gleich
- Leonie Herwartz-Emden: "Sie sollen es besser haben"
- Ursula Boos-Nünning: "Zukunft im Blick"
- Manfred Bönsch: Da ist immer noch ein Problem
- Harry Hubert: Lebenswelt im Zentrum
- Kolumne - Verletzte Seelen
- Arzu Altug: "Ich mag Herausforderungen"
- Monika Ruprecht: Konkreter Impuls - Ein Projekt für jede Frau und jeden Mann
- Impressum Ausgabe 2/1999
Monika Ruprecht: Konkreter Impuls - Ein Projekt für jede Frau und jeden Mann
"Lade Deinen Nachbarn ein" ist eine Aktion gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Gewalt. Sie will Begegnungen initiieren.
Anfang der 90er Jahre kam es zu einer Serie erschreckender gewalttätiger Übergriffe gegen Menschen, die aufgrund ihres Aussehens als "Fremde" eingeordnet wurden. Anlässlich dieser Situation und der Diskussion um die Begrenzung von zugelassenen Asylanträgen entstand das Gemeinsame Wort der Kirchen zu den Herausforderungen durch Migration und Flucht "... und der Fremdling, der in deinen Toren ist" (1997), herausgegeben vom Kirchenamt der EKD und dem Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland e.V. (ACK). Auf der Grundlage des Gemeinsamen Wortes beschloss die ACK ein Arbeitsvorhaben gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Gewalt. Aus diesem Arbeitsvorhaben wiederum erwuchs die Initiative "Lade deine Nachbarn ein", die die ACK gemeinsam mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland und dem Zentralrat der Muslime in Deutschland im laufenden Jahr 1999 durchführt.
Menschen aus anderen Herkunftsländern, aber auch nur durch ihre äußere Erscheinung vermeintliche "Fremde" werden immer wieder Opfer von verbaler und körperlicher Gewalt. In Verbindung mit fremdenfeindlichen sind auch antisemitische Übergriffe auf jüdische Synagogen und Friedhöfe häufiger geworden. Diese Ausbrüche von Gewalt gehören inzwischen zur "Normalität" des Nachrichtenalltags, an die man sich durch die Regelmäßigkeit der Meldungen gewöhnt hat und die man oft kaum noch zur Kenntnis nimmt.
"Lade deine Nachbarn ein" geht davon aus, dass persönliche Erfahrungen menschliches Handeln grundlegend bestimmen. Über die Ebene von Allgemeinplätzen und Vorurteilen hinaus fühlen sich die meisten Menschen erst dann von der Auseinandersetzung über öffentliche Themen persönlich angesprochen, wenn sich ihre Erfahrungen mit manchen Aussagen decken oder ihnen widersprechen. "Lade deine Nachbarn ein" möchte deshalb vor aller politischen Meinungsäußerung die Menschen dazu bewegen, sich als Nachbarn zu begegnen, um persönliche Erfahrungen miteinander machen oder auch erweitern zu können. Begegnungen zwischen Menschen, die bereit sind, im anderen den Nachbarn zu entdecken, führen dazu, dem anderen zuzuhören, an seinen Erfahrungen Anteil zu nehmen und sich selbst dazu in Beziehung zu setzen. Die Stärke der persönlichen Begegnung ist vor allem ihre Wechselseitigkeit.
In Frankfurt fand am 25. Januar 1999 die Auftaktveranstaltung statt. Seitdem wird auf Bestellung das Material verschickt, das die Ökumenische Centrale der ACK erstellt hat: Faltblatt und Plakate weisen auf die Aktion hin, ein an Anregungen reiches Materialheft will Impulse für die Durchführung konkreter Ideen vor Ort geben. Ziel der Initiative ist es, auf diese Weise Tätigkeiten von Einzelnen und Gruppen, religiösen Gemeinden, Vereinen oder Verbänden zu initiieren bzw. zu unterstützen oder Vernetzungen zu vermitteln. Einzelne Projekte sollen im Herbst bei einer Auswertungstagung mit internationaler Beteiligung vertreten sein, auf der über Möglichkeiten der Fortführung dieser Arbeit nachgedacht wird.
Anknüpfungspunkte bieten kulturelle und religiöse Feiern. Das Materialheft berichtet dazu von Beispielen ermutigender Grenzüberschreitungen. Die Erfahrung, die z. B. im Artikel "Sigi hat keine Glatze mehr" geschildert wird, beweist, dass man durch persönlichen Einsatz Denk- und Verhaltensweisen ändern kann. Die Geschichte mit dem Titel "Warum tun sie das?" zeugt von dem Mut, sich als Mensch fremder Herkunft auf spontane Kontakte einzulassen, ohne dahinter verdächtige Motive zu befürchten. Ein Abschnitt "Grundsätzliches" führt Information zu Flucht und Migration und Theologische Erwägungen des Gemeinsamen Wortes weiter und ergänzt sie um Beiträge aus jüdischer bzw. islamischer Sicht. Schließlich folgen noch einige wissenswerte praktische Hinweise zur Verwirklichung einer "Einladung an den Nachbarn".
Finanzielle Förderung für Projekte in Höhe von jeweils bis zu DM 1.000,- aus dem "Fonds: Fremde werden Freunde" ("3-F-Fonds") kann bei der Ökumenischen Centrale beantragt werden.
Arbeitsheft zur Initiative "Lade Deine Nachbarn ein" der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland e.V., des Zentralrats der Juden in Deutschland und des Zentralrats der Muslime in Deutschland für DM 3,- in den neuen und DM 5,– in den alten Bundesländern:
Ökumenische Centrale
Postfach 90 06 17
D-60446 Frankfurt a. M.
Telefon 069/247027-0
Fax 069/247027-30
e-mail: ackoec@t-online.de
Monika Rupprecht,Projektbeauftragte der Ökumenischen Centrale für "Lade Deinen Nachbarn ein"