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Gabriele Erpenbeck: Steine im Weg

"Die Ausländer wollen sich nicht integrieren!" Meist mit einem Ausrufungszeichen versehen wird mir dieser Satz in vielen Diskussionen entgegengehalten. Was ist daran? Migrantinnen und Migranten sind nicht anders als du und ich. Sie haben ihre persönlichen Stärken und Schwächen. Die einen lernen schneller, die anderen langsamer. Im Umgang mit ihnen erfahre ich immer wieder: sie wollen Deutsch lernen, sie wollen mit der Gesellschaft kommunizieren. Aber es wird ihnen immer wieder deutlich gemacht: nur perfekte Deutschkenntnisse macht sie zu akzeptierten Nachbarn oder Kollegen.

Wo und wie kann man Deutsch lernen? Im Arbeitsleben? Dort kann man seinen Wortschatz vervollständigen, berufsbezogenes Deutsch lernen. Aber wie bekommt man heute einen guten Arbeitsplatz ohne ausreichende Deutschkenntnisse? Also müsste man in eine Sprachschule. Das ist ziemlich teuer und ohne eigenes Einkommen nicht bezahlbar. Die Volkshochschulen bieten Kurse an. Doch das ist nicht intensiv genug. An vielen Orten bieten sie keine Intensivkurse, sondern nur maximal vier Stunden pro Woche an. Das ist zwar bezahlbar, aber wenig effektiv. Was ist, wenn Kinder zu betreuen sind? Kann man Analphabeten und Akademiker, die schon drei andere Sprachen sprechen, gemeinsam unterrichten – oder nachgezogene Ehefrauen und qualifizierte Fachkräfte?

Schon bei diesen Fragen wird klar, dass das Angebot von Deutschkursen für Migrantinnen und Migranten sehr differenziert ausfallen muss. Vielleicht sollten diejenigen, die die Rahmenbedingungen für zukünftige Sprach- und Integrationskurse festlegen, einmal mit Migrantinnen und Migranten sprechen, um festzustellen, was manche bisher gehindert hat, an solchen Kursen teilzunehmen.

Hinzu kommt, dass es größere Personengruppen gibt, die keinen Anspruch haben, an staatlich geförderten Deutschkursangeboten teilzunehmen: Flüchtlinge ohne Bleiberecht sowie ausländische Familienangehörige von Spätaussiedlern. Für die letzte Gruppe soll es ab 2002 allerdings diesen Anspruch geben.

In Deutschland wird schon über Sanktionen nachgedacht für den Fall, dass sich ein Mensch solchen Kursen verweigert, obwohl immer deutlicher wird, dass das bereit gestellte Geld aller Voraussicht nach nicht ausreichen wird. Integration wird gefordert, aber nicht ausreichend gefördert.

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