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Erfolgreiche Vermittlung einer Frau aus Guinea durch das Start Guides Projekt Braunschweig in eine Pflegeausbildung

Projekttitel: Start Guides Braunschweig

Förderrichtlinie: „Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung von „Start Guides“ zur Unterstützung der Gewinnung und Integration internationaler Fachkräfte in Unternehmen in Niedersachsen“



Kurzzusammenfassung des Projekts:

Die „Start Guides“ haben die Aufgabe, Unternehmen und Zugewanderte bei der Integration in den niedersächsischen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu begleiten. Dabei sollen beide Seiten zusammengeführt, Einstellungsprozesse unterstützt und bei der nachhaltigen Sicherung der Ausbildungs- und Beschäftigungsverhältnisse mitgewirkt werden. Somit sollen den Zugewanderten die berufliche Integration erleichtert und gleichzeitig niedersächsische Betriebe bei der Suche nach Personal und damit der Behebung des Arbeits- und Fachkräftemangels unterstützt werden.


Ausgangslage:

Im Projekt „Start Guides“ wurden seit 2021 am Standort in Braunschweig gut 300 Menschen aus verschiedensten Ländern zum Thema „Berufliche Integration“ beraten. Eine davon war Frau K. aus Guinea, die im März 2023 erstmals zum „Start Guide“ Gerrit Dolle in die Beratung kam. Ihr Ziel war ein Einstieg in die Pflege, was zunächst ungewöhnlich schien, da sie in ihrer Heimat beruflich im Bereich Büro/Verwaltung tätig war. Doch diese Arbeit hatte ihr nie richtig gefallen. Auf die Nachfrage, warum sie nun in die Pflege wollte, berichtete Frau K. „mit leuchtenden Augen“, dass sie zu Hause im Bereich der privaten Pflege in der Familie tätig gewesen war und sie dies – im Gegensatz zur Arbeit im Büro – immer sehr gern gemacht hatte. Sie sah für sich in der Pflege auch nicht nur die Chance auf einen schnellen Berufseinstieg als ungelernte Hilfskraft, sie wollte eine Ausbildung machen. „Ich will einen richtigen deutschen Abschluss“, betonte Frau K. wiederholt. Der Start Guide sah für sie wegen des hohen Personalbedarfs in der Pflege und ihrer offensichtlich hohen Motivation einerseits die Chance auf einen Einstieg, andererseits hatte sie keine relevante Berufserfahrung und war mit Anfang 40 nicht im typischen „Ausbildungsalter“. Ihre Sprachkenntnisse schienen für eine Helfertätigkeit ausreichend, aber für eine Ausbildung wegen der hohen schulischen Ansprüche problematisch.


Aktivitäten/Vorgehen:

Um zunächst die (fachliche und sprachliche) Eignung zu testen und Frau K. einen ersten Einblick in die Pflege in Deutschland zu gewähren, wurde beschlossen, Frau K. nach Abschluss des noch laufenden Sprachkurses ein Praktikum zu organisieren. Dies sollte ihr ermöglichen, das deutsche Pflegesystem kennenzulernen, da dieses institutionalisierte System für Menschen aus anderen Ländern, in denen Pflege noch vorrangig Familiensache ist, oft ab-schreckend wirkt. Durch das Praktikum sollte zum einen festgestellt werden, ob der Berufswunsch von Frau K. auch nach diesem ersten Eindruck bestehen blieb. Zum anderen sollte vom Betrieb festgestellt werden, ob Frau K. fachlich, sprachlich und menschlich in die Pflege passt. Aufgrund ihres damaligen Wohnorts in einer nahegelegenen Flüchtlingsunterkunft lag es nahe, in einem Braunschweiger AWO-Pflegeheim anzufragen.

Anfang August 2023 kontaktierte der Start Guide die Einrichtung und es konnte zügig ein Kennenlerngespräch zwischen den Beteiligten vereinbart werden. Sowohl der Heimleiter wie auch die Pflegedienstleistung hatten einen positiven ersten Eindruck, sodass das angedachte „Schnupperpraktikum“ geplant und vom Start Guide schnell und unbürokratisch über das Jobcenter organisiert werden konnte. Frau K. startete dieses nur vier Tage nach dem Vorstellungsgespräch für sechs Wochen und konnte ihren Einstieg in den deutschen Pflegealltag feiern. Im Praktikum zeigte sie, dass sie „das Herz am rechten Fleck hat“ und mit ihrer ruhigen und freundlichen Art gut in der Pflege aufgehoben ist, sodass ihr der erhoffte Ausbildungsplatz (für den praktischen Teil der Ausbildung) und zur Überbrückung bis zum Ausbildungsstart im Sommer 2024 zusätzlich ein sofortiger Einstieg in einen Job als Pflegehilfskraft angeboten wurde.

So positiv die Entwicklung bis dahin verlief, begann danach die „Problemphase“. Zum einen ließ sich der angedachte Einstieg in eine Pflegehelfertätigkeit aus innerbetrieblichen Gründen doch nicht realisieren. Gleichzeitig kam Frau K. mit der Suche nach dem angestrebten B2-Sprachkurs nicht voran, da es bei den Sprachschulen keine freien Plätze gab. Vor allem aber ergab sich das Problem, dass bei einer schulischen Ausbildung, wie der zur Pflegefach-frau, die Auszubildenden nicht nur einen Praxisplatz, sondern auch einen Schulplatz für den theoretischen Teil der Ausbildung brauchen. Hier zeigte sich Ende 2023, dass es fast unmöglich schien, für den erhofften Ausbildungsstart 2024 noch einen Platz zu bekommen. Da es ohne diesen nicht geht, schien der Ausbildungsplan erledigt zu sein. Frau K. hatte wegen der nicht realisierbaren Einstellung im Altenheim weder eine „Übergangsbeschäftigung“, noch einen Sprachkurs.

Ende 2023 kam die Wende. Zunächst konnte Mitte Dezember 2023 noch ein Vorstellungsgespräch bei der Schule, die eigentlich keine freien Plätze mehr hatte, realisiert werden, sodass es Hoffnung auf einen Platz gab. Gleichzeitig ergab sich eine Möglichkeit für den erhofften B2-Kurs ab Februar 2024. Zudem entwickelten Start Guide und Altenheim die Idee, Frau K. statt des angedachten Helferjobs im Bundesfreiwilligendienst (BFD) zu beschäftigen, um ihr auf diese Weise Praxiserfahrung zu ermöglichen. Plötzlich klappte alles. Das Gespräch in der Schule lief erfolgreich und der erhoffte Schulplatz wurde zugesagt. Gleichzeitig konnte ab Februar 2024 der Beginn des B2-Kurses und der Antritt beim BFD organsiert wer-den. Die Doppelbelastung schreckte Frau K. nicht ab. Stattdessen betonte sie immer wieder, wie froh sie wäre, viel zu tun zu haben und durch Sprachkurs und den Dienst im Altenheim gleichzeitig sprachlich und fachlich dazulernen zu können.

Während mit dem gleichzeitigen Besuch von Sprachkurs und BFD alles gut lief, ergaben sich unerwartete bürokratische Probleme hinsichtlich des schon sicher geglaubten Schulplatzes für die Ausbildung. Dabei ging es nicht um die umfangreiche Organisation benötigter Unterlagen. Das größere Problem war der Nachweis eines ausreichenden Schulbesuchs von Frau K. Aufgrund Ihrer Herkunft konnte sie einen solchen nicht nachweisen und musste sich um Unterlagen aus ihrer Heimat bemühen, was schlussendlich gelang. Leider waren diese eher von begrenztem Wert und konnten die 12 Jahre Schulbesuch, die Frau K. nach eigenen Angaben absolviert hatte, nur eingeschränkt bestätigen. Andere Unterlagen gab es laut Frau K. nicht, daher stand die erhoffte Ausbildung im April 2024 wieder auf der Kippe.

Am Ende konnte dieses Problem durch intensiven Austausch gelöst werden. Gespräche des Start Guides mit dem Leiter der Pflegeschule ergaben, dass nicht die Landesschulbehörde die formalen Voraussetzungen für den Ausbildungseinstieg prüft, sondern die Schule selbst darüber entscheidet, ob jemand aufgenommen wird oder nicht. Daher wurde für Anfang Mai ein persönliches Gespräch zwischen Schulleiter, Frau K., Start Guide und dem Altenheim vereinbart. In diesem bekam der Schulleiter, bestärkt durch positive Rückmeldungen des Start Guides und vor allem aus der Praxis zu Frau K., einen so positiven Eindruck von ihr, dass sie am Ende die abschließende Zusage für den Schulplatz bekam.

Im August 2024, nach Beendigung des B2-Kurses und des BFD, konnte Frau K. endlich stolz und glücklich mit der Ausbildung starten! Wie nicht anders zu erwarten, läuft diese bisher gut. Auch wenn die Schule, gerade aufgrund der sprachlichen Anforderungen eine Herausforderung ist, will und wird Frau K. sich durchbeißen. In der Praxis gefällt es ihr, wie schon im BFD, sehr gut. Sie ist überzeugt, mit der Ausbildung die richtige Entscheidung getroffen zu haben und nach dem Abschluss als Fachkraft zu arbeiten. Sie freut sich, nicht mehr vom Jobcenter abhängig zu sein und Deutschland etwas zurückgeben zu können.


Wichtige Erkenntnisse:

Für „Start Guide“ Gerrit Dolle war dieser Fall einer der bisher aufwendigsten, am Ende aber auch erfolgreichsten und erfreulichsten. Trotz wiederholt aufgetretener Probleme gelang es, in Zusammenarbeit mit vielen beteiligten Akteuren, den „Ausbildungstraum“ von Frau K. zu realisieren und am Ende eine „Win-Win-Win-Win“-Situation zu schaffen. Neben Frau K. und der AWO ist diese Vermittlung auch ein Erfolg für den deutschen Staat, der nun eine der mehr als dringend benötigten Pflegekräfte erhält. So wird der hohe Bedarf an Pflegepersonal ein kleines bisschen gemindert. Zudem hat Frau K. den von ihr stets angestrebten Wechsel von einer Sozialleistungsempfängerin zu einer „Einzahlerin“ begonnen. Daneben haben die Menschen im Altenzentrum eine neue Mitarbeiterin bekommen, die die notwendige Pflege und Betreuung mit sicherstellt. Am Ende hatte die Start Guide-Vermittlung viele Gewinner und ist somit eine echte Erfolgsgeschichte.


Fakten zum Projekt:

Wer fördert das Projekt? Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Arbeit,
Gesundheit und Gleichstellung über die NBank.
Zudem aktuell eine kleine zusätzliche Förderung durch die Niedersächsische Lotto-sport-Stiftung.
Ggf. Regionales Fachkräftebündnis/
regionaler Fokus:
Fokus der Beratung liegt im Gebiet der Stadt Braunschweig;
Beratung daher nur (mit wenigen Ausnahmen) für Personen mit Wohnsitz im Stadtgebiet Braunschweig.
Zielgruppe: Vorrangig weiterhin Geflüchtete; grundsätzlich ist
das Projekt aber offen für (fast) alle Personen mit Migrationshintergrund.
Branchenfokus: -
Projektträger/in:
Ggf. Kooperationspartner/innen,
beteiligte Akteure/innen:
AWO-Bezirksverband Braunschweig e.V.
Projektlaufzeit: Seit 01.01.21; mit Verlängerung bis 31.12.25
Ansprechpartner/in im Projekt: Gerrit Dolle
Mehr Informationen unter: https://www.awo-bs.de/arbeitsmarktprojekte/be-rufliche-integration-von-migranten/awo-start-guide.html


Für die Inhalte dieses Dokuments ist die Projektträgerin / der Projektträger verantwortlich.

Logos MS, Start Guides, Lotto-Sport-Stiftung   Bildrechte: ms

Stand: 09.01.2025

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