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Ein Lehrer aus Ruanda wird mit Unterstützung des Start Guide-Projektes im nördlichen Emsland zum Programmierer eines großen Finanzunternehmens

Projekttitel: Start Guide im nördlichen Emsland


Förderrichtlinie: „Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung von „Start Guides“ zur Unterstützung der Gewinnung und Integration internationaler Fachkräfte in Unternehmen in Niedersachsen“



Kurzzusammenfassung des Projekts:


Das Projekt „Start Guide im nördlichen Emsland“ verfolgt das Ziel, die Integration von (jungen) Zugewanderten mit Flucht- und Migrationshintergrund in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu verbessern. Dafür sollen auch regionale Unternehmen für die neue Zielgruppe sensibilisiert und bei der Integration unterstützt werden. Im Fokus des Projekts stehen Orientierungs- und Beratungsangebote für Zugewanderte sowie Beratungs- und Unterstützungsangebote für regionale Betriebe.

Ausgangslage:

Im Rahmen des Projektes wurde ein Teilnehmer aus Ruanda begleitet, der eine Arbeitsstelle suchte. Er musste alleine fliehen und seine Familie zurücklassen. Mit einem Doktortitel in Mathematik und Philosophie war er in seinem Heimatland als Lehrkraft tätig. In Deutschland fiel es ihm schwer, daran anzuknüpfen. Er besuchte einen Sprachkurs und lernte jeden Tag weitere 8 Stunden zu Hause. Für ihn war klar, dass Sprache der Schlüssel für seine Zukunft ist.


Aktivitäten/Vorgehen:

In der Beratung zur Anerkennung seiner Qualifikationen schreckte der Teilnehmer vor der langen Bearbeitungszeit zurück. Zudem begleitet ihn die ständige Angst vor einer möglichen Abschiebung.

Die Idee, sein vorhandenes Wissen mit einer neuen Ausbildung zu verknüpfen, führten den Teilnehmenden und die Projektverantwortlichen zu einem Steuerbüro, das ihm die Möglichkeit einer Einstiegsqualifizierung als Steuerfachangestellter bot. Die unsichere Bleibeperspektive bereitete ihm jedoch große Sorgen, da während einer Einstiegsqualifizierung – ohne Rücksicht auf seine Integrationsprognosen in Deutschland - eine Abschiebung jederzeit möglich gewesen wäre.

Parallel dazu stießen die Projektverantwortlichen auf das Weiterbildungsprogramm "Refugeeks Coding Academy Hannover" der Hochschule Hannover, welches eine Programmier-Weiterbildung mit IHK-zertifiziertem Abschluss "IT-Spezialist Data Science / Web Technology" ermöglichte. Hier konnte der Teilnehmer seine Vorkenntnisse bestmöglich einbringen.

Währenddessen stellten die Wohnungssuche und die BAFÖG-Finanzierung weitere Herausforderungen dar. Hinzu kam, dass den Teilnehmer seine familiäre Situation sehr belastete und er sich sehr einsam fühlte.

Der Teilnehmer ließ sich davon aber nicht unterkriegen, kämpfte sich durch und konnte die Weiterbildung nach 6 Monaten erfolgreich abschließen. Im Anschluss wurde ihm eine Stelle in einem großen Finanzunternehmen in Hannover angeboten. Inzwischen konnte er auch seine Familie nachholen und ist jeden Tag überglücklich und dankbar für die ihm gebotene Chance.


Wichtige Erkenntnisse:

Auf Grund der unsicheren Bleibeperspektive ist es in Deutschland weiterhin schwer, die Potentiale von Geflüchteten zu nutzen und zu fördern. Aufwendige Anerkennungsverfahren, hohe Anforderungen bei den Sprachkenntnissen und eine unsichere Bleibeperspektive lassen viele Zugewanderte in niedrig qualifizierte Arbeit / Ausbildung einmünden. Das zeigt auch der aktuelle IAB-Kurzbericht (13-2023), wonach 41% der 2015 nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge unterhalb ihres Tätigkeitsniveaus vor ihrer Flucht beschäftigt sind.

Hinzu kommen die eingeschränkten Weiterbildungsprogramme. Das bei der Hochschule Hannover genutzte Förderprogramm war bereits im nächsten Semester nur noch mit Bildungsgutschein zugänglich, da die Förderung entfallen war. Für Bildungsgutscheine sind SGB II bzw. SGB III-Leistungsbezug (Anmerkung: Bezug von Arbeitslosengeld oder Bürgergeld) Voraussetzung, wodurch das Förderprogramm Asylbewerbern/-innen (egal welcher Bleibeperspektive) kategorisch verwehrt blieb. Aber auch für Drittstaatsangehörige, die über die Ukraine nach Deutschland geflohen waren und jetzt eine Fiktionsbescheinigung vorliegen hatten, wurde die Ausstellung eines Bildungsgutscheins für diese Weiterbildung verwehrt, obwohl die Weiterbildung an die vorliegende akademische Vorbildung angeschlossen hätte und eine anschließende erfolgreiche Integration als Fachkraft als sicher galt.


Fakten zum Projekt:

Wer fördert das Projekt? Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung
Ggf. Regionales Fachkräftebündnis/ regionaler Fokus: Nördliches Emsland
Zielgruppe: (junge) Zugewanderte mit Flucht- und Migrationshintergrund sowie regionale Unternehmen
Branchenfokus: kleine und mittelständische Unternehmen
Projektträger/in: Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland in Papenburg e.V. (HÖB) Spillmannsweg 30 26871 Papenburg
Projektlaufzeit: Ggf. verstetigt seit: 01.2021 – 12.2025
Ansprechpartner/in im Projekt: Stefanie Book
Mehr Informationen unter: https://www.hoeb.de/projekte/start-guide-im-noerdlichen-emsland/


Für die Inhalte dieser Seite ist die Projektträgerin / der Projektträger verantwortlich.


Logo MS und Start Guides   Bildrechte: ms

Stand: 14.12.2023

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