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WoB-Index Niedersachsen von FidAR: Bei Frauen in Führung hat Niedersachsen Verbesserungspotenzial

Erstes Ranking der 103 bedeutendsten Unternehmen in Niedersachsen nach dem Frauenanteil in Führungspositionen


Bei der gleichberechtigten Teilhabe haben die Unternehmen in Niedersachsen noch hohen Nachholbedarf. Der Frauenanteil in den Aufsichtsgremien der 103 größten öffentlichen und privatwirtschaftlichen Unternehmen Niedersachsens liegt mit 26,7 Prozent deutlich unter dem Bundesdurchschnitt der privatwirtschaftlichen (33,2 %) bzw. öffentlichen (34,7 %) Unternehmen in Deutschland. Auch in den Top-Managementorganen der 103 niedersächsischen Unternehmen sind Frauen mit 18,6 Prozent unterrepräsentiert (Bundesdurchschnitt Privatwirtschaft 13 %, öffentliche Unternehmen 22 %). Das zeigt eine exklusive Studie der Initiative FidAR im Auftrag des niedersächsi­schen Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung (Stand 1.01.2022). Die Ergebnisse der Studie werden heute im Rahmen des Forum Women-on-Boards in der Autostadt Wolfsburg vorgestellt.

An der Spitze des Rankings nach dem Frauenanteil im Aufsichtsgremium und Top-Management steht die Landesbeteiligung TourismusMarketing Niedersachsen (TMN), gefolgt von ÜSTRA Hannoversche Verkehrsbetriebe, einer kommunalen Beteiligung der Stadt Hannover, dem Institut für pharmazeutische und angewandte Analytik (InphA), einer Beteiligung des Landes Niedersachsen gemeinsam mit Bremen, Hamburg, Hessen, Saarland und Schleswig-Holstein, sowie hannoverimpuls, die Wirtschaftsförderungsgesellschaft von Stadt und Region Hannover. Alle vier haben eine rein mit Frauen besetzte Geschäftsleitung. Das höchstgerankte Unternehmen der Privatwirtschaft ist auf Platz 19 Avacon mit einem Frauenanteil im Aufsichtsrat von 40 und im Top-Managementorgan von 33,33 Prozent. Auf den Plätzen 20 bis 23 folgen mit CEWE, Continental, KWS SAAT und Hannover Rück zwei DAX-40- und zwei SDAX-Konzerne. Das Schlusslicht bilden neun Unternehmen mit frauenfreier Führungsetage.

„Gleichstellung ist ein zentrales Thema für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft. Hier müssen auch die Unternehmen handeln. Der erste Women-on-Board-Index Niedersachsen ermöglicht uns eine Standortbestimmung für die Unternehmen des Landes, der Kommunen und der Privatwirtschaft“, erklärt Daniela Behrens, Niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, bei der Vorstellung der Studie in Wolfsburg. „Zwar hat sich der Frauenanteil in leitenden Positionen in den vergangenen Jahren deutlich verbessert – auch dank der von der Bundesregierung eingeführten Frauenquote für Aufsichtsräte. Das gilt auch für Niedersachsen. Allerdings ist noch nachweislich Potenzial vorhanden, das es zu heben gilt. Wir wollen bei den Beteiligungen des Landes und der Kommunen wie auch in der Privatwirtschaft Fortschritte sehen. Denn wir haben hier in Niedersachsen genügend bestens qualifizierte Frauen, die bereit sind, Führungsverantwortung zu übernehmen.“

„Bei der Gleichberechtigung zeigt sich immer wieder: Wo explizite gesetzliche Vorgaben fehlen, hinkt der Frauenanteil hinterher. In Niedersachsen fallen nur sehr wenige Unternehmen unter die gesetzlichen Quotenregelungen und die Zielgrößenpflicht. Aber fehlender Druck des Gesetzgebers ist keine Ausrede für mangelndes Engagement. Die Unternehmen brauchen glaubhafte Gleichstellungskonzepte und spürbar mehr Frauen auf allen Führungsebenen“, erklärt FidAR-Gründungspräsidentin Monika Schulz-Strelow, die die Studie federführend betreut hat. „Da die freiwilligen Maßnahmen nicht greifen, sollten klare Ziele zur gleichberechtigten Teilhabe bei den Beteiligungen des Landes Niedersachsen und der Kommunen im Public Corporate Governance Kodex sowie in Corporate-Governance-Regelungen der Kommunen verankert werden. Zudem müsste die Aufsichtsratsquote für viel mehr Unternehmen gelten. Das ist der effektivste Hebel, um Veränderungen auf allen Führungsebenen zu erreichen“, ergänzt die Vize-Präsidentin von FidAR, Prof. Dr. Anja Seng.

Mit der Berufung von zwei Frauen – Hauke Stars und Hildegard Wortmann – hat Volkswagen im Februar 2022 ein deutliches Zeichen für mehr Frauen in der Konzernspitze gesetzt. Zum 1. Juli zieht zudem mit Imelda Labbé erstmals eine Frau in den Vorstand der Kernmarke Volkswagen Pkw ein. „Wir brauchen mehr Frauen in Führungspositionen, um nachhaltig erfolgreich zu sein. Auf diesem Weg sind Instrumente wie die Frauenquote unverzichtbar. Unser Ziel ist es aber, dass wir alle dies irgendwann nicht mehr benötigen und Diversität auf allen Managementebenen der Normalfall sein wird. Darauf arbeiten wir bei Volkswagen intensiv hin und wollen uns gerade mit Blick auf die ersten beiden Führungsebenen unterhalb des Vorstands noch weiter verbessern“, betont Gunnar Kilian, Mitglied des Vorstands Personal und Truck & Bus der Volkswagen AG, bei der Präsentation der Studie in der Autostadt Wolfsburg.

Der Women-on-Board-Index Niedersachsen ist die erste detaillierte Studie zu Frauen in Führungspositionen auf der Ebene eines Bundeslandes gemeinsam für öffentliche und privatwirtschaftliche Unternehmen. Untersucht wurden die Aufsichtsgremien und Top-Managementorgane von 103 niedersächsischen Unternehmen zum Stand 1.01.2022: Die 31 nach Beschäftigtenzahl größten privaten, 30 ausgewählte kommunale und 42 Landesunternehmen, die die Kriterien erfüllen. Neben den Frauenanteilen in den Aufsichtsgremien und den Top-Managementorganen standen auch die von den Unternehmen gesetzten Zielgrößen für das Aufsichtsgremium, das Top-Managementorgan und die obersten beiden Managementebenen im Fokus. Von den untersuchten Unternehmen sind 46 börsennotiert oder mitbestimmt und unterliegen damit der Pflicht, Zielgrößen zu veröffentlichen. Allerdings werden nur von 27 Unternehmen (58,7 %) Zielgrößen definiert.

Die Studienergebnisse werden heute beim Forum Women-on-Boards in der Autostadt Wolfsburg präsentiert. Der WoB-Index Niedersachsen wird gefördert vom Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung. Die Studie wurde von FidAR unter wissenschaftlicher Begleitung von Prof. Dr. Michèle Morner, Leiterin des Wissenschaftlichen Instituts für Unternehmensführung und Corporate Governance, erstellt.

Die Studie zum WoB-Index Niedersachsen sowie die wichtigsten Ergebnisse können unter https://niedersachsen.wob-index.de eingesehen werden. Informationen zum Forum Women-on-Boards finden Sie unter www.ms.niedersachsen.de/wob-index.

Ihre Ansprechpartnerinnen

Monika Schulz-Strelow, Gründungspräsidentin FidAR – Frauen in die Aufsichtsräte e. V., Berlin
Tel.: +49 (30) 887 14 47 13, E-Mail: monika.schulz-strelow@fidar.de

Prof. Dr. Anja Seng, Vize-Präsidentin Frauen in die Aufsichtsräte e. V., Berlin
Tel.: +49 (1 51) 12 54 64 60, E-Mail: anja.seng@fidar.de

Pressekontakt

Matthias Struwe | Eye Communications | Agentur für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49 (7 61) 137 62-21, E-Mail: m.struwe@eyecommunications.de

Über FidAR:

FidAR – Frauen in die Aufsichtsräte e. V. ist eine überparteiliche und überregionale Initiative, die 2006 von Frauen in Führungspositionen in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ins Leben gerufen wurde. FidAR strebt eine nachhaltige Erhöhung des Frauenanteils in den Aufsichtsräten deutscher Unternehmen und die Verbesserung der Unternehmenskontrolle und -kultur an. Ziel der Initiative, getragen von über 1.100 Frauen und Männern, ist die paritätische Besetzung aller Führungspositionen in der deutschen Wirtschaft. FidAR verfolgt diese Ziele im engen Austausch mit Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und in Kooperation mit den relevanten Wirtschafts- und Frauenverbänden. Mehr Informationen zu FidAR im Internet unter www.fidar.de.

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erstellt am:
10.05.2022

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