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Sozial- und Gesundheitsministerin Carola Reimann besucht Diakonie-Nachbarschaftszentrum Wollepark: „Projekt zur Gesundheitsförderung in sozial benachteiligten Stadtteilen ist ein wichtiger Beitrag zur Chancengerechtigkeit“

Ernährungsberater und Sportpädagogen informieren in speziell zugeschnittenen Veranstaltungen über einfache Möglichkeiten der Gesundheitsversorge und gesunden Lebensweise, entwickeln für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer passgenaue Ernährungs- und Bewegungskonzepte. Es handele sich hierbei um ein Angebot mit Modellcharakter, sagte Niedersachsens Sozial- und Gesundheitsministerin Dr. Carola Reimann heute bei ihrem Besuch des Nachbarschaftszentrums der Diakonie im Delmenhorster Stadtteil Wollepark. Zuvor hatte die örtliche Diakonie gemeinsam mit dem Verband der Ersatzkassen (vdek) sowie Teilnehmerinnen und Teilnehmern das Pilotprojekt zur Gesundheitsförderung sozial benachteiligter Familien präsentiert. Im Zuge des Modellvorhabens werden Gesundheitstreffen in den Delmenhorster Stadtteilen Wollepark, Düsternort und Hasport etabliert. Dafür stehen Räume der Nachbarschaftsbüros der Diakonie zur Verfügung. Die Umsetzung hat das Delmenhorster Institut für Gesundheitsförderung (DIG) übernommen.

„Wir dürfen es nicht hinnehmen, dass Menschen aus Familien mit geringem Einkommen statistisch gesehen häufiger gesundheitlichen Beeinträchtigungen ausgesetzt sind und eine geringere Lebenserwartung haben“, erklärte Ministerin Carola Reimann, „wir wollen, dass Kinder – unabhängig vom Einkommen ihrer Eltern – gute Startbedingungen für ein erfülltes Leben haben, deshalb sind die Gesundheitsvorsorge und Informationen zu einer gesunden Ernährung in sozial benachteiligten Stadtteilen ein wichtiger Beitrag zur sozialen Gerechtigkeit in Deutschland.“ Dr. Carola Reimann dankte dem Verband der Ersatzkassen, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Diakonie sowie Dr. Johann Böhmann vom DIG für ihre Pionierarbeit.

Hanno Kummer, Sprecher der vdek-Landesvertretung, sagte bei dem Termin in Delmenhorst: „In Niedersachsen erörtern Land, Krankenkassen und andere Akteure auf Basis einer Landesrahmenvereinbarung regelmäßig Bedarfe, Ziele und Handlungsmöglichkeiten im Bereich Prävention. Die Ersatzkassen haben einen Impuls aus diesem Dialog aufgegriffen und gemeinsam mit Diakonie und DIG das Delmenhorster Projekt abgestimmt. Wir wollen damit gezielt Menschen in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld ansprechen, die sozial bedingt ungünstigere Gesundheitschancen haben als andere.“ Die Ersatzkassen tragen Projektkosten in Höhe von 167.000 Euro.

„Das bekannte ,Dilemma‘, dass die Menschen und Familien mit den höchsten gesundheitsförderlichen Bedarfen in der Regel am schwersten oder gar nicht zu erreichen sind, ist die Herausforderung des Projektes“, erklärte Dr. Johann Böhmann, ehrenamtlicher Direktor des Delmenhorster Instituts für Gesundheitsförderung. Aufgrund der fast 20-jährigen Erfahrungen seines Instituts mit maßgeblicher Beteiligung an kommunalen Programmen wie „Präventionsketten“ und „Gesundheitsregion Niedersachsen“ gelinge es durch persönliche Kontakte zu betroffenen Familien, deren Einstellungen zu Gesundheit und Vorstellungen zur Verbesserung im unmittelbaren Wohnumfeld festzustellen. Darauf aufbauend würden konkrete Fördermaßnahmen mit Beteiligung von Multiplikatoren im Wohnumfeld partizipativ entwickelt, so Dr. Böhmann. Bislang wurden die bereits vorhandenen Strukturen, Akteure und Aktivitäten insbesondere der Nachbarschaftsbüros in einer Strukturanalyse beschrieben, um vorhandene Ressourcen zu nutzen und auch die Ein- und Vorstellungen der professionellen Akteure zu gesundheitlichen Themen zu erkennen. Diese Analyse des Netzwerks ist nun abgeschlossen.

Derzeit werden in 1½ stündigen Interviews mit Familien aller Nationalitäten, falls nötig mit Übersetzung von geschulten Dolmetschern, die Vorstellungen und Wünsche der Bewohnerinnen und Bewohner in den drei Nachbarschaften ausgewertet. Dr. Johann Böhmann: „Dabei interessieren auch die kulturell unterschiedlichen Einstellungen zu gesunder Lebensweise sowie die Akzeptanz von Maßnahmen vor allem in den Bereichen Ernährung und Bewegung. Die ersten 25 von geplanten mindestens 50 Interviews sind abgeschlossen. Die ersten Ergebnisse sind schon jetzt sehr aufschlussreich.“ Für die Projektverantwortlichen ist klar: Der soziale Status hat Einfluss auf das Gesundheitsverhalten. Auf Basis einer Bedarfsanalyse sollen deshalb vor allem passgenaue Ernährungs- und Bewegungskonzepte durch Ernährungsberaterinnen, Sportpädagogen und anderes Fachpersonal gestaltet und den beteiligten Familien angeboten werden. Die Teilnahme ist kostenfrei. Delmenhorst hat einen besonders hohen Anteil an sozial benachteiligten Einwohnerinnen und Einwohnern sowie Menschen mit Zuwanderungsgeschichte.

Die Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes Delmenhorst/Oldenburg-Land e.V., Saskia Kamp, erläuterte: „Die Diakonie arbeitet seit 19 Jahren mit dem Arbeitsprinzip der Gemeinwesenarbeit in Delmenhorst. Unsere Nachbarschaftsbüros liegen zentral in den Quartieren und sind akzeptierte Anlaufstellen für die Menschen vor Ort. Der gewählte Ansatz unterstützt dabei unserer Grundhaltung, Angebote nicht für, sondern mit den Menschen zu entwickeln. So werden Inhalte zum Thema Gesundheit von den Menschen aus entwickelt und können so passgenauer und wirksamer eingesetzt werden. Wir freuen uns auf die Ergebnisse der Interviews und sind gespannt, welche Angebote an den heterogenen Standorten umgesetzt werden.“

Schmuckgrafik (zum Artikel: Pressemitteilungen) Bildrechte: LGLN

Artikel-Informationen

erstellt am:
02.08.2018
zuletzt aktualisiert am:
16.08.2018

Ansprechpartner/in:
Uwe Hildebrandt

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