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Netzwerk ProBeweis wächst

Sozial- und Frauenministerin Cornelia Rundt: „Der Opferschutz steht an oberster Stelle“


Der gefährlichste Mann für eine Frau ist der eigene: jede dritte Frau erlebt schätzungsweise mindestens einmal im Leben häusliche Gewalt, die Täter sind meistens der eigene Ehe- oder Lebenspartner. Diese enge soziale Bindung macht es den Frauen oftmals schwer, ihre Rechte wahrzunehmen und ihre Peiniger bei der Polizei anzuzeigen. Doch für eine aussichtsreiche Strafverfolgung ist es wichtig, so schnell wie möglich die Beweise für die Gewalttat zu sichern.

„Das Netzwerk ProBeweis dokumentiert gerichtssicher Gewaltspuren, damit die Opfer in einer ohnehin sehr belastenden Situation nicht auch noch sofort eine Anzeige erstatten müssen. Der Schutz der Opfer steht hier für mich an oberster Stelle“, sagt Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt. Für die Frauen beginne meist eine Gewaltspirale, die sie nur schwer durchbrechen können, so die Ministerin. „Sie leiden an den physischen und psychischen Folgen, schämen sich, machen sich Selbstvorwürfe – und haben Hemmungen, zur Polizei zu gehen“, betont Rundt. Das Allgemeine Krankenhaus Celle ist jetzt dem Netzwerk ProBeweis beigetreten. Damit sind inzwischen 19 Standorte in 16 niedersächsischen Städten im Netzwerk aktiv.

Opfer häuslicher oder sexueller Gewalt sind häufig so stark traumatisiert, dass sie erst Monate oder Jahre später Anzeige erstatten. Eine spätere strafrechtliche Verfolgung scheitert dann möglicherweise daran, dass Aussage gegen Aussage steht und keine verwertbaren Spuren mehr zur Verfügung stehen. Mit ProBeweis ist die frühzeitige anonymisierte Dokumentation von Beweisen möglich, um auch noch Jahre später eine Anzeige zu erstatten.

Auch für Opfer, die sexuelle Gewalt außerhalb einer Partnerschaft erlebt haben, ist ProBeweis da. So können Frauen, die beispielsweise durch K.O.-Tropfen zunächst betäubt und in diesem Zustand dann sexuell missbraucht wurden, ebenfalls die Beweissicherung für eine gerichtssichere Dokumentation in Anspruch nehmen.

ProBeweis wurde vor drei Jahren vom Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung zunächst an den Standorten Hannover und Oldenburg ins Leben gerufen. Mittlerweile gibt es in Niedersachsen in 16 Städten an 19 Standorten für Betroffene die Möglichkeit, Verletzungen dokumentieren und objektive Beweise zeitnah sichern zu lassen, ohne dass sie eine Strafanzeige erstatten müssen. Die rechtsmedizinische Abteilung der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) koordiniert das Projekt ProBeweis. Mögliche Tatspuren werden standardisiert dokumentiert und professionell gesichert. Die Ergebnisse der Untersuchung unterliegen der ärztlichen Schweigepflicht und werden nur auf ausdrücklichen Wunsch des Opfers, zum Beispiel im Falle einer späteren Strafanzeige, weitergegeben.

In der Pilotphase des Projekts von 2012 bis 2014 standen jährlich Landesmittel in Höhe von 270.000 Euro bereit. Für eine dreijährige Verlängerung des Projektes bis 2017 wurden Landesmittel in derselben Höhe im Haushalt eingestellt. Die AOK Niedersachsen beteiligt sich ab 2015 ebenfalls und unterstützt das Projekt jährlich mit 40.000 Euro. Insgesamt wurden 276 Fälle registriert, davon 35 Fälle in diesem Jahr. In 56 Fällen wurden Anzeigen erstattet. (Stand Mai 2015)

Folgende Städte sind im Netzwerk vertreten:

Aurich, Braunschweig (2 Standorte), Celle, Göttingen, Hannover (2 Standorte), Lüneburg, Meppen, Northeim, Oldenburg (2 Standorte), Osnabrück, Papenburg, Stade, Uelzen, Vechta, Verden und Wolfsburg

Presseinformationen Bildrechte: Land Niedersachsen

Artikel-Informationen

erstellt am:
19.08.2015

Ansprechpartner/in:
Frau Heinke Traeger

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