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Antibiotika-Minimierungskonzept des Landes zeigt erste Wirkungen

Licht und Schatten bei Antibiotikaresistenzen - Auswertung von niedersächsischen Resistenzdaten zum morgigen Antibiotikatag


Antibiotika sind neben Impfungen eines der wichtigsten Instrumente im Kampf gegen Infektionskrankheiten, die durch Bakterien verursacht werden. Ziel des morgigen europäischen Antibiotikatages ist es, auf die Gefahr zunehmender Resistenzen hinzuweisen. Die aktuelle Auswertung der Daten des Antibiotika-Resistenz-Monitorings in Niedersachsen zeigt sowohl positive als auch negative Trends. So treten zum Beispiel beim Krankenhauskeim Staphylococus aureus seltener Resistenzen auf als noch vor wenigen Jahren. Während 2006 über 26 Prozent der untersuchten Bakterienstämme gegen das Leitantibiotikum Methicillin resistent waren (sogenannte MRSA), ist dieser Anteil bis 2014 kontinuierlich auf 18,4 Prozent zurückgegangen.

„Gerade in den vergangen Jahren gab es eine hohe Aufmerksamkeit für das Thema MRSA in den Krankenhäusern, die auch durch die Kooperation in lokalen Netzwerken gefördert wurde“, sagt Dr. Matthias Pulz, Präsident des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes. "Allerdings kann bei einem Anteil von noch immer weit über 10 Prozent resistenter Stämme noch lange keine Entwarnung gegeben werden."

Wie dringend notwendig es ist, für die Wirksamkeit von Antibiotika zu kämpfen, zeigt zum Beispiel die Zunahme bei Infektionen durch antibiotikaresistente Darmbakterien in Krankenhäusern. In 2006 waren noch 2,8 Prozent der E. coli-Bakterien resistent gegen Cefotaxim, 2014 bereits 11,1 Prozent. Cefotaxim wird als Indikator für die große Wirkstoffgruppe der Cephalosporine (1.-3. Generation) getestet. Zunehmend werden bei diesen Bakterien auch Resistenzen gegen mehrere Antibiotikagruppen beobachtet (Multiresistente gramnegative Erreger, MRGN).

Die Ausbreitung resistenter Bakterien wird maßgeblich durch den Einsatz von Antibiotika beeinflusst. Da Bakterien nicht nur von Mensch zu Mensch, sondern auch zwischen Tieren und Menschen ausgetauscht werden, begünstigt jede Antibiotikagabe, sowohl bei Tieren als auch bei Menschen, die Resistenzentwicklung. „Antibiotika sind wertvolle Medikamente und unser wichtigstes Instrument im Kampf gegen Infektionskrankheiten. Ihr Einsatz ist oft unvermeidlich. Es gilt die Devise: so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich!“, sagt Niedersachsens Sozial- und Gesundheitsministerin Cornelia Rundt. Als Hilfestellung für die Antibiotikatherapie hat das Niedersächsische Landesgesundheitsamt einen Ratgeber für Ärzte im niedergelassenen Bereich erstellt. Der Ratgeber kostet 10 Euro und kann auf der Internetseite des Landesgesundheitsamtes bestellt werden.

Um der Resistenzbildung entgegenzuwirken, soll der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung innerhalb von fünf Jahren halbiert werden. Das vom Land initiierte Antibiotika-Minimierungskonzept zeigt erste Wirkungen, neuesten Auswertungen zufolge erhalten Nutztiere gegenüber den Vorjahren weniger Antibiotika. Dies bedeutet jedoch noch keine Entwarnung. Künftig wird unter Berücksichtigung des One-Health-Gedankens ein Fokus der Resistenzvermeidung sein, dass Antibiotika, die für die Behandlung von Infektionskrankheiten des Menschen besondere Bedeutung haben (sogenannte Reserveantibiotika), bei Mensch und Tier nur zum Einsatz kommen, wenn andere Wirkstoffe nicht zu einer Heilung führen.

Die Erhebung und Auswertung von Resistenzdaten und der Ratgeber zur Antibiotikatherapie sind Bausteine der Niedersächsischen Antibiotika-Strategie, die u.a. folgende Aktivitäten umfasst:

  1. Fortbildungsveranstaltungen „Antibiotikatherapie“ für Ärztinnen und Ärzte aus Krankenhäusern

  2. Ratgeber „Rationale orale Antibiotikatherapie für Erwachsene im niedergelassenen Bereich“

  3. Antibiotika-Resistenz-Monitoring: ARMIN

  4. Netzwerkbildungen, z.B. Grenzüberschreitendes EU-Projekt ‚EurSafety Health-net‘ und regionale Netzwerke innerhalb Niedersachsens

Servicehinweis

Mehr Infos finden Sie auf:

www.antibiotikastrategie.niedersachsen.de und www.nlga.niedersachsen.de

Presseinformationen Bildrechte: Land Niedersachsen

Artikel-Informationen

erstellt am:
17.11.2015

Ansprechpartner/in:
Uwe Hildebrandt

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