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Antibiotikastrategie

Rede der Niedersächsischen Sozialministerin Cornelia Rundt


Sitzung des Niedersächsischen Landtages am 26.10.2016, TOP 3



- Es gilt das gesprochene Wort -

„Heute können wir viele Krankheiten durch Antibiotika behandeln. Doch leider verfügen einige Bakterien über Mechanismen, die dazu führen, dass Antibiotika nicht wirken. Diese resistenten Bakterien können sich trotz Antibiotikagabe stark vermehren, werden durch mangelnde Hygiene übertragen und über die Umwelt verbreitet.

Die Vermehrung, Übertragung und Verbreitung von Antibiotikaresistenzen zu begrenzen und zurückzudrängen ist von herausragender Bedeutung für die Gesundheit von Menschen und Tieren und politische Aufgabe für die Landesregierung.

Erschreckende Schätzungen sagen voraus, dass bei einer unveränderten Zunahme der Resistenzen im Jahr 2050 mehr Menschen an Infektionen mit Antibiotikaresistenzen versterben werden als an Tumorerkrankungen. Und bis dahin werden immense Kosten für die Behandlung solcher Infektionen auf die Volkswirtschaft zukommen.

Die Landesregierung hat in den letzten Jahren viel getan, um die Antibiotikaresistenzen zu minimieren. Hier möchte ich nur exemplarisch einige Maßnahmen nennen:

  1. Durch die Niedersächsische Verordnung über Hygiene und Infektionsprävention in medizinischen Einrichtungen werden strukturelle und inhaltliche Vorgaben für diese Einrichtung festgeschrieben.

  2. Das Landesgesundheitsamt, die Medizinische Hochschule Hannover und die Universitätsmedizin Göttingen bilden Fachärztinnen und Fachärzte für Hygiene und Umweltmedizin aus.

  3. Das Landesgesundheitsamt führt Fortbildungen für Fachpersonal der Hygiene für Krankenhäuser und auch für Alten- und Pflegeheime und Praxen für ambulantes Operieren sowie zur Antibiotikatherapie für Personal des Krankenhauses durch.

  4. Zusammen mit den Niederlanden führen wir ein INTERREG-Projekt durch, das insbesondere die Zusammenhänge zwischen Human- und Tiermedizin bearbeitet.

  5. Die Antibiotika-Gabe in niedersächsischen Tiermastbetrieben wird minimiert.

    Durch diese verschiedenen Maßnahmen konnten bereits erste Fortschritte erreicht werden. Für den Humanbereich ist hier in erster Linie die Entwicklung bei MRSA zu nennen, einem bekannten resistenten Bakterium. Stieg der Anteil resistenter Typen bis zum Jahr 2010 im stationären Bereich auf 25 Prozent an, so sank dieser im Jahr 2015 wieder auf 18 Prozent ab.

    Die Maßnahmen zur Minimierung des Antibiotikaeinsatzes in der Tiermast zeigen ebenfalls Erfolg. Die Therapiehäufigkeiten der „Spitzenverbraucher“ an Antibiotika sank seit dem Jahr 2014 bei Mastschweinen um rund 57 Prozent, bei Mastferkeln um rund 51 Prozent und bei Mastkälbern um rund 52 Prozent. Bei Mastputen und Masthühnern liegen die Therapiehäufigkeiten der „Spitzenverbraucher“ an Antibiotika um 45 Prozent bzw. rund 32 Prozent niedriger als zu Beginn der Einführung des Antibiotika-Minimierungskonzeptes in der landwirtschaftlichen Tierhaltung.

    Die Reduktion des Antibiotikaeinsatzes wird auch anhand der von hiesigen Tierärzten bezogenen Menge an Antibiotika deutlich. Die abgegebene Menge an Antibiotika ging um rund 37 Prozent allein zwischen den Jahren 2014 und 2015 zurück.

    Damit ist die niedersächsische Landesregierung auf dem besten Weg, ihr Ziel, nämlich eine Reduktion des Antibiotikaeinsatzes in niedersächsischen Mastbetrieben um 50 Prozent, zu erreichen.

    Dies zeigt, dass übergeordnete Maßnahmen zum Erfolg führen können. Der Bewusstseinswandel bei den Akteuren ist deutlich zu spüren. Aber auch 18 Prozent Anteil MRSA und die äußerst positive Entwicklung in der Nutztierhaltung sind noch kein ausreichendes Indiz dafür, dass wir unsere Bemühungen einstellen könnten. Und gerade die Bildung von Resistenzen unterschiedlicher Bakterien, die den Darmtrakt besiedeln, bereitet Expertinnen und Experten besondere Sorge.

    Deshalb hat die Landesregierung im letzten Jahr einen Interministeriellen Arbeitskreis gegründet, der eine gemeinsame ressortübergreifende Strategie gegen Antibiotikaresistenz entwickelt hat.

    Das Sozialministerium, das Landwirtschaftsministerium, das Umweltministerium sowie das Wissenschaftsministerium arbeiten gemeinsam an dieser Strategie. Damit wird dem One-Health-Ansatz Rechnung getragen.

    Der IMAK hat dem Kabinett im September einen Zwischenbericht über die bereits umgesetzten Maßnahmen vorgelegt.

    Ziel des Interministeriellen Arbeitskreises ist es, den Anteil antibiotikaresistenter Bakterien weiter zu begrenzen und zurückzuführen, damit die Wirksamkeit von Antibiotika für die Behandlung bakterieller Infektionskrankheiten bei Mensch und Tier erhalten bleibt.

    Die Landesregierung hat viele Initiativen und Maßnahmen eingeleitet, den Antibiotikaeinsatz zu reduzieren und die Hygiene zu stärken. Die enge Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Ressorts bzw. Fachdisziplinen wird diesen Maßnahmen und Initiativen neue Impulse geben. Wir werden unsere Verantwortung in diesem Bereich auch zukünftig wahrnehmen.

    Vielen Dank.“

Presseinformationen Bildrechte: Land Niedersachsen

Artikel-Informationen

erstellt am:
26.10.2016

Ansprechpartner/in:
Uwe Hildebrandt

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