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Sozialministerin Cornelia Rundt: „Der Kinderschutz wird in Niedersachsen gestärkt“

Kinderschutzkonferenz tagte im Sozialministerium in Hannover


„Wir bauen in Niedersachsen passgenaue Angebote für Familien auf, mit denen wir die Situation der Kinder im Land verbessern und den Kinderschutz stärken“, erklärte Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt bei der heutigen Kinderschutzkonferenz in Hannover. Rundt: "Wir setzen zu allererst auf Präventionsprojekte, weil wir so etwas unternehmen können, bevor sich die Lage in einer Familie zuspitzt."

Zu den konkreten, vom Sozialministerium geförderten Projekten zählen: das Projekt "Kindersicherheit in Kommune und Kita", die Ausweitung des Familienhebammenprojekts auf Kinderkrankenpflegerinnen und -pfleger sowie das Präventionsprojekt "Dunkelfeld" der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), mit dem verhindert werden soll, das pädophil veranlagte Männer zu Tätern werden. Rundt begrüßte zudem den Aufbau einer Kinderschutzakademie durch den Kinderschutzbund.

Mehr als 30 Vertreterinnen und Vertreter von Kinderschutzverbänden, Forschungs- und Gesundheitseinrichtungen, Stiftungen, Kirchen, Behörden sowie Kommunen kamen im Sozialministerium zusammen und diskutierten mit der Ministerin über den Kinderschutz. Gastgeberin Rundt erntete Zustimmung für ihren Vorschlag, die Beratungsangebote für Familien übersichtlicher zu gestalten. "Beratung aus einer Hand anzubieten ist eine besondere Herausforderung in einem Flächenland wie Niedersachsen", sagte Rundt: "Wir wollen besonders auch den Ausbau von Familienzentren weiter unterstützen, damit Eltern in allen Lebenssituationen Unterstützung erhalten. Die Menschen müssen wissen, wer vor Ort Ansprechpartnerin oder Ansprechpartner ist." Dem Kinderschutz im ländlichen Raum werde künftig besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Die soziale Infrastruktur dürfe nicht als Folge des demografischen Wandels wegbrechen.

Die bei der Kinderschutzkonferenz erörterten Projekte:

„Eine Chance für Kinder“

"Wir haben in Niedersachsen 250 Familienhebammen, die in den Kommunen zur Verfügung stehen - wir sind damit bundesweit Vorreiter", betonte Rundt: "Der Unterstützungsbedarf ist so groß, dass wir inzwischen zusätzlich damit begonnen haben, Kinderkrankenpflegerinnen zu sogenannten Familienkindergesundheitspflegerinnen fortzubilden."

Niedersachsen hat als erstes und bisher einziges Bundesland eine staatlich anerkannte Weiterbildung für Familienhebammen. Nun geht die Qualifizierungsoffensive in die nächste Runde. Die Stiftung „Eine Chance für Kinder“ hat ihr Portfolio erweitert und qualifiziert nun auch Kinderkrankenpflegerinnen. Die ausgebildeten Fachkräfte unterstützen insbesondere Familien mit behinderten, chronisch kranken Kindern und mit Frühgeborenen.

Kindersicherheit in Kita und Kommune (KiKuK)

Verletzungen von Kindern sollen mit dem KiKuK-Projekt verhindert werden. Das Delmenhorster Institut für Gesundheitsförderung (DIG) entwickelt zusammen mit dem Verein Gesundheit im Kindesalter e.V. und dem Klinikum Delmenhorst kommunale Lösungsansätze, um Kinder vor Unfallgefahren und Vernachlässigung zu schützen. Da Erzieherinnen und Erzieher Kontakt zu 95 Prozent der Familien mit kleinen Kindern haben, würden diese gezielt weitergebildet – Erzieherinnen und Erzieher werden zu Sicherheitsexpertinnen und -experten. „Sie können die Familien für Verletzungsgefahren sensibilisieren“, sagte Dr. Johannes Böhmann vom DIG. Das Problem: „Wenn das Elternhaus nicht funktioniert, greifen viele unserer Hilfen nicht“, so Böhmann. Das Projekt wird mit insgesamt 60.000 Euro vom Land gefördert

„Dunkelfeld“-Projekt zum Thema Pädophilie

Zwei weitreichende Angebote für Männer mit pädophiler Neigung bieten die MHH sowie das Asklepios Klinikum Göttingen und die Universität Göttingen. Mit dem Präventionsprojekt „Dunkelfeld“ der MHH soll verhindert werden, dass Kinder überhaupt Opfer von sexuellen Übergriffen werden. Bei dem vom Land geförderten Projekt hat sich gezeigt, dass in Niedersachsen im Dunkelfeld lebende, noch nicht übergriffig gewordene Pädophile Behandlungsangebote in erheblichem Ausmaß freiwillig aufgreifen. Die pädophile Neigung lasse sich nicht ändern, erläuterte Professor Uwe Hartmann von der MHH, aber es lasse sich durch Beratung und Training verhindern, dass diese Männer zu Tätern werden: „Du kannst nichts für deine Neigung, aber du bist verantwortlich für deine Taten.“ Das Projekt hat neben dem Angebot in Hannover auch einen Stützpunkt in Osnabrück, es wird mit jährlich 126.000 Euro gefördert. Informationen liefert die Internetseite www.kein-taeter-werden.de.

Mit Stand von Anfang Mai 2013 haben insgesamt 371 Personen Kontakt zum Projektteam aufgenommen, von denen 167 Personen ein ernsthaftes Interesse an dem diagnostischen und therapeutischen Programm unterbreiteten. Nach Mitteilung der MHH konnte bislang bei 69 Personen eine umfangreiche klinische Diagnostik abgeschlossen werden und bei 37 Personen wurde ein Therapieangebot unterbreitet.

Die Kinderschutzakademie

Johannes Schmidt vom Landesverband des Deutschen Kinderschutzbundes erläuterte den Aufbau der "Kinderschutzakademie", die am 22. November in Hannover eröffnet werden soll. Die Akademie wolle die Erkenntnisse zu den Themen Prävention und Intervention im Kinderschutz zusammenfassen, Fachkräfte fortbilden und Netzwerke schaffen. Schmidt: „Die Kinderschutzakademie basiert auf Vernetzung und Kooperation, auf Qualifizierung und Bildung – und das Neue ist: Wir wollen auch forschen.“ Für im ländlichen Raum lebende Kinder müsse „ein hochmobiler Kinderschutz“ entwickelt werden. Die Schirmherrschaft für die Kinderschutzakademie werde die Kinderbuchautorin Cornelia Funke übernehmen.

Ministerin Cornelia Rundt zeigte sich entschlossen, Familienberatungsstrukturen übersichtlicher zu machen und den Kinderschutz in Niedersachsen weiter zu stärken sowie vorbildliche Projekte zu fördern: „Kinderschutz kann nur durch ein gemeinsames und abgestimmtes Vorgehen aller Beteiligten gelingen. Alle gesellschaftlichen Gruppen sind gefordert, unseren Kindern gute Voraussetzungen für ein sicheres Aufwachsen zu bieten.“ Die Kinderschutzkonferenz war Ausdruck dieses gemeinsamen Vorgehens. Im Frühjahr 2014 findet die nächste Kinderschutzkonferenz statt.

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