Rede von Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi anlässlich der Kundgebung der niedersächsischen Apotheken am 06.11.2024 in Hannover
„Vor rund einem Jahr sind Sie schon einmal in Hannover zusammengekommen, um auf Ihre Situation in den Apotheken vor Ort aufmerksam zu machen.
Was ist seitdem passiert?
Zu wenig!
Deshalb sind Sie heute wieder hier – und ich auch!
Es war mir damals und es ist mir auch heute ein wichtiges Anliegen, persönlich zu Ihnen zu sprechen. Wir wissen alle: Apotheken gehören zum Rückgrat unseres Gesundheitssystems.
Sie stellen nicht nur die Arzneimittelversorgung der Bürgerinnen und Bürger sicher, sondern sind ein wesentlicher Bestandteil
- der Gesundheitsberatung,
- der Prävention
- und der medizinischen Versorgung.
Gerade in ländlichen Gebieten ist die Apotheke weit mehr als nur ein Ort für Arzneimittel. Sie ist ein Ort, der Patientinnen und Patienten oftmals als erste Anlaufstelle in gesundheitlichen Fragen dient. Sie ist ein Ort, der niedrigschwelligen, schnellen Hilfe, ein Ort den Bürgerinnen und Bürger durch Nacht- und Notdienste rund um die Uhr an jedem Tag im Jahr aufsuchen können und nicht zuletzt ist die Apotheke auch ein Ort des persönlichen Kontakts und des Vertrauens. Damit leisten Apotheken vor Ort etwas, das weit über die Gesundheitsversorgung hinaus geht.
Gesundheit funktioniert von Mensch zu Mensch! Versandapotheken können all dies nicht leisten. Daher ist es von essentieller Bedeutung, dass das – noch – tragfähige Netz von Apotheken vor Ort in unserem Land erhalten wird.
Doch allein in diesem Jahr haben in Niedersachsen 35 weitere Apotheken geschlossen und nur 7 neu eröffnet. Diese Entwicklung muss dringend gestoppt werden.
Mit Ihrem heutigen Aktionstag bringen Sie nun abermals Ihre tiefe Unzufriedenheit und Sorge zum Ausdruck – das verstehe ich. Denn seit ich hier vor einem Jahr zu Ihnen gesprochen habe, sind die Herausforderungen, mit denen Sie konfrontiert sind, leider nicht kleiner geworden. Ganz im Gegenteil: Die dringend notwendige Honorarerhöhung ist lange überfällig und steigende Kosten belasten die Apotheken spürbar.
Dazu kommt das Skonto-Urteil des BGH, das die Einkaufskonditionen der Apotheken beschneidet und die finanziellen Spielräume weiter dramatisch einschränkt.
Der aktuelle Tarifabschluss, der hinter dem anderer Branchen zurückbleibt zeigt: Die wirtschaftlichen Kapazitäten sind ausgeschöpft. Das macht es für junge Menschen natürlich unattraktiv, ins Apothekenwesen einzusteigen. Wir brauchen aber Nachfolgerinnen und Nachfolger für die inhabergeführten Apotheken! Dazu gehört eben auch, dass die unverzichtbare Arbeit die dort geleistet wird angemessen vergütet wird.
Der Bundesgesundheitsminister hat erkannt, dass hier Handlungsbedarf besteht und im Juni dieses Jahres den Entwurf für ein Apothekenreformgesetz vorgelegt. Der ist gut gemeint, aber schlecht gemacht: Er gefährdet die bewährte Apothekenstruktur und die hochwertige Beratung und Arzneimittelversorgung. Vor allem brauchen wir keine „Apotheke light“, sondern eine schnelle Anpassung des Honorars. Es bedarf vielmehr nachhaltiger Finanzierungskonzepte.
Um die Situation für die Apotheken kurzfristig zu verbessern, habe ich mich mit einem Schreiben an Bundesminister Lauterbach gewandt und ihn gebeten, schnellstmöglich eine Änderung der Arzneimittelpreisverordnung herbeizuführen. Ich werde mich weiterhin für Sie einsetzen.
Lassen Sie uns gemeinsam dafür eintreten, Apotheken in ihrer jetzigen Form zu erhalten.Zum Schluss möchte ich DANKE sagen. DANKE an die Apothekerschaft in Niedersachsen für das unermüdliche und kreative Engagement.
Glück auf!“
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erstellt am:
06.11.2024
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