Freitag ist Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen - Sozialministerin zeigt sich schockiert angesichts brutaler Tat gegen junge Mutter in Hameln
Cornelia Rundt hisst Fahne am Ministerium: „Der Kampf gegen häusliche und sexuelle Gewalt wird unvermindert fortgesetzt“
1 Million Euro mehr für Unterstützungseinrichtungen in ganz Niedersachsen
„Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist mit keinem Gesetz, mit keiner Religion, mit keinem Argument der Welt zu rechtfertigen. Sie ist bis heute die häufigste Menschenrechtsverletzung. Der 25. November ist weltweit zum Symbol geworden, sich gegen dieses Unrecht an Frauen zu wehren. Der Kampf gegen häusliche und sexuelle Gewalt wird unvermindert fortgesetzt!", sagt Niedersachsens Sozial- sowie Frauen- und Gleichstellungsministerin Cornelia Rundt - sie hisst heute eine große Flagge an ihrem Ministerium in Hannover (siehe Foto zur honorarfreien Verwendung mit dem Fotonachweis: Tom Figiel). Cornelia Rundt ist derzeit Vorsitzende der Gleichstellungs- und Frauenministerinnen- und -ministerkonferenz in Deutschland.
Der 25. November ist offiziell als Internationaler Gedenktag für die Opfer von Gewalt an Frauen und Mädchen in den Vereinten Nationen anerkannt. Aus diesem Anlass hat die Ministerin an ihrem Ministerium am Hannah-Arendt-Platz eine Protest-Fahne gehisst. Gemeinsam mit vielen Organisationen und Frauenverbänden in ganz Deutschland setzt sie mit der Fahne „frei leben - ohne Gewalt“ ein sichtbares Zeichen gegen Gewalt und unterstützt damit die bundesweite Fahnenaktion von TERRE DES FEMMES für ein freies und selbstbestimmtes Leben von Frauen und Mädchen in der ganzen Welt. Gewalt gegen Frauen findet in unterschiedlichen Formen alltäglich und mitten unter uns statt: Gewalt im häuslichen Bereich, sexueller Missbrauch, Gewalt in der Prostitution, Genitalverstümmelung, Zwangsehe, Zwangsprostitution oder beispielsweise Handel mit Frauen. „Jede dritte Frau, die in Deutschland lebt, ist mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexueller Gewalt geworden“, so Ministerin Rundt.
„Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat festgestellt, dass Gewalt eines der größten Gesundheitsrisiken von Frauen weltweit sei - das ist ein Skandal“, sagt die Niedersächsische Sozialministerin. Ein Blick in die Statistik zeigt, dass das Thema auch in Deutschland traurige Aktualität besitzt. So wurden im vergangenen Jahr insgesamt 127.457 Personen Opfer von Gewalt durch ihre Partner oder Ex-Partner (Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend). 82 Prozent der Betroffenen waren Frauen. Bei einzelnen Delikten wie Vergewaltigung oder Stalking liegt der Prozentanteil der weiblichen Opfer noch deutlich höher.
Die Sozialministerin wies in diesem Zusammenhang auch auf den aktuellen Fall in Hameln hin, bei dem eine Frau durch ihren Ex-Mann hinter einem Auto hinterhergeschleift und lebensgefährlich verletzt wurde. Diese schockierende Tat sei ein Beleg dafür, welch schlimme Ausmaße das Thema Gewalt gegen Frauen annehmen könne, so Cornelia Rundt: „Ich bin angesichts dieser Tat in Hameln entsetzt, die Brutalität ist erschütternd“, erklärt Cornelia Rundt, „mein Mitgefühl gehört dem lebensgefährlich verletzten Opfer. Zugleich begreife ich diese Tat als Mahnung, nicht nachzulassen in dem Einsatz gegen Gewalt und für den Schutz von Frauen.“
Für Frauen, die von sexueller und häuslicher Gewalt betroffen sind, besteht in Niedersachsen ein flächendeckendes Netz an vom Land geförderten Hilfsangeboten. Die Angebote reichen von Frauenhäusern über Beratungs- und Interventionsstellen bei häuslicher Gewalt (BISS) und Gewaltberatungsstellen bis hin zu Notrufen:
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In den 41 niedersächsischen Frauenhäusern suchten in den Jahren 2012 bis 2015 jährlich rund 2.200 Frauen mit etwa 2.000 Kindern Schutz und Unterstützung.
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Insbesondere die Anzahl der Beratungsfälle der 29 BISS ist stark gestiegen. Inzwischen liegt die Zahl der Beratungsfälle jährlich bei durchschnittlich rund 16.000 – 2007 waren es rund 11.150. Dies zeigt, dass sich der pro-aktive Ansatz bewährt hat und das Angebot der BISS sehr gut angenommen wird.
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In den 38 vom Land geförderten Gewaltberatungsstellen und Notrufen wurden in den Jahren 2012 – 2015 durchschnittlich 8.750 Frauen beraten.
Mit zusätzlichen Haushaltsmitteln wird die bisherige Förderung der Frauenunterstützungseinrichtungen gegen häusliche Gewalt aus Landesmitteln – vorbehaltlich der Zustimmung des Landtags – um eine Million Euro auf knapp 7 Millionen Euro aufgestockt. Das kommt den 41 niedersächsischen Frauenhäusern, den Gewaltberatungsstellen und den BISS-Stellen zugute. „Dort suchen in jüngster Zeit vermehrt auch zugewanderte Frauen Hilfe. Mit dem zusätzlichen Geld können wir diese Frauen ganz gezielt beraten und betreuen“, so Cornelia Rundt.
Mehr Geld erhalten auch die Schwangeren- und Schwangerenkonfliktberatungsstellen: In 2016 stehen hierfür 7,98 Millionen Euro bereit. Für 2017 sind es 8,26 Millionen Euro, für 2018 sind 8,42 Millionen Euro eingeplant.
Um den Gewalt- und Schwangerschaftsberatungsstellen die Arbeit im Alltag mit Flüchtlingsfrauen zu erleichtern, wurde in diesem Jahr das niedrigschwellige Programm ‚Worte helfen Frauen‘ ins Leben gerufen: Um Sprachbarrieren zu überwinden, können Gewaltberatungs- und Schwangerenberatungsstellen für Gespräche mit Flüchtlingsfrauen und -mädchen mit diesem Projekt Übersetzerinnen und Übersetzer hinzuziehen. Dafür stehen auch in den nächsten beiden Jahren weiterhin 600.000 Euro bereit.
„Das niedersächsische Schwangerenberatungs- und Gewaltschutzsystem steht allen Frauen zur Verfügung - den hier geborenen, den zugewanderten und den geflüchteten“, betont Ministerin Cornelia Rundt.
Andere Projekte werden in den nächsten Jahren fortgesetzt. Dazu zählen beispielsweise die Integration von Frauen in das Arbeitsleben (2,2 Mio. Euro jährlich), Mädchenhäuser (225.000 Euro jährlich), die anonyme Beweissicherung bei Gewalttaten gegen Frauen und Mädchen (270.000 Euro jährlich) oder Maßnahmen gegen Zwangsheirat und Zwangsehen (jährlich 205.000 Euro).
Artikel-Informationen
erstellt am:
24.11.2016
Ansprechpartner/in:
Uwe Hildebrandt