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„Hochkarätig“ ─ Film- und Hörfunkbeiträge mit Juliane Bartel Medienpreis ausgezeichnet

Gleichstellungsministerin Carola Reimann: „Die prämierten Beiträge rütteln wach und machen gleichzeitig Mut“


Verleihung des Juliane-Bartel-Medienpreises 2018 (mit Gebärdensprache)


„Hochkarätig“, so bezeichnet Niedersachsens Gleichstellungsministerin Carola Reimann die mit dem Juliane Bartel Medienpreis ausgezeichneten Beträge. Mit dem renommierten Preis würdigt das Land gemeinsam mit dem NDR und der Landesmedienanstalt Autorinnen und Autoren, die in ihren Fernseh-, Hörfunk- und Online-Beträgen auf ernste oder unterhaltsame Weise die Gleichstellung von Frauen und Männern thematisieren und dabei Rollenkonflikte oder Missstände sichtbar machen. „Die prämierten Beiträge rütteln wach und machen gleichzeitig Mut, denn sie zeigen nicht nur Missstände, sondern auch positive Beispiele, die für uns alle ein Ansporn darstellen sollten, das Thema stets im Blick zu halten“, unterstreicht Dr. Carola Reimann.

Der mit insgesamt 15.000 Euro dotierte Juliane Bartel Medienpreis wurde gestern Abend verliehen und ging in den Kategorien:

Fernsehen, Fernsehfilm und -serie an
„Zarah – Wilde Jahre“ von Eva Zahn und Volker A. Zahn (ZDF)

Fernsehen, Dokumentation, Reportage, Feature, Magazinbeitrag bis 10 Minuten Länge
an „Rosa und hellblau – Typisch Mädchen, typisch Jungs?“ von Sarah Schultes (WDR)

Fernsehen, Dokumentation, Reportage, Feature, Magazinbeitrag ab 10 Minuten Länge
an „Junge oder Mädchen? Warum es mehr als zwei Geschlechter gibt“ von Andrea Wille, Jakob Knesner, Dirk Gilson, Anke Rau, Angela Sommer, Georg Wieghaus, Pina Dietsche und Ranga Yogeshwar (WDR)

Hörfunk
an „Tabuthema Abtreibung - Der schwierige Weg zum Schwangerschaftsabbruch in Bayern“ von Claudia Decker (Bayern 2)

Onlinevideos:
Platz 1 an „Frauen im Abseits – Sexismus im Fußball“ von Gülseren Ölcüm sowie mit gleicher Stimmzahl zwei 2. Plätze:
an „Bauch Beine Pommes“ von Franziska Kabisch und Sophie Utikal und „Was Pornos mit uns machen“ von Alena Jabarine

In ihren Beiträgen zeigen die Preisträgerinnen und Preisträger auf, wie es Frauen gelingt, gesellschaftliche Strukturen zu überwinden. „Diese Tatkraft ist es, die erfolgreiche Frauen auszeichnet – sei es in den kleinen Dingen oder im großen gesellschaftlichen Kontext. Die ausgezeichneten Autorinnen und Autoren thematisieren die ganze Bandbreite struktureller Benachteiligung und deren Wirkmechanismen, mit denen Frauen auch in der heutigen Zeit immer noch konfrontiert sind: Seien es Gewalt, Sexismus, ungleiche Berufschancen und Vieles mehr“, so Gleichstellungsministerin Reimann.

Rund 130 Beiträge aus dem gesamten Bundesgebiet aus den Bereichen Fernsehen, Hörfunk und Online bewarben sich um den renommierten Medienpreis, der bereits seit 2001 verliehen wird. Er ist nach der Journalistin Juliane Bartel (1945 – 1998) benannt, die als gradlinige, kritische sowie humorvolle Person für einen fairen und glaubwürdigen Journalismus steht.

Hintergrundinformationen zu den prämierten Beiträgen

Kategorie Fernsehen, Fernsehfilm und -serie
„Zarah ─ Wilde Jahre“
270 min., ZDF - Autorin/Autor: Eva Zahn und Volker A. Zahn

https://www.zdf.de/serien/zarah-wilde-jahre/zarah---wilde-jahre-100.html

Zarah Wolf ist eine engagierte Frauenrechtlerin und Journalistin in den 70er Jahren. Als sie stellvertretende Chefredakteurin der Illustrierten „Relevant“ wird, sieht sie ihre Chance, das Thema der Emanzipation zu platzieren. Doch der Widerstand der von Männern dominierten Redaktion ist groß, ihre Offenheit für Neues gering. Zarah versucht sich durchzusetzen, immer wieder gelingen ihr kleine Erfolge, gefolgt von Rückschlägen. Zarah ist eine ungewöhnliche Frau, die von Gleichberechtigung und persönlicher Entfaltung träumt. Sie ist erfolgreich und zerrissen, zwischen ihrer journalistischen Karriere, ihren politischen Aktionen in einer Frauengruppe und der familiären Situation. Die Redaktionswelt ist dominiert von Männern, die sich selbst für die Macher der Politik halten. Für eine Frau in der Arbeitswelt bleibt kein Platz. Zarah sieht das anders. Durch verschiedene Tricks, Kreativität und Können versucht sie ihre Themen zu platzieren.

Das Autorenteam zeichnet das Bild einer journalistischen Welt, die von rauchenden und rund um die Uhr Alkohol trinkenden Männern dominiert wird. Raue, sexistische Witze bestimmen ihren Alltag und zählen mehr als Talent. Die Charaktere werden überspitzt dargestellt und wirken gerade aus diesem Grund erschreckend echt. Die Witze spiegeln den Zeitgeist wider. Die Serie ermöglicht ein Verständnis für die Zerrissenheit und die Komplexität der Situation von Frauen in den 70er Jahren, irgendwo zwischen Karriere und Ideologie, Familie und einem Kampf für Emanzipation. Es ist eine Zerrissenheit, die teilweise noch heute aktuell ist.

Fernsehen, Dokumentation, Reportage, Feature, Magazinbeitrag bis 10 Minuten Länge
„Rosa und hellblau - Typisch Mädchen, typisch Jungs?“
9`30 min., WDR - Autorin: Sarah Schultes

https://www.ardmediathek.de/tv/neuneinhalb-das-Reportermagazin-f%C3%BCr-Ki/Rosa-und-hellblau-Typisch-M%C3%A4dchen-typ/Das-Erste/Video?bcastId=431486&documentId=50727698

Rosa, Prinzessin, Traumberuf Erzieherin - ganz klar, typisch Mädchen! Blau, Pirat, Traumberuf Feuerwehrmann - typisch Jungs! Warum ist das so klar? Und woher kommen diese Bilder? Klischeehafte Bilder prägen den Alltag und das Heranwachsen von Kindern. Sie sind von ihnen umgeben, in Büchern, Serien und im Drogeriemarkt. Auch später setzen sie sich fort.

Der Beitrag macht sich auf die Suche nach der Entstehung der Klischeebilder und wählt dafür einen kreativen Ansatz. In kurzweiligen Episoden werden Hintergründe leicht verständlich dargestellt, Experimente und Umfragen durchgeführt, sodass es auch für Kinder möglich wird, der Argumentation zu folgen und ein Gespür für die Thematik zu entwickeln. Ein spielerischer und kurzweiliger Beitrag für Kinder, die sich somit schon früh mit diesem wichtigen Thema auseinandersetzen können.

Fernsehen, Dokumentation, Reportage, Feature, Magazinbeitrag ab 10 Minuten Länge
„Junge oder Mädchen? Warum es mehr als zwei Geschlechter gibt“ 44´22 min., WDR - Autorinnen/Autoren: Andrea Wille, Jakob Knesner, Dirk Gilson, Anke Rau, Angela Sommer, Georg Wieghaus, Pina Dietsche, Ranga Yogeshwar
https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/quarks-und-co/video-junge-oder-maedchen-warum-es-mehr-als-zwei-geschlechter-gibt--100.html

Ist es ein Junge oder ein Mädchen? Es gibt Männer und es gibt Frauen. Die Einteilung in zwei Geschlechter prägt den Alltag in vielen Bereichen: Die Wahl der Toilette, das kleine Kreuz bei Umfragen oder bei der Einrichtung eines Mailaccounts. Nicht allen Menschen fällt die Entscheidung für das eine oder andere leicht. Sie stehen zwischen den beiden Kabinen, fühlen sich vielleicht weder männlich noch weiblich oder befinden sich im falschen Körper. In dem Themenmagazin beschäftigen sich die Autorinnen und Autoren in neun Beiträgen mit verschiedenen Facetten der Geschlechter, Intersexualität, Geschlechteridentität und Gender im Sport.

Durch die verschiedenen kurzen Beiträge gelingt es dem Team diverse Facetten von Geschlechterrollen, -konflikten und -identifikation darzustellen und miteinander zu verknüpfen. Die Wahl unterschiedlicher Formate führt zu einer Kombination aus wichtigen Hintergrundinformationen und persönlichen Erfahrungsberichten. Diese Kombination führt zu einem Erkenntnisgewinn und zu einem größeren Verständnis für die gesellschaftliche Bedeutung des Themas sowie für die innere Zerrissenheit der Menschen, die sich mit ihrem Geschlecht aus verschiedenen Gründen nicht identifizieren können.

Hörfunk
„Tabuthema Abtreibung - Der schwierige Weg zum Schwangerschaftsabbruch in Bayern“
25`19 min., Bayern 2 - Autorin: Claudia Decker

https://www.br.de/mediathek/podcast/radioreportage/tabuthema-abtreibung-der-schwierige-weg-zum-schwangerschaftsabbruch/271335

Seit den 70er Jahren ist Abtreibung in Deutschland erlaubt. Heute scheint es wieder mehr und mehr ein Tabuthema zu werden. Immer weniger Ärztinnen und Ärzte führen Abtreibungen durch. In Bayern gibt es einige weiße Flecken auf der Landkarte, eine wohnortnahe Versorgung ist nicht gewährleistet. Claudia Decker macht sich auf die Suche nach Frauen, die abgetrieben haben, eine Suche, die sich als unerwartet schwer herausstellt.

Die Autorin Claudia Decker wirft einen persönlichen Blick auf das Thema Abtreibung. In den 70er Jahren hat sie selbst abgetrieben, in der Illegalität. Ihre persönliche Suche und ihre Gedanken zu dem Thema führen durch die Reportage. Sie analysiert die aktuelle Situation in Bayern und ordnet sie in einen historischen Kontext ein. Es ist ein Rückschritt, der sich einer Zeit annähert, in der eine Abtreibung für viele Frauen Lebensgefahr bedeutete. Claudia Decker gelingt es einen Missstand aufzudecken, der in der Gesellschaft wenig Beachtung findet. Ruhig und sachlich, trotz der persönlichen Ebene, beschäftigt sie sich mit dem Thema Abtreibung und gibt wichtige Hintergrundinformationen zu der Situation der Ärztinnen und Ärzte, Beratungsstellen und vor allem der betroffenen Frauen.

Onlinevideos:
Platz 1 „Frauen im Abseits – Sexismus im Fußball“ von Gülseren Ölcüm
https://youtu.be/MeM74loJxc4?list=PLmdw78dzzcvD3dvdKlcnptu29p58wwViU

Herablassende Kommentare und sexuelle Belästigungen erfährt eine Frau in der männerdominierten Fußballwelt des Öfteren. Sexismus im Fußball ist jedoch ein Thema, das immer noch größtenteils kaschiert wird. Spätestens seit der #MeToo Debatte sollten solche Übergriffe nicht mehr normal sein. Gülseren Ölcüm trifft Frauen, die Sexismus erlebt haben und begleitet Werder-Bremen-Fan Julie auf das Derbyspiel gegen den HSV ins Weserstadion. Julie möchte als gleichwertiger Werder-Bremen-Fan akzeptiert und nicht auf das Frau-Sein reduziert werden. Gülseren Ölcüm spricht mit einer Fan-Betreuerin über übergriffige Kommentare und besucht Sport1-Moderatorin Nele Schenker im Studio.

Plätze 2
„Bauch Beine Pommes“ von Franziska Kabisch und Sophie Utikal

https://youtu.be/gFnq1wLvCOw
Die 3-teilige YouTube-Serie „Bauch Beine Pommes" parodiert mit Wortwitz und Körpereinsatz den eindimensionalen Fitness-Wahn im Internet. Die drei „Lifestyle Influencer*innen“ Toni, Lisa und Alex zeigen uns, wie sie Körperscham wegtrainieren und den eigenen Körper von fremden Körperbildern befreien. Eingereicht wurde der 1. Teil „Der Bauch“ „Was Pornos mit uns machen“ von Alena Jabarine https://www.youtube.com/watch?v=ONNK9CJK0hg Junge Menschen wachsen heute in ihrer Sexualität vollkommen anders auf als früher. Sie haben Zugang zu Pornos – und kaum jemand spricht darüber. Dabei werden in diesem Massenmarkt schon sehr früh Geschlechterrollen definiert. Was macht das mit ihnen? Alena Jabarine spricht mit Jugendlichen über ihre eigenen Erfahrungen.

Schmuckgrafik (zum Artikel: Pressemitteilungen) Bildrechte: LGLN

Artikel-Informationen

erstellt am:
21.11.2018
zuletzt aktualisiert am:
10.12.2018

Ansprechpartner/in:
Stefanie Geisler

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