Sozialministerin Cornelia Rundt lobt besondere Demenzprojekte in Niedersachsen
Broschüre der Alzheimer-Gesellschaft gibt beeindruckenden Überblick
In zahlreichen und äußerst vielfältigen Projekten kümmern sich in Niedersachsen engagierte Ehren- und Hauptamtliche um Menschen mit Demenz. Das wurde bei der heutigen Veranstaltung zur Vorstellung der Broschüre „Menschen mit Demenz - Teilhabe durch besondere Projekte in Niedersachsen“ der Alzheimer-Gesellschaft deutlich. „Demenz- und Alzheimer-Erkrankungen dürfen nicht tabuisiert werden, sondern wir sollten die Betroffenen und ihre Angehörigen vielmehr mit allen Mitteln unterstützen - wie nachhaltig und kreativ das möglich ist, wird in zahlreichen niedersächsischen Projekten unter Beweis gestellt“, sagte Niedersachsens Sozial- und Gesundheitsministerin Cornelia Rundt bei der Präsentation im Hannoveraner Clemens-Haus.
Entstanden ist diese Übersicht auf der Basis einer Umfrage, die die Alzheimer Gesellschaft Niedersachsen e. V. (AGN) in Zusammenarbeit mit der Landesvereinigung für Gesundheit und der Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e. V. (LVG & AFS) durchgeführt hat. Cornelia Rundt zeigte sich von der Vielfalt des Angebots beeindruckt: „Es handelt sich hier um Innovationen aus Niedersachsen, die zeigen, was bezüglich der Unterstützung von Demenz-Kranken und deren Angehörigen alles möglich ist.“ Menschen mit Demenz lebten keineswegs permanent in Angst und Schrecken, das zeigten wissenschaftliche Studien, so Rundt: „Viele der Erkrankten finden immer aufs Neue Freude am Leben, wenn ihnen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben gewährt wird. Die Herausforderung ist, die Ressourcen dieser Menschen zu erkennen, ihre Interessen anzusprechen und so eine Atmosphäre zu schaffen, in der Selbstbewusstsein entstehen kann.“
Dr. Jürgen Brommer, Vorsitzender der Alzheimer Gesellschaft Niedersachsen, erklärte bei der Präsentation der Broschüre „Menschen mit Demenz“: „Der eigentliche Erfolg dieses Projekts kommt durch die vielen, meist ehrenamtlich Tätigen, die sich Gedanken gemacht haben, wie die Ressourcen dementiell erkrankter Menschen angesprochen werden können.“ Dr. Brommer hat beobachtet: „Eine erstaunliche und unerwartete Lebendigkeit kann man bei Menschen mit einer Demenz erfahren, wenn es gelingt, an den vorhandenen Ressourcen und Interessen anzuknüpfen. Da leben Menschen auf, sie verlieren ihre Ängstlichkeit.“
In Niedersachsen gibt es laut Schätzungen 140.000 an Demenz erkrankte Menschen. Da mit zunehmendem Alter auch die Wahrscheinlichkeit steigt, an Demenz zu erkranken, wird angesichts des demografischen Wandels die Gesamtzahl der Betroffenen in den nächsten Jahren weiter steigen. „Mit der zunehmenden Zahl demenzkranker Menschen steigen auch die spezifischen Anforderungen an die Pflege und Versorgung dieses Personenkreises“, sagte Rundt: „Diesem Thema muss sich unsere Gesellschaft noch stärker als bisher zuwenden. Viele Angehörige gehen bei der Pflege an ihre Grenzen oder überschreiten diese sogar“, rief die Sozialministerin in Erinnerung. Durch eine verbesserte Kurzzeit- und Verhinderungspflege oder die Aufnahme der Demenz in einen neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff will der Bund die Lage der Demenz-Erkrankten und ihrer Familien verbessern. Dabei dürfe nicht einseitig der Betreuungsschlüssel im stationären Bereich verbessert werden, sondern speziell der ambulante Bereich müsse gestärkt werden, so Cornelia Rundts Forderung an den Bund: „Gerade hier können wir Angehörige ganz gezielt entlasten und es wird den Betroffenen die Möglichkeit gegeben, in ihrer vertrauten Umgebung zu bleiben.“
Das Land verbessert gerade die Beratungsstruktur durch die neue Förderung der „Senioren- und Pflegestützpunkte Niedersachsen“. „Außerdem fördern wir in Niedersachsen den Aufbau niedrigschwelliger Betreuungsangebote, die pflegende Angehörige zumindest zeitweise entlasten“, so Cornelia Rundt. Landesweit gibt es mittlerweile 386 Angebote dieser Art.
173 von ihnen hat das Land im vergangen Jahr mit insgesamt rund 1,8 Millionen Euro gefördert. Mittel in gleicher Höhe haben die Pflegekassen zur Verfügung gestellt. Dieses Jahr stehen Landesmittel und Geld von den Pflegekassen in gleicher Höhe zur Verfügung. Aktuell hat das Land die Förderrichtlinie für die Betreuungsangebote bis zum 31. Dezember verlängert.
Sozialministerin Cornalia Rundt dankte den rund 10 000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die sich in Niedersachsen in diesem Bereich engagieren: „Sie stellen ihre Zeit zur Verfügung, um sie sinnvoll und gewinnbringend mit den Kranken zu verbringen. Sie helfen damit den pflegenden Angehörigen wie auch den Betroffenen und bereichern deren Alltag.“ Den Angehörigen müsse zudem eine bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf ermöglicht werden.
Die heute vorgestellten Projekte und Ideen aus den Bereichen Natur, Kunst und Kultur, aus Musik und Tanz, Sport und Bewegung, Nachbarschaft und Urlaub sind anregend und erfrischend. Im Rahmen von Aktionen zur „demenzfreundlichen Kommune“ werden beispielsweise Polizisten, Verkäuferinnen, Taxifahrer, Bankangestellte u.a. über den Umgang mit Demenzerkrankten informiert. „Vorbildlich sind Projekte, die Menschen mit Demenz die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erleichtern oder ermöglichen“, sagte Cornelia Rundt.
Ziel der Broschüre „Menschen mit Demenz“ ist es, bewährte und herausragende Projekte bekannt zu machen, Ansprechpartner/-innen zu benennen und Anregungen für weitere Initiativen in Niedersachsen zu geben. Die Entstehung einer demenzfreundlicheren Gesellschaft sei das Ziel, so Rundt. Der Blick wird weg von den Einschränkungen durch die Erkrankung und bestehenden Berührungsängste hin zu vielfältigen Möglichkeiten der Lebensgestaltung gelenkt.
Die Broschüre „Menschen mit Demenz“ ist erhältlich bei
Dr. Jürgen Brommer, dem Vorsitzenden der Alzheimer Gesellschaft, Tel. 0511/ 606 89 49. E-Mail: j.brommer@alzheimer-niedersachsen.de
Artikel-Informationen
erstellt am:
16.06.2014
Ansprechpartner/in:
Uwe Hildebrandt