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Schulterschluss für landesweit einheitliche Digitalisierungsstrategie

In den vergangenen Jahren sind durch die COVID-19-Pandemie verstärkt die Herausforderungen im Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) sichtbar geworden. Für einen zukunftsfähigen ÖGD ist eine Modernisierung im größeren Stil erforderlich. Niedersachsen hat in den vergangenen Monaten im Schulterschluss mit den kommunalen Spitzenverbänden und den Gesundheitsämtern ein stabiles Fundament - ein richtungsweisendes Digitalisierungskonzept - entwickelt.

Allein für Maßnahmen der Digitalisierung des ÖGD stehen dem Land insgesamt 65 Millionen Euro durch den Bund zur Verfügung. Das erarbeitete Digitalisierungskonzept wird den ÖGD in Niedersachsen bei der Umsetzung dieses Förderprogramms begleiten und den Weg in die weitere digitale Zukunft des Öffentlichen Gesundheitsdienstes weisen. Seit dem ersten bundesweiten Förderaufruf im April 2022 werden bereits jetzt zwölf Landesmaßnahmen und 41 Modellprojekte in Niedersachsen mit der vollständig bewilligten Fördersumme von rund 44,6 Millionen Euro umgesetzt.

In den zwölf Landesmaßnahmen sind vier sogenannte ELFA-Maßnahmen mit Federführung durch Niedersachsen enthalten. ‚Ein-Land-für-Alle-Maßnahmen‘ haben die zentrale Entwicklung eines digitalen Dienstes zum Ziel, der dann allen anderen beteiligten Bundesländern zur Verfügung gestellt wird. Darüber hinaus beteiligt sich Niedersachsen an vier weiteren ELFA-Maßnahmen aus anderen Bundesländern und ist damit bundesweit eines der Länder mit den meisten beantragten und bewilligten Maßnahmen.

Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi betont: „Die Weiterentwicklung der Digitalisierung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes in Niedersachsen ist ein ambitioniertes Vorhaben, das den Schulterschluss aller Beteiligten braucht. Umso mehr freut es mich, dass innerhalb kürzester Zeit alle Akteurinnen und Akteure diesen Kraftakt auf sich genommen haben und bereits jetzt beachtliche Ergebnisse erzielt haben. Das lässt die intensive Transformationsphase des ÖGD erkennen und ich bedanke mich ausdrücklich für den engagierten Einsatz aller.“

Für den Niedersächsischen Städtetag begrüßt der Hauptgeschäftsführer, Dr. Jan Arning, das gemeinsam vorgestellte Vorhaben: „Die niedersächsischen Gesundheitsämter setzen sich verstärkt dafür ein, die Abläufe bei der Aufgabenerledigung soweit wie möglich auf dem Weg der Digitalisierung weiter zu optimieren und zu modernisieren. Das erfolgt zeitgleich mit dem alltäglichen Geschäft und erfordert daher enorme Anstrengung des Personals im Öffentlichen Gesundheitsdienst, aber auch in den Querschnittsbereichen – gerade in Zeiten, in denen der ÖGD ohnehin erheblich belastet ist. Aus diesem Grund sind die Unterstützung des Landes und eine bedarfsdeckende Finanzierung bei diesem Vorhaben besonders wichtig.“

„Ausreichend qualifiziertes Personal in den niedersächsischen Gesundheitsämtern ist der Schlüssel zum Erfolg, eine verlässliche und auskömmliche Finanzierung deshalb unabdingbar“, sagt Prof. Dr. Hubert Meyer, Hauptgeschäftsführer des Niedersächsischen Landkreistages. „Auf dieser Grundlage können wir mit der Landes-Geschäftsstelle die dezentralen Projekte für gemeinsame Standards im digitalen Datenaustausch zusammenführen und vorantreiben. Zusammen mit den innovativen Projektanträgen der Gesundheitsämter werden wir gemeinsam besser: Klare digitale Meldewege, einheitliche Austauschformate und kompatible Fachanwendungen werden das Gesundheitswesen in Niedersachsen für Bürgerinnen und Bürger spürbar beschleunigen“, fasst Meyer zusammen.

Niedersachsen übertrifft deutlich vereinbarte Ziele beim Personalaufwuchs

Bis Dezember 2021 wurden bereits 235 statt der vorgegebenen 144 unbefristeten Stellen geschaffen und besetzt. Die Ergebnisse der Befragung zum Personalaufbau bis Dezember 2022 konnten diesen Erfolg im Personalaufbau bestätigen und das vereinbarte Ziel von 245 unbefristeten Vollzeitstellen durch die Schaffung und Besetzung von rund 396 Stellen erneut deutlich übertreffen. Insgesamt stehen Niedersachsen aus dem Pakt für den Personalaufbau im ÖGD bis 2026 rund 300 Millionen Euro zur Verfügung.

Mit Mitteln aus dem Pakt für den ÖGD setzt Niedersachsen bereits verschiedene Investitionsmaßnahmen zur Digitalisierung des ÖGD um. Einige praktische Beispiele werden im Folgenden beschrieben:

Geschäftsstelle für die Digitalisierung des ÖGD in Niedersachsen

Für ein belastbares Digitalisierungsmanagement zur Weiterentwicklung der Digitalisierung des ÖGDs hat das Land Niedersachsen eine Geschäftsstelle eingerichtet. Diese übernimmt die zentrale Koordination der aktuellen sowie zukünftigen Umsetzungsvorhaben aus dem Pakt für den ÖGD. Bereits etablierte Austausch- und Entwicklungsformate im ÖGD in Niedersachsen werden aufrechterhalten und ausgebaut.

Entwicklung eines Schulungskonzepts für die Digitalisierung der niedersächsischen Gesundheitsämter

Mit der Entwicklung eines Schulungskonzepts wird den Einrichtungen des niedersächsischen ÖGD ein Orientierungsrahmen für gesundheitsamtsspezifische und bedarfsorientierte Schulungen zu relevanten IT-Kompetenzen geboten. Ziel ist es, Empfehlungen für Schulungsinhalte für Digitalisierungsthemen in den niedersächsischen Gesundheitsämtern zu erarbeiten und dadurch im Rahmen der Qualifizierung der Mitarbeitenden in den einzelnen Einrichtungen ein einheitliches Kompetenzniveau zu erreichen.

IT-Infrastruktur für externe Krisenkommunikation-Bots für verbesserte Serviceleistungen für Bürgerinnen und Bürger

Es wird eine IT-Infrastruktur für den Einsatz von Voice- und Chatbots basierend auf künstlicher Intelligenz (KI) eingerichtet. Der Einsatz ist themenübergreifend möglich. Auf diese Weise verbessert sich die Serviceleistung bei telefonischen und schriftlichen Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern vor allem in Krisensituationen für eine generelle Erreichbarkeit, kürzere Wartezeiten und einheitliche Auskünfte sowie die Auswertbarkeit des Anfragegeschehens. Die Einrichtungen des ÖGD sollen bei der Beantwortung von Anfragen deutlich entlastet werden. Die Struktur steht sowohl den Landesbehörden als auch den kommunalen Behörden zur Verfügung und kann einheitlich konfiguriert und trainiert werden.

Clouddienst für den Austausch personenbezogener Daten im Gesundheitsdienst

Durch die Bereitstellung eines landesweit einheitlichen und nutzerfreundlichen Clouddienstes werden die Einrichtungen des ÖGD untereinander und mit weiteren Einrichtungen vernetzt und die Kollaboration gefördert. In den Einrichtungen des ÖGD werden möglichst viele Mitarbeitende Zugang zu dem Dienst haben und zur Nutzung befähigt sein, damit auch in Krisensituationen unverzüglich auf übermittelte Daten zugegriffen werden kann.

Dashboard zur Darstellung epidemiologischer Indikatoren auf Landes- und kommunaler Ebene

Es wird ein Dashboard mit verschiedenen Elementen zur Visualisierung von Gesundheitsindikatoren erstellt, welches neben den SARS-CoV-2-Meldezahlen / -inzidenzen auch die Meldezahlen weiterer, gemäß IfSG meldepflichtiger Infektionskrankheiten für Niedersachsen darstellt. Darüber hinaus wird durch das Dashboard eine Darstellung weiterer Indikatoren im räumlich-zeitlichen Verlauf möglich sein, wie z.B. Impfquoten für die verschiedenen impfpräventablen Erreger oder Indikatoren aus syndromischen und sentinelbasierten Surveillancesystemen sowie der Mortalitätssurveillance.

Niedersächsische Plattform zur Berichtserstattung und Datenübermittlung einschließlich Datenbasis in einem Business-Intelligence-System

Das System fokussiert sich auf solche Anwendungsfälle, bei denen außerhalb der Gesundheitsämter in Gesundheits-, Pflege- und Kindergemeinschaftseinrichtungen Daten erhoben und an die Gesundheitsämter und im Anschluss oder parallel ggf. auch an die Landesbehörden, insbesondere das Niedersächsische Landesgesundheitsamt, weitergeleitet werden. Mit der Entwicklung eines generischen Systems wird gewährleistet, dass die Beteiligten nicht für jeden Anwendungsfall eine eigene Plattform nutzen müssen. Das System ist durch das Niedersächsische Landesgesundheitsamt und die niedersächsischen Gesundheitsämter für verschiedene Anwendungsfälle offen und konfigurierbar.

Hintergrund:

Bund und Länder haben 2020 gemeinsam den „Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst“ mit dem Ziel beschlossen, den Öffentlichen Gesundheitsdienst in seiner ganzen Aufgabenvielfalt und auf allen Ebenen zu stärken und zu modernisieren. Der Bund stellt den Bundesländern mit dem Pakt für den ÖGD insgesamt 4 Milliarden Euro bis 2026 zur strukturellen, personellen und digitalen Neuaufstellung zur Verfügung. Davon entfallen rund 3,1 Milliarden Euro auf Maßnahmen zum Personalaufbau und rund 800 Millionen Euro auf die Digitalisierung des ÖGD.

Als strategische Säulen für die kommenden Jahre wurden fünf Entwicklungsschwerpunkte festgelegt. Die ersten drei strategischen Säulen zielen auf einen verstärkten adressatengerechten ÖGD gegenüber Bürgerinnen und Bürgern, den Mitarbeitenden in den Gesundheitsämtern sowie gegenüber externen Akteurinnen und Akteuren ab.

Die Säulen vier und fünf beschreiben die dafür erforderlichen Querschnittsaktivitäten: die IT-Rahmenbedingungen sowie die Koordinierung und Zusammenarbeit im ÖGD in Niedersachsen.

Weitere Informationen unter: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/o/oeffentlicher-gesundheitsheitsdienst-pakt.html

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