„Pakt für den ÖGD“ – Land zieht erste Zwischenbilanz: Öffentlicher Gesundheitsdienst in Niedersachsen ist digitaler Vorreiter / Philippi: „Bund muss konkrete Perspektive ab 2027 schaffen“
Die Digitalisierung im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) schreitet in Niedersachsen mit großen Schritten voran: Mehr als drei Millionen Euro sind bislang auf Landesebene in Projekte geflossen, die die Kommunikation mit der Bevölkerung sowie die Datenauswertung und Darstellung verbessern sollen.
Seit Anfang Oktober etwa stellt das Niedersächsische Landesgesundheitsamt (NLGA) auf seiner Homepage zwei Tools zur Verfügung, um vielen Menschen zeitlich unabhängig aktuelle Informationen zu ihren individuellen Fragestellungen rund um das Thema Gesundheit zur Verfügung zu stellen. Dazu zählt die Einführung eines KI-gestützten Chatbots sowie die Visualisierung eines Dashboards, das die meldepflichtigen Infektionskrankheiten in Niedersachsen zusammenfasst. Insbesondere in Krisen sollen die Tools den hohen Informationsbedarf mit zuverlässigen Quellen und Daten befriedigen.
Darüber hinaus laufen derzeit weitere Projekte, wie beispielsweise die Einrichtung der „Geschäftsstelle für Digitalisierung im ÖGD in Niedersachsen“. Auf diese Weise soll die Digitalisierung des ÖGD im Sinne der landesweit einheitlichen Digitalisierungsstrategie vorangebracht und dem Ziel, den ÖGD zukunftssicher aufzustellen, nähergekommen werden.
Parallel zu den Anstrengungen in Niedersachsen entwickelt der Bund das elektronische Melde- und Informationssystem für Gesundheitsämter (EMIGA) weiter. Von zentraler Bedeutung ist hier die Schaffung effektiver Schnittstellen zwischen kommunaler, Landes- und Bundesebene sowie die übergreifende Zusammenarbeit der Gesundheitsämter. Beides soll ein wichtiger Bestandteil der zentral geplanten Zukunftsplattform „ÖGDnet“ werden.
Niedersachsens Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi bezeichnet die Projekte als richtig und zielführend, mahnt aber gleichzeitig an: „In der Praxis sind wir noch weit entfernt von einer einfachen, einheitlichen und effektiven Digitalisierung des ÖGD auf allen Ebenen. Diese Herausforderungen müssen weiter adressiert werden. Wir danken dem Bund für sein Engagement, das aktuell zu guten Ergebnissen führt und ebenenübergreifend maßgeblich durch den Pakt für den ÖGD finanziert wird. Dieser Einsatz darf jedoch nicht mit dem Ende des Paktes 2026 enden. Wir fordern die kommende Bundesregierung daher auf, sich auch in der Zeit danach weiter und umfassend an der Digitalisierung des ÖGD zu beteiligen, die Entwicklung der Zukunftsplattform „ÖGDnet“ zügig abzuschließen und diese fortlaufend weiterzuentwickeln.“ Um die Gesundheit der Bevölkerung effektiv zu schützen, sei, so Philippi, eine konkrete Perspektive ab 2027 sowohl für den Pakt als Ganzes als auch für die Digitalisierung nötig.
NLGA-Präsident Dr. Fabian Feil zu den Projekten: „Während der Corona-Pandemie herrschte viel Unsicherheit in der Bevölkerung, etwa durch eine diffuse Informationslage oder durch unterschiedliche Datenstände bei Corona-Fallzahlen. Unsere Dashboards und unser Chatbot setzen hier an und helfen den Einrichtungen des ÖGD, einheitlich zu kommunizieren. So sind wir in der nächsten Krise besser vorbereitet.“
Hintergrund:
Der ÖGD ist für die Gesundheit der Bevölkerung von zentraler Bedeutung. Eine wesentliche Aufgabe ist hierbei der Infektionsschutz. Die Erfahrungen aus der Pandemie haben gezeigt, dass es einer nachhaltigen Stärkung des ÖGD bedarf, um auf zukünftige Krisen besser vorbereitet zu sein. Ein wesentlicher Schritt ist die konsequente und einheitliche Digitalisierung der Vorgänge im ÖGD und die damit verbundene Steigerung der Effektivität im Infektionsschutz. Bei einer Pandemie fallen in kurzer Zeit sehr viele Daten an, die gebündelt, verarbeitet und weitergeleitet werden müssen, um die Bevölkerung effektiv vor übertragbaren Krankheiten schützen zu können.
Der Bund hat zu diesem Zweck im Rahmen des Pakts für den ÖGD ein umfangreiches Förderprogramm aufgelegt, über das bundesweit bis 2026 insgesamt 800 Millionen Euro für die Digitalisierung im ÖGD bereitgestellt werden kann.
Artikel-Informationen
erstellt am:
14.11.2024
zuletzt aktualisiert am:
15.11.2024