Arbeitsmarktpolitik in Niedersachsen
Bereits stark von der Corona-Pandemie belastet muss die niedersächsische Wirtschaft seit Februar 2022 zusätzlich die Folgen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine verkraften. Anders als befürchtet, haben sich Pandemie und Krieg bislang aber kaum auf den niedersächsischen Arbeitsmarkt ausgewirkt. Mit Hilfe der Kurzarbeit ebenso wie mit Hilfe vieler von der niedersächsischen Landesregierung gestarteter Initiativen ist es gelungen, die Unternehmen bisher zu stützen und Arbeits- und Ausbildungsplätze zu erhalten.
Am aktuellen Rand ist die Arbeitslosigkeit zwar gestiegen, aber nach wie vor zeigt sich der Arbeitsmarkt weiterhin robust. Der Hauptgrund für den Anstieg ist die weitere Registrierung von Geflüchteten aus der Ukraine, die seit dem 1. Juni von den Jobcentern betreut werden. Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten steigt trotz der bestehenden Unsicherheiten weiter an.
Auch wenn Pandemie und Krieg im Einzelfall zu existenziellen Nöten bei Betrieben und Beschäftigten führen, macht sich in vielen Branchen der zunehmende Fachkräftebedarf bemerkbar. Die Zahl der offenen Stellen verbleibt - trotz krisenbedingter Rückgänge am aktuellen Rand - auf einemhohem Niveau. Die demografische Entwicklung ist eine Konstante, die den Arbeitsmarkt auch weiterhin maßgeblich beeinflussen wird.
Bald beginnt der Abschied der Babyboomer aus dem Berufsleben. Der Fachkräftemangel wird sich weiter verschärfen, wenn nicht entschieden gegengesteuert wird. Politik und Sozialpartner sind in der Pflicht, sich der demografischen Zeitenwende auf dem Arbeitsmarkt zu stellen, um nicht den wirtschaftlichen Erfolg des Standorts Deutschland aufs Spiel zu setzen. Zudem hat der Strukturwandel im Zuge der digitalen und ökologischen Transformation noch einmal deutlich an Fahrt hinzugewonnen. Beiden Trends gemeinsam ist ein weiter zunehmender Bedarf an qualifizierten und hochqualifizierten Fachkräften. Deshalb bleibt die Sicherung des aktuellen und zukünftigen Fachkräftebedarfs eine der großen bildungs- und arbeitsmarktpolitischen Herausforderungen. Es gilt, das bisher Erreichte zu festigen und weitere Möglichkeiten zur Fachkräftesicherung auszuschöpfen.
Die Corona-Pandemie und ihre Folgen werden sich in vielfältiger Weise und nachhaltig auf die Arbeitswelt auswirken. Zu nennen ist hier die Digitalisierung, die in den nächsten Jahren zu großen Umwälzungen in der Arbeitswelt führen wird. Die derzeitige Krise verdeutlicht insbesondere aber auch das Erfordernis der stärkeren Aktivierung des Erwerbstätigenpotenzials von Frauen, die von den Folgen der Krise häufig stärker betroffen und belastet sind, sowie die Notwendigkeit „systemrelevanten“ Berufen mehr gesellschaftliche Anerkennung zukommen zu lassen, was sich in einer besseren Bezahlung und guten Arbeitsbedingungen niederschlagen muss.
Die Landesregierung leitet zur Bewältigung dieser und weiterer Herausforderungen klare arbeitsmarktpolitische Schwerpunkte ab: Der eine ist das Feld der Fachkräftesicherung – auch aus Drittstaaten -, wo es deutlich zuzulegen gilt. Gleichzeitig leistet eine Aktive Arbeitsförderung einen Beitrag für sichere und zukunftsfähige Arbeitsplätze, verbessert den sozialen Zusammenhalt und wirkt der Spaltung des Arbeitsmarktes entgegen. Daneben ist die Arbeitsmarktpolitik darauf ausgerichtet die Qualität der Beschäftigung bzw. die Arbeitsbedingungen (weiter) zu verbessern.
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