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Niedersachsens Sozialministerin Carola Reimann und Kinderschutzbund verleihen den Niedersächsischen KinderHabenRechtePreis 2019

9000 Euro für Initiativen in Niedersachsen, die sich für Kinderrechte stark machen am Weltkindertag


HANNOVER Unter dem Motto „Überall sicher sein!“ wurden in diesem Jahr pädagogische Einrichtungen, Organisationen und Vereine gesucht, die Kinder und Jugendliche in Ihrem Bildungs- und Betreuungsalltag sowie in ihrer Freizeit begleiten und konzeptionelle Maßnahmen zur Prävention von Gewalt und Missbrauch treffen, damit sie ein möglichst „sicherer Ort“ sind.

Dr. Carola Reimann, Niedersächsische Sozialministerin und Schirmherrin des KinderHabenRechtePreises, hat die mit insgesamt 9.000 Euro dotierte Auszeichnung an Vertreter*innen der drei Preisträger überreicht. Mit angereist waren natürlich auch die Kinder und Jugendlichen, denen bei der Preisverleihung im Hannoverschen GOP ein buntes Rahmenprogramm mit vielen artistischen Showeinlagen geboten wurde.

Mit dem KinderHabenRechtePreis wollen wir die Öffentlichkeit für die Wichtigkeit von Kinderschutz und Kinderrechten sensibilisieren. Kinder brauchen sichere Strukturen. Deshalb haben wir in diesem Jahr vor allem Einrichtungen, Vereine und Organisationen gesucht, die Maßnahmen zur Prävention von Gewalt, Misshandlung, Missbrauch und Vernachlässigung entwickeln“, betonte Dr. Carola Reimann.

Der Landesvorsitzende des Kinderschutzbundes Niedersachsen, Johannes Schmidt hob hervor: „Die Beteiligung von Kindern und Beschwerdemöglichkeiten ohne Hürden gerade in der Jugendhilfe und im Verein beugt Gewalt vor, denn wer seine Rechte kennt, kann sie auch einfordern. Wir haben hier super Beispiele für einen aktiven Kinderschutz.“


Die Preisträger sind:

Christophorus Werk-Lingen. Kinder- und Jugendhilfe GmbH (4.000 €): Kinderrechte stärken, Beschwerdeverfahren entwickeln

Der Träger, das Christophorus-Werk Lingen e. V. ist ein gemeinnütziges Sozialunternehmen mit rund 840 Mitarbeiter*innen für die Bereiche Behindertenhilfe, Kinder- und Jugendhilfe und berufliche Rehabilitation mit insgesamt ca. 1.700 Betreuungsverhältnissen und Sitz in Lingen. Die Kinder- und Jugendhilfe GmbH ist ein freier Träger der Jugendhilfe und ein Tochterunternehmen des Christophorus-Werkes Lingen e. V. Es bietet Kindern und Jugendlichen Hilfen in schwierigen Lebenssituationen. Die Kinder- und Jugendhilfe stellt ambulante und stationäre Hilfen zur Erziehung bereit. Dazu gehören im Wesentlichen die Betreuung in Wohngruppen und in Wohnungen und ambulante Hilfen wie Erziehungsbeistand, Intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung, Sozialpädagogische Familienhilfe und Betreutes Wohnen. Diese Angebote richten sich an sechs- bis 18-Jährige und deren Eltern sowie an junge Erwachsene auf dem Weg in die Eigenständigkeit.

Kinder-Pflegeheim Mellendorf: Einführung eines Beteiligungs- und Beschwerdemanagements

Das Kinder-Pflegeheim Mellendorf ist seit 1952 eine familiär geführte Einrichtung der Eingliederungshilfe, die sich auf die Betreuung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit schweren Mehrfachbehinderungen spezialisiert hat. Die Förderung von Vorschulkindern in Kleingruppen, die Wahrnehmung der Schulpflicht oder die Teilhabe am Arbeitsleben im Rahmen der Tagesförderstätte, gehören ebenso zur Lebensweltgestaltung, wie eine abwechslungsreiche Freizeit. Das Konzept bestehend aus den Grundpfeilern Pädagogik und Pflege wird durch Logopädie, Ergotherapie und Physiotherapie von externen Therapeuten ergänzt. 24 Kinder und Jugendliche sowie 12 Erwachsene haben hier ein Zuhause.

Dazu die Jury:

Wir zeichnen zwei pädagogische Einrichtungen aus, die in ihrer Struktur und Größe sehr unterschiedlich sind und die dennoch eines gemeinsam haben: Sie haben die ersten Schritte auf dem Weg gemacht, mit einem zeitgemäßen Verständnis von Kinderschutz ihre Einrichtung zu einem „sicheren Ort“ zu machen. In beiden Häusern leben Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Was macht für sie ein fundierter Schutz aus?

Mit dem Bundeskinderschutzgesetz (2012) hat der Gesetzgeber den Schutz und die Rechte von Kindern und Jugendlichen in Einrichtungen deutlich hervorgehoben. Dabei bilden die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen und die offensive Vermittlung der Kinderrechte ausdrücklich den Kern für eine gewaltfreie Erziehung. Auch ein transparentes Beschwerdemanagement gehört dazu.

Und genau hier ist angesetzt worden: Den Kindern und Jugendlichen wurden Räume geschaffen, um sich mit ihren Rechten auseinanderzusetzen. Denn es ist grundlegend zu wissen, Rechte zu haben und nicht vom „guten Willen“ Erwachsener abhängig zu sein. Und was kann ein junger Mensch tun, wenn ein Recht verletzt wird? Die gemeinsame Ausarbeitung eines transparenten Beschwerdemanagements haben sich beide Einrichtungen zur Aufgabe gemacht. Wichtig ist uns, dass hier nicht nur Erwachsene Standards und Maßnahmen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen gesetzt haben. Vielmehr wird an einer Kultur der Beteiligung, der Aufmerksamkeit und des Vertrauens gearbeitet.

Das Wissen über Kinderrechte und das Erleben demokratischer Beteiligungsformen gehören zum aktiven Kinderschutz in Einrichtungen und sind ein wirksames Mittel, Machtmissbrauch in Einrichtungen präventiv zu begegnen. Diese beiden Einrichtungen nehmen ihre Verantwortung an und schaffen Voraussetzungen dafür.

Sonderpreis: MTV Ramelsloh: Kinder- und Jugendrechte im Sportverein

Im Landkreis Harburg sind über 33.000 Kinder und Jugendliche mit Spaß am Sport und an der Bewegung dabei. Tausende Übungsleiter, Trainer und Betreuer engagieren sich jeden Tag.

Für viele Kinder und Jugendliche sind Sportvereine eine wichtige Anlaufstelle, die sie außerhalb der Schule besuchen. Umso wichtiger ist ein aktiver Kinderschutz im organisierten Vereinssport, wo Kinder und Jugendliche Stärken entwickeln, Teamgeist, Freundschaft und Freude erfahren sollen. Beim MTV Ramelsloh wird Prävention von Gewalt und Missbrauch als gemeinsame Aufgabe gesehen und aktiv angegangen. „Unser Verein will, dass sich alle Mitglieder, insbesondere Kinder und Jugendliche, im MTV Ramelsloh sicher fühlen, weil sie wissen, dass sie dort Respekt erfahren und ihre Grenzen beachtet werden“, heißt es in dem im Rahmen eines Präventionsprojektes erstellten Flyers des MTV Ramelsloh. Der Sportverein nimmt als erster Verein im Landkreis Harburg an dem Projekt „Schweigen schützt die Falschen“ des Landes-Sport-Bundes und der Sportjugend Niedersachsen teil. Der Verein wird dabei vom Kinderschutzbund Landkreis Harburg unterstützt. Übungsleiter und Vereinsmitglieder wurden geschult, Positionspapiere und Flyer entwickelt sowie Kinder- und Jugendrechte-Pässe erstellt und an die 470 Kinder und Jugendlichen im Verein verteilt. Der Verein will mit dem Projekt ein Klima schaffen, dass Mitarbeitende des Sports in die Lage versetzt, präventiv zu handeln, als auch Betroffene zum Reden ermutigt. Das Projekt soll Vereine für sexualisierte Gewalt sensibilisieren und ihnen ermöglichen, falls tatsächlich Übergriffe stattfinden, angemessen zu reagieren. Dieses Beispiel verdient Nachahmung, um junge Menschen noch besser vor Übergriffen zu schützen.

Die Jury gratuliert allen Preisträgern und wünscht weiterhin viel Erfolg und Freude!

In der Jury 2019 sind:

  • Für das Niedersächsische Sozialministerium: Anette Steege
  • Als Expertin aus der Wissenschaft: Dr. Marlies Kroetsch, Hochschuldozentin Soziale Arbeit & Management , Fachhochschule des Mittelstands (FHM) GmbH - University of Applied
    Sciences in Hannover / Schwerpunkt Kinderschutz-Konzepte
  • Vom Niedersächsischen Landesschülerrat Sören Weidner & Rieke Bruns
  • Für den Kinderschutzbund: Johannes Schmidt & Joshua Koch (Jugendrat)

Hintergrundinformation

Seit dem 5. April 1992 gilt in Deutschland die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen. 193 Länder haben diese Übereinkunft über die Rechte der Kinder mittlerweile unterzeichnet, sie gilt damit für nahezu zwei Milliarden Kinder der Erde! Die Kinderrechtskonvention enthält eigenständige Grundrechte der Kinder und signalisiert so, dass nicht nur Erwachsenen, sondern auch Kindern mit Respekt zu begegnen ist. Für das tägliche Leben heißt dies, dass alle Kinder in ihren Belangen, mit ihren Interessen und Bedürfnissen wahrgenommen werden sollen. Kinder brauchen ein gesellschaftliches Klima, in dem sie willkommen sind und sich anerkannt fühlen können.

Seit 2008 loben das Land Niedersachsen und der Deutsche Kinderschutzbund Landesverband Niedersachsen den Niedersächsischen KinderHabenRechtePreis aus. Damit sollen die Kinderrechte, die das Land Niedersachsen 2009 in seine Landesverfassung aufgenommen hat, bekannt gemacht werden sowie Initiativen, die sich für die Rechte von Kindern einsetzen, als Best-Practice-Beispiele verbreitet werden


Weitere Informationen
Deutscher Kinderschutzbund
Landesverband Niedersachsen e.V.
Escherstr. 23
30159 Hannover
Fon 05 11. 44 40 75
E-mail info@dksb-nds.de
www.KINDERHABENRECHTEPREIS.de

Impressionen vom KinderHabenRechtePreis 2019

 
Presseinformationen

Artikel-Informationen

erstellt am:
20.09.2019
zuletzt aktualisiert am:
27.09.2019

Ansprechpartner/in:
Christina Stumpenhausen

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