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Fünf „Inklusive Kommunen“ gehen in Niedersachsen an den Start

Sozialministerin Cornelia Rundt: „Wir stärken Inklusion auf örtlicher Ebene“


Sie haben sich bereits erfolgreich um Barrierefreiheit und um ein Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung bemüht, jetzt haben sie die Chance, sich mit Hilfe des Projekts „Inklusive Kommune“ zu Modellkommunen weiterzuentwickeln. Förderzusagen in Höhe von insgesamt 450 000 Euro hat Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt heute an fünf Kommunen vergeben, die mittels vielversprechender neuer Projekte volle Teilhabe für Menschen mit Behinderungen erreichen wollen. Ein Expertengremium unter dem Vorsitz des Landesbeauftragten für Menschen mit Behinderungen, Karl Finke, hat den Landkreis Friesland, die Landeshauptstadt Hannover, die Stadt Oldenburg, den Landkreis und die Stadt Göttingen (gemeinsame Bewerbung) sowie die Stadt Langen (LK Cuxhaven) ausgewählt.

Ministerin Cornelia Rundt: „Unser Gemeinwesen wird vor allem in den Kommunen gestaltet. Wir wollen deshalb mit unserer Auslobung den Gedanken der Inklusion auch auf der örtlichen Ebene stärken. Denn in welchem Umfang Menschen mit Behinderungen am gesellschaftlichen Leben teilhaben können, hängt entscheidend davon ab, ob Inklusion vor Ort gelebt wird.“

Ziel der Auslobung ist es, bereits begonnene kommunale Ansätze zu intensivieren und die Modellkommunen in ihrer Rolle als Multiplikatoren und Impulsgeber für andere Kommunen zu stärken, damit andere Kommunen von diesen „Leuchtturm-Erfahrungen“ profitieren können.

Die Auswahl der Modellprojekte orientierte sich vor allem daran, welche Ansätze vor Ort bislang entwickelt und tatsächlich umgesetzt worden sind und welche Pläne für die weitere Entwicklung konzeptionell vorhanden sind. Denn natürlich soll das bereits Erreichte auch für die Zukunft abgesichert werden. Insgesamt hatten sich 31 Landkreise, kreisfreie Städte und kreisangehörige Städte und Gemeinden an der Auslobung beteiligt. Sowohl die Stadt und der Landkreis Göttingen als auch die Stadt und der Landkreis Hildesheim hatten je eine gemeinsame Bewerbung eingereicht, so dass insgesamt 29 Modellprojekte vorgestellt worden sind.

Um eine möglichst breite und valide Entscheidungsgrundlage zu haben, hat das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung unabhängige Expertinnen und Experten in die Jury berufen: Zu dieser zählten neben Fachleuten aus dem Sozialministerium und dem Vorsitzenden Karl Finke Annette Brümmer (Vertreterin des Niedersachsenbüros), Meike Janßen (Vertreterin des SoVD Landesverband Niedersachsen) sowie Paul Leidner (vom Caritas-Verband Osnabrück als Vertreter der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege).

Damit auch kleinere Gebietskörperschaften eine Chance auf Förderung erhalten, hat die Jury zwei Kategorien eingeführt, eine für Landkreise und kreisfreie Städte, eine zweite für kreisangehörige Städte und Gemeinden.

Die Jury bewertete die eingegangenen Bewerbungsunterlagen anhand der in der Auslobung benannten Handlungsfelder: Empowerment, Partizipation, Beteiligung an politischer und gesellschaftlicher Meinungsbildung, Infrastruktur, Mobilität, Barrierefreiheit, Bildung, Lebenslanges Lernen von vorschulischen Angeboten bis zur Erwachsenenbildung, Wohnen, Inklusiver Sozialraum, Innovative Wohnformen, Arbeit und Beschäftigung, Beratung und Unterstützung, Gesundheit und Pflege, Versorgungsstruktur, Kultur/Freizeit/Sport, Sonstiges.

Alle ausgewählten Kommunen erfüllen die gesetzlich vorgegebene Quote, nach der Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten mindestens fünf Prozent der Arbeitsplätze mit schwerbehinderten Menschen besetzen müssen.


Kategorie Landkreise und Kreisfreie Städte

Landkreis Friesland erhält 130 000 Euro

Der Landkreis Friesland schreibt Inklusion in den Bereichen Schulen und touristischer Infrastruktur besonders groß. Er erarbeitet ein Regionales Raumordnungsprogramm mit dem Schwerpunkt Inklusion im Bereich der technischen und sozialen Infrastruktur. Rad- und Wanderwege werden im Landkreis Friesland mit „Kunst- und Mitmachstationen“ für Menschen mit und ohne Behinderungen ausgebaut. Im Schlossmuseum Jever gibt es ein spezielles Konzept (Museumskoffer) für Menschen mit geistigen und anderen Behinderungen.

„Besonders freut mich, dass der Landkreis den Inklusionsprozess auch in der schulischen Entwicklung aktiv steuert“, so Ministerin Rundt. „Ein Masterplan „Inklusion in Schulen“ sieht bis 2017 die Investition von weiteren 3,7 Millionen Euro vor.“ Zum besseren Gelingen der inklusiven Beschulung finden regelmäßig Gesprächsrunden und Hospitationen einzelner Lehrkräfte in und mit Grundschulen und weiterführenden Schulen statt. Unter anderem ist eine Arbeitshilfe für den Verfahrensablauf der Beantragung bis zur Bewilligung eines Inklusions-Helfers erstellt worden. Die Rolle der Inklusionshelferinnen und Inklusionshelfer soll zu einem Gesamtverständnis und entsprechendem Verhalten der gesamten Klasse (im Idealfall ohne Notwendigkeit weiterer Inklusions-Helfer) weiterentwickelt werden. Das Projekt soll zum Schuljahr 2014/2015 starten. Darüber hinaus arbeitet die Volkshochschule mit dem Verein „Lebensweisen Schortens“ zusammen, um Bildungsangebote für Menschen mit Behinderung einschließlich geistiger Behinderung zu machen. Die VHS bietet vielfältige Qualifizierungsangebote, unter anderem zur Fachkraft Inklusion, zum Betreuungsrecht und zum Arbeitsschutz.

Beispiele dafür, wie der Landkreis das Thema Inklusion umsetzt, gibt es in diesem Video zu sehen:



Landeshauptstadt Hannover erhält 90 000 Euro

Die Landeshauptstadt Hannover wird für besondere Bemühungen bei der Integration von Menschen mit Behinderungen in den allgemeinen Arbeitsmarkt und im Bereich Partizipation / Information ausgezeichnet. Der Hannoversche Förderpreis für Inklusion in der Wirtschaft ist seit mehreren Jahren etabliert. Neue Unterstützungsformen der Eingliederung behinderter Menschen in den allgemeinen Arbeitsmarkt sollen mit Kammern und Betrieben entwickelt werden.

Die Stadtbezirke haben Runde Tische Inklusion eingerichtet. Die Museenlandschaft wird barrierearm weiterentwickelt (unter anderem der „Rote Faden“). Zahlreiche Informationsangebote und spezielle Ratgeber für Menschen mit Behinderungen sind vorhanden (Allgemein, Tourismus, Gastronomie, Parken, Sanitäranlagen), zum Teil auch in leichter Sprache und als Hörbuch. Verwaltung und Rat unterwerfen sich regelmäßigen Berichterstattungspflichten. In Planung ist, alle Beschlüsse des Rates zukünftig auch unter dem Aspekt der Auswirkungen auf die inklusive Entwicklung zu prüfen.

„Die Vision der Landeshauptstadt, die politische und gesellschaftliche Teilhabe behinderter Menschen noch weiter auszubauen, ist für mich ein wichtiger Ansatz, den ich gern weiter unterstützen möchte“, so Ministerin Rundt.

Stadt und Landkreis Göttingen erhalten zusammen 90 000 Euro

Die gemeinsame Bewerbung des Landkreises und der Stadt Göttingen besticht besonders mit vorbildlichen Anstrengungen für mehr Barrierefreiheit. Barrierefreie Internetauftritte sind fast überall erreicht. 2012 wurde schrittweise die Herstellung von barrierefreien Schulen und Gebäuden initiiert. Eine Prüfliste für die Bestandsaufnahme aller Bildungseinrichtungen der Stadt wurde erarbeitet.

„Bemerkenswert für die Zukunft ist der Ansatz, Maßnahmen- und Zeitpläne für jeden einzelnen Bildungsstandort zu entwickeln“, so Ministerin Rundt. „Ein Leit- und Orientierungssystem der Universität Göttingen soll Orientierung für öffentliche Gebäude, Kindertagesstätten und Schulen sein. Eine Ausweitung auf den Landkreis sowie die Einrichtung einer Smartphone-App sind in Planung.“

Stadt Oldenburg erhält 90 000 Euro

Die Bewerbung der Stadt Oldenburg beweist bei der Partizipation von Menschen mit Behinderungen besonders vorbildliche Ansätze. Die Stadtverwaltung richtet sich unter anderem mit einer Fachstelle inklusiv aus. Die Stadtverwaltung setzt bei Veranstaltungen Hörschleifensysteme und Gebärdendolmetscher ein. Mit regionalen und überregionalen Kommunen findet eine Vernetzung statt. Die Bauleitplanung ist barrierefrei. Im Stadtgebiet fahren im öffentlichen Personennahverkehr ausschließlich Niederflurbusse.

„Oldenburg plant weitere kommunale Leuchtturmprojekte, unter anderem ein Konzept für barrierefreien Tourismus und Museumsführungen für hörgeschädigte und gehörlose Besucher“, so Ministerin Rundt.

Kategorie kreisangehörige Städte und Gemeinden

Stadt Langen erhält 50 000 Euro

Die Stadt Langen (Landkreis Cuxhaven) hat ein Inklusionsnetzwerk entwickelt und Umsetzungsverträge mit konkreten Maßnahmevereinbarungen zur Förderung der Inklusion in Langen und Umgebung geschlossen mit DRK, EWW (Elbe-Weser-Werkstätten), ev. Bildungszentrum Bad Bederkesa, Langener Unternehmensstammtisch, Seeparkschule, Stadt Langen, VHS, Seepark Klink Debstedt.

„Die Stadt Langen hat unter den Kreisangehörenden Städten und Gemeinden einen überzeugenden Beitrag geliefert“, so Cornelia Rundt. „Dieses Inklusionsnetzwerk soll künftig erweitert werden um die Perspektiven Demografie und Migration. Das Programm soll auf das zukünftige Stadtgebiet nach der geplanten Fusion zur Stadt Geestland ausgedehnt werden.“

Ministerin Rundt übergibt den Förderbescheid an die Stadt Langen  
Die Stadt Langen bekommt 50.000 Euro.
Ministerin Rundt mit Vertretern der Stadt und des Landkreises Göttingen  
Ministerin Rundt mit Vertretern der Stadt und des Landkreises Göttingen.
Frau Ministerin Rundt mit Andrea Hammann, Behindertenbeauftragte der Stadt Hannover  
Frau Ministerin Rundt mit Andrea Hammann, Behindertenbeauftragte der Stadt Hannover.
Frau Ministerin Rundt mit Dagmar Sachse von der Stadt Oldenburg  
Frau Ministerin Rundt mit Dagmar Sachse von der Stadt Oldenburg.
Frau Ministerin Rundt mit Landrat Sven Ambrosy  
Frau Ministerin Rundt mit Landrat Sven Ambrosy (rechts) und Vertretern des Landkreises Friesland.
Presseinformationen Bildrechte: Land Niedersachsen

Artikel-Informationen

Ansprechpartner/in:
Frau Heinke Traeger

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