Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung Niedersachsen klar Logo

Rede des Niedersächsischen Ministers für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, Dr. Andreas Philippi, anlässlich der Aktuellen Stunde am 21.05.2025 im Niedersächsischen Landtag (TOP 14a):

„Starker Kinderschutz braucht eine klare Strategie – Niedersachsen geht den nächsten Schritt“


  • Es gilt das gesprochene Wort -

Heute ist ein besonderer Tag für den Kinderschutz in Niedersachsen.

Heute setzen wir als Land ein klares und kraftvolles Zeichen:

Der Schutz unserer Kinder hat für uns alle oberste Priorität.

Die jüngsten Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik für Niedersachsen sind alarmierend – sie dürfen uns nicht ruhen lassen:

Im Jahr 2024 wurden 32.545 Fälle häuslicher Gewalt registriert, in vielen davon sind Kinder mittelbar oder unmittelbar betroffen.

Laut aktuellen Zahlen des Landeskriminalamtes sind insgesamt 1.869 Kinder im Jahr 2024 Opfer sexuellen Missbrauchs geworden.

1.869 Einzelschicksale, für die wir uns als Gesellschaft verantwortlich zeigen müssen.

Sie mahnen uns.

Denn jedes dieser Kinder hätte Hilfe gebraucht – je früher desto besser.

Deshalb muss es unser Anspruch sein, früher, passgenauer und umfassender Hilfebedarf festzustellen und Unterstützung zu leisten.

Kinderschutz ist eine gemeinsame Verantwortung.

Und diese Verantwortung dürfen wir nicht parteipolitisch aufteilen.

Die Debatte über Kinderschutz darf niemals enden – aber sie muss uns einen.

Denn was könnte uns mehr verbinden, als der Wille, Kinder zu schützen?

Der Schutz von Kindern und Jugendlichen ist nicht verhandelbar.

Insbesondere die Beteiligungsrechte von Kindern und Jugendlichen gehören genau dorthin – als klares Signal an die Gesellschaft:

Wir hören Kinder. Wir sehen Kinder. Wir nehmen Kinder ernst.

Heute kann ich Ihnen sagen: Niedersachsen setzt mit der am 19. Mai im Kabinett verabschiedeten Kinderschutzstrategie ein richtungsweisendes Zeichen.

Sie denkt Kinderschutz vom Kind aus – vom ersten Tag an.

Kinderschutz also von Anfang an!

Deshalb wollen wir Lotsendienste an Geburtskliniken flächendeckend fördern. Familien sollen von Beginn an gesehen, begleitet und unterstützt werden – präventiv, verlässlich, ortsnah.

Schulen werden verpflichtet, Schutzkonzepte zu entwickeln, und sie werden dabei unterstützt.

Denn Schutz beginnt im Alltag.

Somit auch in den Klassenzimmern und auf den Schulhöfen.

Beratungsstellen für Kinder und Jugendliche – oft die ersten Orte, an denen Kinder überhaupt über Gewalt sprechen können – müssen gesichert werden.

Ihre Arbeit ist unverzichtbar.

Und ja, auch das Ehrenamt darf nicht vergessen werden.

Fortbildungen und bedarfsgerechte Beratung müssen sichergestellt sein für alle,

die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten.

Ein Herzstück dieser Strategie ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Der Interministerielle Arbeitskreis Kinderschutz – der IMAK – hat es vorgemacht:

Wenn Jugendhilfe, Justiz, Bildung und Wissenschaft gemeinsam sprechen, entstehen nachhaltige Lösungen.

Versäulte Strukturen waren gestern!

Wir wollen an den Schnittstellen unterstützen und zukünftig mit interdisziplinären Fortbildungsformaten den Dialog miteinander fördern.

Mit der Einrichtung eines Beirats Kinderschutz schaffen wir eine dauerhafte Plattform für den Dialog – mit Beteiligung der Wissenschaft und der kommunalen Spitzenverbände.

Der Austausch wird dadurch verstetigt und erweitert.

Doch damit nicht genug:

Kinder müssen auch im strafrechtlichen Kontext kindgerecht beteiligt werden.

Die Strategie stärkt deshalb die Rahmenbedingungen audiovisueller Vernehmungen, um betroffene Kinder zu entlasten und gleichzeitig Beweise zu sichern.

Und wir wissen:

Ohne eine qualifizierte medizinische Diagnostik sind viele Misshandlungen nicht beweisbar.

Daher soll die forensische Kinderschutzambulanz an der MHH gestärkt werden – für eine flächendeckend bessere Früherkennung und rechtssichere Versorgung.

Stellen wir uns gemeinsam hinter diese Strategie.

Geben wir dem Kinderschutz nicht nur Worte – geben wir ihm Gewicht, ein Gesetz und Gestaltungskraft.

Kinderschutz braucht uns alle.

Ich danke Ihnen!

Presseinformationen Bildrechte: Land Niedersachsen

Artikel-Informationen

erstellt am:
21.05.2025

Ansprechpartner/in:
Pressestelle

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