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Tag der sozialen Gesundheitswirtschaft


Startpunkt der Sommertour der Ministerin ist die Firma KIND Hörgeräte. Empfangen wurde sie von Geschäftsführer Dr. Alexander Kind.  
Startpunkt der Sommertour der Ministerin ist die Firma KIND Hörgeräte. Empfangen wurde sie von Geschäftsführer Dr. Alexander Kind.
Martin Kind und Ministerin Cornelia Rundt im Gespräch.  
Martin Kind und Ministerin Cornelia Rundt im Gespräch.
Die Ministerin im Interview vor dem Firmensitz von KIND Hörgeräte.  
Die Ministerin im Interview vor dem Firmensitz von KIND Hörgeräte.
Im Gespräch Martin und Dr. Alexander Kind.  
Im Gespräch mit Martin Kind und Dr. Alexander Kind.
Zweites Ziel der Tour ist die MHH. Präsident Professor Dr. Christopher Baum empfängt die Ministerin. Vor Ort ging es um das Exzellenzcluster REBIRTH.  
Zweites Ziel der Tour ist die MHH. Präsident Professor Dr. Christopher Baum empfängt die Ministerin. Vor Ort ging es um das Exzellenzcluster REBIRTH.
Dr. Alexander Horke und Dr. Michael Harder im Gespräch mit Ministerin Rundt.  
Dr. Alexander Horke und Dr. Michael Harder im Gespräch mit Ministerin Rundt.
Der 24-jährige Niklas Jeinsen aus Hannover mit angeborenem Herzfehler hatte sich für eine dezellurlarisierte Herzklappe entschieden.  
Der 24-jährige Niklas Jeinsen aus Hannover mit angeborenem Herzfehler hatte sich – statt für eine künstliche – für eine „dezellularisierte“ Herzklappe entschieden. Diese wird nach der Einpflanzung mit körpereigenen Zellen angereichert.
„Die Gesundheitswirtschaft zählt zu den stärksten Wirtschaftszweigen in Niedersachsen, wir haben hier ein riesiges Potenzial für die Schaffung weiterer sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze“, erklärte Niedersachsens Sozial- und Gesundheitsministerin Cornelia Rundt. Nach Berechnungen des Instituts WifOR arbeiten über 580.000 Menschen in der niedersächsischen Gesundheitswirtschaft (Stand 2013). Der Anteil der Erwerbstätigen aus der Gesundheitsbranche am Arbeitsmarkt beträgt 15,1 Prozent – und liegt somit beispielsweise deutlich vor der Automobilfertigung. „Dass die Gesundheitswirtschaft von so großer Bedeutung ist, liegt besonders auch daran, dass wir so erfolgreiche Player haben, die sich mit Innovationen made in Niedersachsen am Markt behaupten“, so Ministerin Cornelia Rundt. Das sei am heutigen „Tag der sozialen Gesundheitswirtschaft“ bei Besuchen bei der KIND Hörgeräte GmbH und Co. KG in Großburgwedel und beim Exzellenzcluster REBIRTH der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) eindrucksvoll deutlich geworden. Cornelia Rundt: „Die Gesundheitswirtschaft ist Niedersachsens Jobmotor und Aushängeschild, 580.000 Menschen leisten wegweisende Arbeit. Davon profitieren nicht nur all jene, die in diesem Bereich gute Arbeit finden, sondern alle Bürgerinnen und Bürger in Niedersachsen – Gesundheit ist ein individueller und gesellschaftlicher Wert, der zunehmend an Bedeutung gewinnt. Vor diesem Hintergrund schafft eine starke Gesundheitswirtschaft beste Voraussetzungen für hohe Lebensqualität.“

Cornelia Rundt hatte vergangenes Jahr gemeinsam mit Wirtschaftsminister Olaf Lies und Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen- Kljajić sowie zahlreichen Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Kommunen und Verbänden den Startschuss für die Aufstellung eines „Masterplans Soziale Gesundheitswirtschaft“ für Niedersachsen gegeben. Das Ziel ist, die Bedeutung der Gesundheitswirtschaft ins Bewusstsein zu rücken und Potenziale zu entdecken, um diese Stärke Niedersachsens weiter auszubauen. Am 2. November dieses Jahres wird es eine Folgekonferenz geben, 2016 soll der Masterplan beschlossen werden. Der heutige „Tag der sozialen Gesundheitswirtschaft“ diente der federführenden Ministerin dazu, sich über die konkrete Arbeit in der Gesundheitswirtschaft und möglicherweise drängende Probleme zu informieren.

Der Geschäftsführer von KIND Hörgeräte, Dr. Alexander Kind, begrüßte die Initiative der Landesregierung zur Stärkung der Gesundheitswirtschaft und betonte: „Die Niedersächsische Gesundheitswirtschaft ist ein wesentlicher Treiber für Innovation und wirtschaftlichen Erfolg in der Region; wirtschaftlicher Erfolg ist zwingende Grundlage für zukunftssichere Arbeitsplätze und einen funktionierenden Jobmotor – wir sind stolz, dass wir bei KIND alleine in 2015 über 250 neue Auszubildende einstellen und damit neue Arbeitsplätze schaffen konnten.“

Wie KIND Hörgeräte hat sich auch der Exzellenzcluster REBIRTH an der MHH inzwischen internationalen Ruf erarbeitet. In 60 Arbeitsgruppen entwickeln Experten innovative therapeutische Strategien für die Organsysteme Herz, Lunge, Leber und Blut. „Wir wollen unseren Erkenntnisgewinn im Bereich der Grundlagenforschung so weiterentwickeln, dass wir ihn in der Klinik anwenden können“, erläuterte Professor Axel Haverich. Ein gelungenes Beispiel seien die dezellularisierten Herzklappen, die nicht vom Körper abgestoßen werden und sogar mitwachsen können: „In Hannover an der MHH entwickelt und angewendet werden sie mittlerweile im Medical Park von Corlife produziert“, erläutere Haverich: „Damit konnten wir die Wertschöpfungskette von der Erfindung über die Anwendung bis hin zur Herstellung in Niedersachsen halten.“ Professor Haverich zeigte sich überzeugt davon, dass die dezellularisierten Herzklappen nicht der letzte Erfolg des Exzellenzclusters sind: „Wir haben noch einige vielversprechende Forschungsprojekte in der Pipeline."
Ministerin Cornelia Rundt war am Ende der Besuchstour beeindruckt von der Schaffenskraft niedersächsischer Akteure in der Gesundheitswirtschaft: „KIND Hörgeräte ist deutschlandweit der größte Ausbilder in der Hörgeräteakustik und die MHH ist Weltmarktführer bei Lungentransplantationen und bei Cochlear-Implantaten. Mir ist immer wichtig, dass erfolgreiche Unternehmen auch Arbeitsplätze schaffen, die sich durch faire Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen auszeichnen. Das spielt auch bei der Aufstellung des Masterplans soziale Gesundheitswirtschaft eine entscheidende Rolle. Was ich diesbezüglich gesehen habe, hat überzeugt.“

Ministerin Cornelia Rundt verwies zudem auf die Bedeutung der Versorgung mit Hilfsmitteln. Es werde leicht vergessen, welche enormen Fortschritte und Weiterentwicklungen es in diesem Bereich gebe. Cornelia Rundt: „Hilfsmittel wie etwa Hörgeräte, aber auch unterstützende Dienstleistungen ermöglichen Menschen mit Einschränkungen die Teilhabe am gesellschaftlichen und beruflichen Leben – gerade in einer älter werdenden Gesellschaft gewinnt dies zunehmend an Bedeutung. Und es werden Arbeitsplätze geschaffen: in der Versorgung, der Entwicklung und im Gesundheitshandwerk. Die Gewinnung einer ausreichenden Zahl an Fachkräften ist eine der großen Herausforderungen für Niedersachsen.“
Aufgrund ihrer Wertschöpfung von rund 430 Millionen Euro nimmt die MHH den 16. Platz auf der von der Nord/LB geführten Rangliste der 50 größten niedersächsischen Unternehmen für das Jahr 2013 ein. Sie ist damit das größte Unternehmen in der Wachstumsbranche Gesundheit in Niedersachsen. Das Unternehmen KIND Hörgeräte beschäftigt in Niedersachsen 608 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten wertvolle Arbeit, das haben wir heute eindrucksvoll erleben dürfen“, so Sozialministerin Cornelia Rundt: „Es zeigt sich: Wir dürfen die Gesundheitswirtschaft nicht mehr als Kostenfaktor sehen, sondern sie steuert sehr viel Geld in Form von Sozialversicherungsbeiträgen (von der Rentenversicherung über die Kranken- und Pflegeversicherung bis zur Arbeitslosenversicherung) und Steuerabgaben (beispielsweise Einkommens- und Umsatzsteuer) bei und ist damit eine maßgebliche Säule des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens in Niedersachsen. Diese Erkenntnis wird sich im Masterplan widerspiegeln und sie wird einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, die Wertschätzung für die in der Gesundheitswirtschaft beschäftigten Menschen deutlich zu erhöhen.“

STICHWORTE
Gesundheitswirtschaft
Die Gesundheitswirtschaft umfasst eine Vielzahl von Gütern und Dienstleistungen, die weit mehr umfassen als ambulante und stationäre Gesundheitsversorgung in Arztpraxen und Krankenhäusern. Auch Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen, Pflegeeinrichtungen, die therapeutische Versorgung, die Herstellung und der Vertrieb von medizinischen, pharmazeutischen und orthopädischen Erzeugnissen gehören dazu. Weitere Themenfelder sind die Entwicklung und Anwendung von telemedizinischen Produkten und Dienstleistungen (eHealth) und der Gesundheitstourismus. Niedersachsen verfügt über sehr attraktive Standorte mit guter gesundheitstouristischer Infrastruktur. Im Bereich Life Science und Medizintechnik bieten neben großen Unternehmen vor allem die sehr innovativen kleinen und mittelständischen Unternehmen noch Wachstumspotential. Für die Gesundheitswirtschaft stehen zahlreiche Beschäftigte: Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte, Gesundheitshandwerkerinnen und -handwerker, Augenoptikerinnen und Augenoptiker, Apothekerinnen und Apotheker u.v.m.

KIND Hörgeräte
KIND mit Hauptsitz in Großburgwedel bei Hannover ist eines der weltweit führenden Unternehmen der Hörgeräteakustik. Das Unternehmen betreibt über 650 Fachgeschäfte im In- und Ausland und beschäftigt mehr als 2.500 Mitarbeiter. Nach eigenen Angaben haben kundenorientierte Leistungen, faire Preise und eine transparente Beratung KIND zum Marktführer in Deutschland gemacht. Mit dem Produktionsbetrieb audifon decke die Unternehmensgruppe die komplette Wertschöpfungskette der Hörgeräteakustik ab: von der Forschung und Entwicklung über Produktion und Vertrieb bis hin zur qualifizierten Anpassung und Nachbetreuung.

Exzellenzcluster REBIRTH

REBIRTHist ein durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) seit 2006 im Rahmen der Exzellenzinitiative geförderter Exzellenzcluster, der an der MHH angesiedelt ist. Ziel ist es, durch interdisziplinäre Zusammenarbeit der verschiedenen in REBIRTHintegrierten Wissenschaftsgebiete eine international renommierte Institution für regenerative Medizin zu etablieren. Rund 250 REBIRTH-Wissenschaftler entwickeln in 60 Arbeitsgruppen innovative therapeutische Strategien für die Organsysteme Herz, Lunge, Leber und Blut. Die mitwachsende Herzklappe ist ein konkretes Ergebnis, für das REBIRTHbekannt ist. Der Forschungsschwerpunkt liegt in der Entwicklung regenerativer Therapien wie der Zell- und Gentherapie, dem Tissue Engineering, der Zellreprogrammierung und Stammzellforschung. Dabei verbinde der Cluster nach eigenen Angaben exzellente Ausbildung mit innovativer Wissenschaft sowie experimenteller und klinischer Medizin – bis hin zur konkreten Anwendung in der MHH.


Masterplan
Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt, Wirtschaftsminister Olaf Lies und Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajic haben 2014 gemeinsam den Startschuss für die Erstellung eines „Masterplans Soziale Gesundheitswirtschaft" gegeben. Bei der Auftaktveranstaltung in der Akademie des Sports in Hannover betonten sie, dass die jetzt schon wichtige Gesundheitswirtschaft in den nächsten Jahren noch an Bedeutung gewinnen werde. Sozial- und Gesundheitsministerin Cornelia Rundt: „Niedersachsen verfügt über große und erfolgreiche Krankenhäuser, anerkannte Einrichtungen medizinischer Forschung sowie zahlreiche Unternehmen der Medizintechnik und im Bereich der Gesundheitsdienstleistungen – die Kompetenzen, die wir auf diesen Feldern erworben haben, sind nun unser stärkster Antrieb beim Ausbau der Gesundheitswirtschaft." Die Ministerin betonte, dass dabei allerdings nicht Wachstum um jeden Preis das Ziel sein dürfe: „Diese Landesregierung legt ein besonderes Augenmerk auf das Soziale in der Gesundheitswirtschaft, denn dieser Wirtschaftszweig wird nur dann stabil und von gesellschaftlichem Nutzen sein, wenn die Arbeitsbedingungen sowie die Gesundheits- und Pflegeleistungen zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger ausgestaltet sind." Gesundheit sei somit sowohl Voraussetzung als auch Indikator für den Wohlstand einer Gesellschaft.

Wirtschaftsminister Olaf Lies hob die große Bedeutung der Gesundheitswirtschaft für Niedersachsen als regionalen Jobmotor und Standortfaktor hervor: „Die wirtschaftliche Bedeutung des Bereichs Gesundheitswirtschaft nimmt ständig zu. Der demographische Wandel, neue Technologien und die Bereitschaft der Bevölkerung, mehr für die Gesundheit zu investieren, bieten zusätzliche Marktpotenziale für Unternehmen in diesem Bereich, aber auch für den Gesundheitstourismus. Wir müssen Unternehmen – auch kleine und mittlere Unternehmen – dazu ermutigen, sich auf den Weg zu machen, um neue und innovative Produkte der Gesundheitsversorgung zu entwickeln und zur Marktreife zu bringen."

Die Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Gabriele Heinen-Kljajić, erklärte: „Eine Vielzahl von Einrichtungen der Infektionsmedizin, der Biomedizintechnik und der Neurowissenschaften forschen daran, wie die Lebensqualität der Menschen verbessert werden kann. Das ist gerade in einer älter werdenden Gesellschaft besonders wichtig. Die Forschungsergebnisse, zum Beispiel neue Diagnose- und Therapieverfahren, Impf- und Wirkstoffe oder Assistenzsysteme für ältere und behinderte Menschen, müssen so schnell wie möglich angewandt werden können, um Patientinnen und Patienten das Leben zu erleichtern. Dabei unterstützen wir alle Akteure."

Im Rahmen der Aufstellung des Masterplans möchte die Niedersächsische Landesregierung die Potenziale stärker nutzen und zu diesem Zweck eine bessere Zusammenarbeit der unterschiedlichen Sektoren fördern. Der Masterplan wird ressortübergreifend – von Wirtschaftsministerium, Wissenschaftsministerium und Sozialministerium – unter Federführung des Sozialministeriums erstellt. Die Gesundheitsakteure vor Ort werden eng eingebunden. Bei der Auftaktveranstaltung in der Akademie des Sports waren Vertreterinnen und Vertreter relevanter Einrichtungen der Gesundheitswirtschaft eingeladen, um über die Entwicklungspotenziale der niedersächsischen Gesundheitswirtschaft gemeinsam in Fachforen zu diskutieren. Es wurden Arbeitsgruppen gebildet, die bei der nächsten Masterplan-Konferenz am 2. November ihre Ergebnisse vorstellen werden. 2016 soll der Masterplan soziale Gesundheitswirtschaft für Niedersachsen verabschiedet werden.
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