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Hintergrundinformation zum Reaktorunglück in Tschernobyl


Der 26. April 1986 und seine Folgen
Als am 26. April 1986 der Block IV des Kernkraftwerkes Tschernobyl im Norden der Ukraine - nahe der weißrussischen Grenze - explodierte, versuchten die Verantwortlichen der damaligen Sowjetunion zunächst, die Folgen herunterzuspielen oder zu vertuschen. Selbst die in unmittelbarer Nähe wohnende Bevölkerung wurde nicht informiert. Mit der Explosion wurden große Mengen radioaktiver Stoffe freigesetzt. Neben Jod 131 waren dies u.a. Cäsium 137 und Strontium 90, zwei besonders langlebige radioaktive Stoffe mit einer Halbwertzeit von bis zu 30 000 Jahren.

Die in die Luft geschleuderten radioaktiven Teilchen wurden am Tag des Unglücks von schweren Regenwolken aufgenommen und mit dem Wind vor allem nach Norden und Westen transportiert. Dort regneten sie ihre radioaktive Last nach und nach ab. So ist es zu erklären, dass 70 % des radioaktiven Fall - Outs auf Weißrussland (Belarus) niederging. Ebenfalls stark betroffen waren der Norden der Ukraine sowie die Region Brjansk im Südwesten Russlands.

Erst Tage nach der Katastrophe wurde damit begonnen, die Bevölkerung aus der unmittelbaren Nachbarschaft des Kernkraftwerkes zu evakuieren. Noch am 1. Mai, dem traditionellen Tag der Arbeit, wurden die ahnungslosen Menschen im strömenden Regen zu den Paraden und zentralen Kundgebungen gefahren. Dort waren sie dann im Regen dem radioaktiven Fall - Out ausgesetzt.

Auf Grund umfangreicher Messprogramme gibt es heute Karten, die die radioaktive Belastung der Böden mit Cäsium 137 und Strontium 90 sichtbar machen. Weite Teile von Belarus, der Ukraine und Russland, die früher sehr intensiv landwirtschaftlich genutzt wurden, sind auch heute noch so stark belastet, dass Menschen dort nicht wohnen dürfen. Die Regierungen der betroffenen Staaten haben versucht, die Bevölkerung nicht nur aus der schon frühzeitig gesperrten 30-Kilometer-Zone rund um den Reaktor von Tschernobyl zu evakuieren, sondern auch aus den anderen stark belasteten Gebieten. Ganze Dörfer wurden in eilig errichtete Wohnblöcke an den Rändern der Städte in unbelastete Gebieten umgesiedelt. Andere Dörfer wurden – oft nur wenige Kilometer von ihrem ursprünglichen Standort entfernt – in weniger belasteten Zonen neu aufgebaut.

So gibt es heute weite Landstriche, die abgesperrt, von der Miliz gesichert und fast menschenleer sind. Die Dörfer in diesem Gebieten werden nach und nach dem Erdboden gleich gemacht, um eine Rückkehr der Bewohnerinnen und Bewohner zu verhindern. Soweit einzelne Häuser noch stehen, sind sie von der Versorgung mit Wasser und Strom abgeschnitten. Das hindert einzelne – vor allem ältere – Menschen nicht daran, in diesen Häusern wohnen zu bleiben oder dorthin zurückzukehren, weil sie sich mit der neuen, ihnen zugewiesenen Heimat nicht anfreunden können. Diese Menschen haben oft jahrzehntelang in den jetzt evakuierten Dörfern gelebt und wollen häufig nicht einsehen, dass dies jetzt zu gefährlich geworden ist.

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