Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung Niedersachsen klar Logo

Juliane Bartel Medienpreis 2014

Quicklinks zu den ausgezeichneten Beiträgen:
Kategorie Hörfunk
Kategorie Fernsehen - Fernsehfilm und -serie
Kategorie Fernsehen - Dokumentation, Reportage, Feature, Magazinbeitrag
Kategorie Online-Kurzvideo

Die Jury

111 Autorinnen und Autoren wollten ihn haben - am 14.10.2014 wurde er verliehen: Der Juliane Bartel Medienpreis. Niedersachsens Sozial- und Frauenministerin Cornelia Rundt hat damit Medienschaffende ausgezeichnet, die in Fernseh- oder Hörfunkproduktionen Frauen und Männer ohne Klischees und überzogene Rollenbilder darstellen oder Konflikte und Missstände aufzeigen. Zum ersten Mal wurden in diesem Jahr auch drei Preise für Online-Kurzvideos vergeben.

„Sehen, hören, klicken: Auf allen Kanälen tragen Medien wesentlich zur Meinungsbildung bei und prägen unser Bild von der Gesellschaft. Als Frauenministerin ist es mir daher wichtig, solche Produktionen hervorzuheben, die Lebensmodelle von Frauen und Männern ohne Verzerrung darstellen", sagt Ministerin Cornelia Rundt. „Mit der neuen Kategorie Online-Kurzvideo bewerten wir in diesem Jahr zum ersten Mal, wie das Thema im Internet angegangen wird. Auch hier zeigt sich, dass Informationen und Botschaften kreativ und mit viel Engagement transportiert werden und neue Zielgruppen erreichen. Die Preisträgerinnen und Preisträger von heute Abend machen deutlich, dass eine ausgewogene Darstellung von Frauen und Männern interessant und unterhaltsam sein kann."

Der Preis wird in diesem Jahr zum 14. Mal in Kooperation mit dem NDR und der Niedersächsischen Landesmedienanstalt verliehen. Er würdigt die kreative Auseinandersetzung mit einer differenzierten und geschlechtergerechten Darstellung von Frauen und ihren Lebenswelten in den Medien. Er ist nach der Journalistin Juliane Bartel (1945 - 1998) benannt, die als gradlinige, kritische sowie humorvolle Person für einen fairen und glaubwürdigen Journalismus steht.

Gewinnerin der Kategorie Fernsehen - Fernsehfilm und Fernsehserie ist Sylke Enders. Für die zweite Fernseh-Kategorie Dokumentation, Reportage, Feature, Magazinbeitrag wurden Antonia Rados und Claudia Dejá geehrt. In der Kategorie Hörfunk erhielt den Preis Astrid Springer.

Für die neue Kategorie Online-Kurzvideo gab es 14 Einsendungen, die drei besten von ihnen wurden ausgezeichnet: Annalena Müller, Johanna Doyé, Isabell Rosenblatt und Jasmina Saddedine aus Paderborn belegen mit ihrem Film „Wie groß ist er noch - der „kleine" Unterschied?" den ersten Platz. Platz zwei geht an Franziska Neumeister aus Hamburg und ihrem Beitrag „Rainbow-Flash". Den dritten Platz in der Kategorie Online-Kurzvideo belegen Andreas Ebert, Lisa Bendisch, Hendrik Wallat und Lorenz Block aus Lüneburg mit „Frauenquote einfach erklärt".

Der Preis ist mit insgesamt 13.500 Euro dotiert. Die Preisträgerinnen und -träger in den Kategorien Fernsehen und Hörfunk erhalten neben dem Preisgeld von je 3.000 Euro eine Skulptur der Künstlerin Ulrike Enders. Die Preisträgerinnen und Preisträger der Kategorie Online-Kurzvideo erhalten insgesamt 1.500 Euro.

Erst wenige Stunden vor der Auszeichnung hat sich eine hochkarätige Fachjury auf die Siegerbeiträge geeinigt. Die Jury selbst setzt sich aus prominenten Fachleuten zusammen. In diesem Jahr waren dabei:

  • Tayfun Bademsoy (Schauspieler)
  • Ilka Eßmüller (Journalistin und Moderatorin, RTL)
  • Verena Formen-Mohr (Redakteurin, NDR)
  • Julia Fritzsche (Radio- und Fernsehjournalistin)
  • Andreas Neumann (Leiter ARD-Aktuell, Radio Bremen)
  • Heide Oestreich (Redakteurin Geschlechterpolitik, taz)
  • Nils Pickert (Journalist und Autor)
  • Bettina Rust (Journalistin und Moderatorin, NDR / RBB)
  • Carmen Thomas (Journalistin und Autorin, 1. Moderationsakademie für Medien und Wirtschaft)

Die von der Jury preisgekrönten Beiträge:

Kategorie Hörfunk:

Titel: „Trotz Berufstätigkeit arm im Alter"

von Astrid Springer

rbb, 24 min.

Trotz Berufstätigkeit arm im Alter - unter diesem etwas „sperrigen" Titel deckt die Autorin eine für viele Menschen unfassbare Ungerechtigkeit im Rentensystem auf.

Astrid Springer sucht nach den Ursachen, befragt Juristen und Sozialwissenschaftler zum nach wie vor nicht zeitgemäßen Familien- und Rentenmodell und begleitet zwei arme Renterinnen in ihrem von sozialer Isolation und Zukunftsangst geprägten Alltag.

Der Autorin gelingt ein sehr gut recherchiertes, durch profunde Hintergrundinformationen bestechendes Feature. Es klopft anhand der Biografien zweier Frauen, die von ihrer Rente nicht leben können, die neue Rentenreform auf ihre (Un-)Tauglichkeit ab, belegt beeindruckend die historische Dimension von Ungerechtigkeit und Ungleichbehandlung von Frauen seit der Bismarckschen Sozialgesetzgebung bis heute und schildert die bitteren Folgen von Altersarmut, die weiblich ist. Eine erschütternde und empörende Bestandsaufnahme, wie unwürdig viele Rentnerinnen gegenwärtig in unserer Gesellschaft leben müssen.

Kategorie Fernsehen:

Fernsehfilm und -serie

Titel: „Du bist dran"

von Sylke Enders

WDR, 90 min.

Peter, Möbelrestaurator mit abgebrochenem Industriedesign-Studium, ist über die Jahre in die Rolle des Hausmanns gerutscht. Während seine Frau Elisabeth erfolgreich in der Entwicklungshilfe arbeitet und beruflich viel unterwegs ist, kümmert er sich nicht nur um den gemeinsamen Haushalt, sondern auch um die beiden Kinder, den 15jährigen Robby und die siebenjährige Laura. Durch den plötzlichen Tod seiner Mutter, die neue Beziehung seines Vaters und die Pläne seiner Frau, mit der Familie nach Afrika zu gehen, gerät dieses scheinbar gut funktionierende Arrangement aus der Balance. Peter muss begreifen, dass er genau wie seine Mutter auf die Anerkennung anderer angewiesen ist, wie unzufrieden ihn das macht und dass er einen anderen Weg finden muss, um mit sich im Reinen leben zu können.

Sylke Enders gelingt eine präzise und facettenreiche Studie über den Rollentausch der Geschlechter und die Bedingungen, unter denen dieser nur funktionieren kann: es geht neben Liebe vor allem um Offenheit und Respekt füreinander und die reflektierte Akzeptanz der eigenen Rolle im System. Großartig: Lars Eidinger in dieser Momentaufnahme, in der die ganze Bandbreite von Verletztheit, Wut, Verwirrung und Ratlosigkeit den Protagonisten überwältigen und alles auseinanderzufallen droht und Ursina Lardi eindringlich in ihrem Entsetzen und ihrer Hilflosigkeit gegenüber seiner Krise, die sie im Endeffekt auf gute Weise gemeinsam meistern. Und doch bleibt am Ende das Gefühl: Rollentausch allein ist auch nicht die Lösung.

Dokumentation, Reportage, Feature, Magazinbeitrag (Zwei Preise)

Titel: „Meine Schwester, meine Feindin"

von Antonia Rados

RTL, 43 min.

Kairo, 2012. Antonia Rados begleitet zwei Schwestern, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, mehr als ein Jahr durch den ägyptischen Alltag: Dina Tallat, die berühmteste Bauchtänzerin des Landes und ihre Schwester Rita (Rokkaya), eine strenggläubige Salafistin.

In ihrer Langzeitreportage porträtiert Antonia Rados die beiden Frauen, deren Alltag zwei diametral unterschiedliche Gesellschaftsentwürfe widerspiegelt: die eine, als Star unterwegs im westlich orientierten Jetset, die andere in streng religiösen Kreisen zwischen salafistischem Krämerladen und Scheichpredigten zu Hause vor dem TV. Die Reporterin schafft es, die beiden Frauen immer wieder zusammen zu bringen, nicht zuletzt anlässlich des Besuchs der jetzt in den USA lebenden Mutter. Eingebettet in die wechselvollen politischen Ereignisse des Landes, spiegelt das Doppelporträt die Zerrissenheit Ägyptens beispielhaft wider und lässt die Zuschauer tief eintauchen in die aktuelle Diskussion um die Zukunft der arabischen Gesellschaft - ein Beitrag, der nur zustande kommen konnte, weil die Autorin über jede Menge Zähigkeit und erheblichen Mut verfügt.

Titel: „Stadtteilmütter"

Von Claudia Dejá

WDR, 45 min.

Die Türkinnen Yasemine Altinok und Ismet Sahap arbeiten als Stadtteilmütter in Köln-Mühlheim. Sie klingeln dort, wo kein deutscher Sozialarbeiter Einlass findet, denn ihr Türöffner ist die türkische Sprache. Ihre Klientel sind Frauen mit Migrationshintergrund, darunter häufig sogenannte 'Exportbräute'. Viele von ihnen tun sich schwer mit dem Alltag in Deutschland. Obwohl die meisten schon etliche Jahre hier leben und mehrere Kinder haben, sprechen sie immer noch kaum ein Wort Deutsch und haben sich in einer Parallelwelt eingerichtet.

Das Projekt 'Stadtteilmütter', in dem 30 Mütter mit unterschiedlichen Wurzeln tätig sind, will, dass sich diese Mentalität verändert: Migrantinnen sollen sich aktiv in die Gesellschaft integrieren - es geht also um Teilnahme an Deutschkursen und die Zukunft der Kinder.

Das Begleitfeature von Claudia Dejá ermöglicht vielfältige Einblicke in die komplexen Probleme migrantischer Familien. Die reflektierten, engagierten und sehr sympathischen Protagonistinnen überzeugen mit ihrer eigenen Geschichte, denn sie haben gegen zahlreiche Widerstände selbst für ihre Bildung gekämpft. Nun werben sie gegenüber den Familien für Integration, geben ein glaubwürdiges Beispiel, eröffnen den Zuschauern neue Einblicke in Schwierigkeiten aber auch Bedeutung dieses Arbeitsfeldes. Ein gutes Beispiel gelebter Integration - gut aufbereitet.

Kategorie Online-Kurzvideo:

1. Platz

„Wie groß ist er noch - der „kleine" Unterschied?"

http://vimeo.com/89507433

von Annalena Müller, Johanna Doyé, Isabell Rosenblatt und Jasmina Saddedine aus Paderborn

Der Film zeigt die nackte Frontansicht eines Frauenkörpers, auf den ganz unterschiedliche Projektionen „eingeschrieben" werden. Mit Lippenstift und Edding geschriebene Fragen blitzen auf: „Gebärmutter - kann die weg?" „Bin ich was?" „Was bin ich?" „Rückrat schon gebrochen?" Und auf den Brüsten die provokante Frage: „Willste anfassen?" In Bezug auf die zweite Frauenbewegung stellt der Film die Frage „Ist mein Körper privat oder politisch?"

2. Platz

„Rainbow-Flash".

https://vimeo.com/95627020

von Franziska Neumeister aus Hamburg

Am 17. Mai 2014, dem internationalen Tag gegen Homophobie und Transphobie, versammelten sich hunderte Schwule, Lesben, Transgender und ihre Freunde und Angehörige zu einem Flash-Mob. Gemeinsam ließen sie eine Wolke bunter Luftballons in den Hamburger Himmel steigen. Zu den Bildern dieses bunten Ereignisses sprechen die teilnehmenden Frauen und Männer über ihre Lebenssituation in einer heteronormativen Gesellschaft.

3. Platz

„Frauenquote einfach erklärt"

https://www.youtube.com/watch?v=4HLvvfwnxHQ

von Andreas Ebert, Lisa Bendisch, Hendrik Wallat und Lorenz Block aus Lüneburg

Der Kurzfilm greift die Diskussion um die Einführung einer Frauenquote auf. Die zum Zeitpunkt der Erstellung des Films diskutierten Modelle werden in komprimierter und leicht verständlicher Weise vorgestellt. Der Kurzfilm möchte vermitteln, sensibilisieren und die Basis für einen sachlichen Dialog schaffen.

Juliane Bartel Medienpreis
Juliane Bartel Medienpreis 2014   Bildrechte: Tom Figiel

Juliane Bartel Medienpreis 2014

zum Seitenanfang
zur mobilen Ansicht wechseln