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TOP 35 „Einrichtung einer Muttermilchbank in Niedersachsen“

Rede der niedersächsischen Sozialministerin Cornelia Rundt


Ich bin der Überzeugung, dass eine Muttermilchbank ein wichtiger Beitrag ist, um das hohe Qualitätsniveau der Versorgung frühgeborener Kinder in Niedersachsen noch weiter zu verbessern und begrüße daher den Antrag.

Bis in die 1970er Jahre hinein waren Muttermilchbanken an viele Krankenhäusern angeschlossen. Allein in der ehemaligen DDR gab es bis zur Wiedervereinigung rund 60 Annahmestellen für Muttermilch.

Als jedoch in den 80er Jahren das HIV Virus bekannt wurde, nahm die Anzahl der Muttermilchbanken dramatisch ab, da das Virus auch durch die Muttermilch übertragen werden kann.

Heute haben wir in Deutschland nur noch 15 Muttermilchbanken in Krankenhäusern, 13 davon in den neuen Bundesländern. In den alten Bundesländern gibt es Muttermilchbanken nur noch im Klinikum Dortmund und im Klinikum Großhadern in München.

Die Expertinnen und Experten sind sich einig, dass Muttermilch für Neugeborene besonders gesund ist. Das betrifft insbesondere die Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht von unter 1.500 Gramm. Sie profitieren besonders von der Ernährung durch Muttermilch. Es macht daher Sinn, auch in Niedersachsen eine Muttermilchbank einzurichten, damit gerade die Frühgeborenen eine gute Chance haben, sich normal und gesund zu entwickeln.

Mit großer Sorge beobachte ich dagegen, dass es eine spürbare Zunahme des privaten Handels und des Internethandels von Muttermilch gibt. Der private Handel birgt aber Risiken für die Frühgeborenen, denn durch Muttermilch kann nicht nur HIV übertragen werden. Auch andere, für Säuglinge und Frühgeborene lebensbedrohliche Krankheiten wie z.B. Hepatitis oder Tuberkulose, können über die Muttermilch weitergegeben werden. Außerdem ist über den weitgehend nicht qualitätskontrollierten privaten Handel von Muttermilch nicht auszuschließen, dass die Muttermilch Schadstoffe z.B. in Folge von Tabak-, Alkohol- oder Drogenkonsums der Mütter enthält.

Aber nicht nur der Ausschluss bestehender Vorerkrankungen der Spenderinnen wird in Muttermilchbanken sichergestellt. Gerade für die Frühgeborenen und ihre speziellen Bedürfnisse muss unter Umständen die Muttermilch über Verstärker mit Proteinen und Mineralstoffen angereichert werden. Diese individualisierte Therapie kann nur in speziellen Zentren garantiert werden.

Im Hinblick auf die Vorteile der Versorgung mit Muttermilch für Frühgeborene ist es bedauerlich, dass wir in ganz Norddeutschland kein Krankenhaus haben, welches über eine Muttermilchbank verfügt. Gerade für die Versorgung von Frühgeborenen, die es nicht leicht haben, später in ein normales Leben zu finden, halte ich die Einrichtung einer Muttermilchbank für Niedersachsen für besonders wichtig.

Gleichzeitig begrüße ich es sehr, dass im Entschließungsantrag auch gefordert wird, auf Bundesebene dafür zu sorgen, dass der private Handel mit Muttermilch soweit wie möglich beschränkt wird. Gerade die vielfältigen Möglichkeiten des Onlinehandels bergen die große Gefahr, dass sich Mütter Muttermilch bestellen, die nicht qualitätskontrolliert ist. Diesem Handel weiter nur zuzuschauen bedeutet gleichzeitig, dass wir die Gefahr der lebensbedrohlichen Erkrankung von Säuglingen und Frühgeborenen in Kauf nehmen.

Ich begrüße es daher außerordentlich, dass der Entschließungsantrag der SPD und der Fraktion Bündnis 90/die Grünen dieses wichtige Thema aufgreift. Ich hoffe sehr, dass es uns schnell gelingen wird, in Niedersachsen eine Muttermilchbank in einem Krankenhaus mit Zentrum für die Behandlung von Frühgeborenen einzurichten.

Presseinformationen Bildrechte: Land Niedersachsen

Artikel-Informationen

erstellt am:
19.08.2016
zuletzt aktualisiert am:
07.09.2016

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