Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung Niedersachsen klar Logo

Sozialministerin Cornelia Rundt: "Frauen sind besonders stark von Cybermobbing betroffen, die Interventionsmöglichkeiten müssen erweitert werden"

Mehrheit für Antrag, mit dem Frauen besser vor Verunglimpfungen und Herabsetzungen im Netz geschützt werden sollen


"Frauen sind in besonderem Maße Diskriminierungen und Mobbing im Internet und in sozialen Netzwerken ausgesetzt", sagte Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt bei der heutigen Konferenz der Gleichstellungs- und Frauenministerinnen und -minister (GFMK): "Die Möglichkeiten, dagegen vorzugehen und sich zu schützen, sind noch sehr eingeschränkt - das muss Politik ändern." Ein entsprechender, von Niedersachsen unterstützter Antrag bekam heute bei der Konferenz in Wiesbaden eine große Mehrheit. Darin wird die Bundesregierung aufgefordert, zusammen mit den Ländern die Bekämpfung von „Cybergewalt“ gegen Frauen und Mädchen aktiv anzugehen.

"Der von der Bundesregierung beabsichtigte strafrechtliche Schutz vor Beleidigungen in sozialen Netzwerken und Internetforen ist ein wichtiger erster Schritt", so Cornelia Rundt: "Die gesetzlichen Schutzmechanismen müssen mit der fortschreitenden Digitalisierung Schritt halten, es muss neue Interventions-Möglichkeiten geben. Die Prävention muss neben geschlechtsspezifischer Herabsetzung auch Diskriminierungen aufgrund der sexuellen Identität im Blick haben." Die von den Ländern bereits vorangetriebene Stärkung der Medienkompetenz sei hier ein wichtiger Baustein, heißt es in dem Antrag. Cornelia Rundt: "Wir wollen die Persönlichkeitsrechte ins Blickfeld rücken und es Mädchen und Frauen erleichtern, den bisher noch männlich geprägten virtuellen Raum gleichberechtigt für sich zu nutzen."

Für Frauen und Mädchen ist das Internet heute ein ebenso selbstverständliches Medium wie für Jungen und Männer. So geben 71% der Frauen und 83% der Männer an, das Internet zumindest gelegentlich zu nutzen, 90% der Mädchen und 89% der Jungen verweisen auf täglichen oder zumindest mehrfachen Gebrauch in der Woche (ARD-ZDF-online-Studie 2013; JIM-Studie 2013). Cybergewalt sind Mädchen jedoch wesentlich häufiger ausgesetzt als Jungen, dieser Aspekt ist bisher noch viel zu wenig beachtet worden.

Die GFMK bittet daher das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), die Art und den Umfang von Cybergewalt gegen Mädchen und Frauen im Internet zu erfassen, um auf der Basis von Auswertungen und Praxiserfahrungen eine Strategie für das weitere Vorgehen erarbeiten zu können. Begrüßt wird zudem der Entschluss der Ministerinnen und -minister für Justiz und für Verbraucherschutz, zu prüfen, ob das Unrecht des Cybermobbings durch die geltenden strafrechtlichen Vorschriften angemessen erfasst wird. Die Gleichstellungs- und Frauenministerinnen und -minister appellieren auch an die Betreiber von sozialen Netzwerken, ihrerseits gegen Cybergewalt vorzugehen, etwa durch die Einrichtung von Hilfe- und Beratungsteams sowie durch kurzfristig wirkende, effektive Melde- und Löschmechanismen.

Cybergewalt äußert sich auf verschiedene Art und Weise:

Bei Cyberbullying oder Cybermobbing wird ein als schwach erlebtes Opfer durch eine Gruppe (insbesondere im schulischen Kontext oder am Arbeitsplatz) wiederholt online unter Druck gesetzt und schikaniert. Mädchen und junge Frauen sind hier ebenso Täterinnen wie Opfer. Zu verzeichnen sind allerdings geschlechtsspezifische Formen des Mobbens (z.B. Bloßstellung durch sexualisierte Bilder).

Bei Cybergrooming geht es um die online-Anbahnung von sexualisierter Gewalt gegenüber Kindern durch Erwachsene. Typischerweise handelt es sich bei den Tätern (mehr als 90%) um Männer, der Anteil von weiblichen Opfern liegt bei 75%.

Bei Cyberstalking erfolgen online Nachstellungen, hier agieren in der Regel (80%) Männer als Täter gegenüber überwiegend (80%) weiblichen Opfern. Häufig handelt es sich um gegenwärtige oder ehemalige Beziehungspartner.

Bei Cybersexism sind nahezu ausschließlich Frauen und Mädchen betroffen: Frauen, die mit politischen, insbesondere geschlechterpolitischen bzw. feministischen Inhalten netzöffentlich in Erscheinung treten, sehen sich vielfach beleidigenden, sexistische Gewalt androhenden Online-Botschaften ausgesetzt (z.B. Vergewaltigungs-Drohungen). Dazu gehören Bloggerinnen, Aktivistinnen und Journalistinnen, deren hauptsächliches Betätigungsfeld das Internet darstellt, aber auch Gleichstellungsbeauftragte von Kommunen, die über das Internet auffindbar sind.

Systematisch anonymen bzw. pseudonymen sexistischen Beleidigungen und Drohungen ausgesetzt zu sein, erschwert es Frauen und Mädchen, das Internet als weiblichen Raum zu erobern und damit eine Gegenöffentlichkeit im Netz herzustellen. Cornelia Rundt: "Gewalt im Internet ausgesetzt zu sein, kann existenzbedrohend wirken, da viele der Opfer durch Kommunikation über das Internet ganz oder teilweise ihren Lebensunterhalt verdienen."

02.10.14

Presseinformationen Bildrechte: Land Niedersachsen

Artikel-Informationen

Ansprechpartner/in:
Uwe Hildebrandt

zum Seitenanfang
zur mobilen Ansicht wechseln