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Handlungsorientierte Sozialberichterstattung

Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt: „Armut zeigt sich in unserem reichen Land vor allem an fehlender Chancengerechtigkeit. Eine eigene Kindergrundsicherung kann Abhilfe schaffen."


Die Handlungsorientierte Sozialberichterstattung Niedersachsen (HSBN) hat sich als wertvolle Arbeitshilfe für Kommunen, Verbände und gesellschaftliche Initiativen bewiesen. Mit der HSBN stellt die Landesregierung eine qualifizierte Sozialberichterstattung zur Verfügung, die alle sozialpolitisch relevanten Regionaldaten und Analysen enthält. Inhaltlich reicht sie von Demografie und Familienstrukturen über Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Bildung bis zu Sozialleistungen. So legt sie wesentliche gesellschaftliche Dynamiken und Wandlungsprozesse offen und ist deutlich umfassender und auch effizienter, als es eine bloße Armuts- und Reichtumsberichterstattung sein könnte.

Aktuell ist die 8. Ausgabe erschienen. Sie richtet den Blick insbesondere auf die Entwicklung der Armutsgefährdung in Niedersachsen, hier vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Es zeigt sich: Erwerbslose sind mit 58,5 % am häufigsten arm, dicht gefolgt von Alleinerziehenden mit Kindern (46,6%) und Personen mit einem niedrigen Qualifikationsniveau (41,6 %). Besonders bedrückend ist die Armut von Kindern; jedes fünfte Kind in Niedersachsen ist von Armut und damit von sozialer Ausgrenzung bedroht.

„In unserem reichen Land zeigt sich Armut vor allem an fehlender Chancengerechtigkeit“, sagt Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt. Sie fordert daher, Kinder ausreichend finanziell abzusichern. „Wir brauchen einen eigenen Anspruch von Kindern auf Grundsicherung“, unterstreicht die Ministerin. Bei der ‚Kindergrundsicherung‘ würde jedem Kind ein auskömmlicher Betrag als eigener Rechtsanspruch zur Verfügung gestellt – und zwar unabhängig von der sozialen und familiären Herkunft. Dieser Betrag soll jedem Kind ein gesichertes und gleichberechtigtes Leben ermöglichen. Als Gegenfinanzierung sind dabei alle bestehenden Transferleistungen auf den Prüfstand zu stellen. „Ich bin der festen Überzeugung, dass wir mit Einführung einer solchen Kindergrundsicherung über ein System verfügen werden, das wirksam, finanziell absolut machbar und sozial gerecht ist – und damit besser ist als die bestehende Systematik!“, so Ministerin Rundt. Unter Federführung des Niedersächsischen Sozialministeriums wurde daher eine Bund-Länder Arbeitsgruppe eingerichtet, die die finanziellen, rechtlichen, organisatorischen und sozialpolitischen Rahmenbedingungen für dieses Vorhaben überprüft.

Wie in den Jahren zuvor hat die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege e.V. (LAG FW) einen Anlagenbericht zur HSBN beigesteuert. Sie begrüßt die regelmäßige Herausgabe einer HSBN in Niedersachsen. Dadurch wird unter anderem deutlich, dass es trotz eines konjunkturellen Aufschwungs immer noch über eine Million Menschen in Niedersachsen gibt, die als armutsgefährdet gelten. Die HSBN gibt Hinweise darauf, welche Zielgruppen besonders betroffen sind und differenziert auch nach den örtlichen Gegebenheiten. Dies ist sowohl für die kommunalen Gebietskörperschaften als auch für die Wohlfahrtsverbände sehr hilfreich, um mit gezielten Maßnahmen der Armutsgefährdung entgegensteuern zu können. Für Hanna Naber, Vorsitzende der LAG FW, ist besonders auffällig, dass sich die Armutsgefährdung älterer Menschen erhöht hat. So gelten inzwischen 17,5 % aller Frauen über 65 als von Armut bedroht; eine Steigerung um 3,8 % im Vergleich zu 2010. Von hohem sozialpolitischem Interesse ist auch, dass es fast 300.000 Personen in Niedersachsen gibt, die trotz Arbeit armutsgefährdet sind. „Hier ist dringender Handlungsbedarf“, so Hanna Naber. „Es ist erfreulich, dass im Haushalt 2018/2019 die Mittel für die weitere Sozialberichterstattung gesichert sind“.

Die LAG FW arbeitet nicht nur kontinuierlich im Lenkungsausschuss der HSBN mit - seit vier Jahren gibt sie auch einen eigenen Anlagenbericht zur HSBN heraus. Mit dem Titel „Leben in Nachbarschaft - von Menschen mit und ohne Behinderung“ werden insbesondere die Themen des inklusiven Handelns, der Beteiligung von Betroffenen und die Fragen nach adäquaten Wohnformen von Menschen mit und ohne Behinderung aufgegriffen: „Wir wollen damit Denkanstöße für mehr Teilhabegerechtigkeit für Menschen mit Behinderung geben“, so Hanna Naber, „denn Armut in einem reichen Land bedeutet vor allem Ausschluss von gesellschaftlicher Teilhabe.“

Die HSBN und der Anlagenbericht bilden u.a. die Grundlage für Planungsprozesse, um vor dem Hintergrund der wachsenden Herausforderungen an die Gemeinschaft auch zukünftig handlungsfähig zu bleiben.

Servicehinweis:

Die HSBN und der Anlagenbericht sind stehen online als Downloads bereit:

http://www.ms.niedersachsen.de/themen/soziales/handlungsorientierte_sozialberichterstattung/handlungsorientierte-sozialberichterstattung-niedersachsen-19243.html
Presseinformationen Bildrechte: Land Niedersachsen

Artikel-Informationen

erstellt am:
20.06.2017

Ansprechpartner/in:
Dominik Kimyon

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