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Aufklärung über HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen verstärken

Rede der Niedersächsischen Sozialministerin Cornelia Rundt am 15.07.15 im Niedersächsischen Landtag


- Es gilt das gesprochene Wort -

„Nach Angaben des Robert Koch-Instituts leben zurzeit in Deutschland rund 80.000 Menschen mit einer HIV-Infektion. Die Zahl der gemeldeten HIV-Erstdiagnosen wird für das Jahr 2014 mit 3.525 angegeben. In Niedersachsen leben nach diesen Daten etwa 4.400 Menschen mit einer HIV- oder AIDS-Erkrankung. Rund 200 HIV-Neuinfektionen kommen jedes Jahr in Niedersachsen hinzu.

Seit Mitte der achtziger Jahre haben sich die niedersächsischen Landesregierungen dafür eingesetzt, HIV-Infektionen zu verhüten und AIDS-Kranke zu unterstützen. Seit 1986 hat das Sozialministerium fortlaufend die Arbeit der AIDS-Hilfen finanziell und ideell unterstützt. Verbunden war dies mit einem ständigen fachlichen Austausch zwischen dem Gesundheitsministerium und den AIDS-Hilfen, insbesondere deren Landesverband.

Auch wenn wir uns in Niedersachsen auf niedrigem Niveau befinden, was die Prävalenz von HIV und AIDS betrifft, ist die Landesregierung sehr davon überzeugt, dass nach wie vor eine kontinuierliche und wirkungsorientierte Präventionsarbeit notwendig ist.

Hierzu dienen in Niedersachsen neben der HIV-Testung insbesondere innovative Projekte des Landesverbandes der Niedersächsischen Aidshilfen e.V. sowie der regionalen Aidshilfen, die mit dem Sozialministerium abgestimmt sind.

Während wir in den letzten 30 Jahren bei den Hauptbetroffenengruppen wie schwulen Männern oder Drogengebrauchenden von großen Erfolgen bei der Behandlung, bei der Primärprävention und bei Safer- Sex- Kampagnen berichten können, bleibt die gesundheitliche und psychosoziale Versorgung sowohl von HIV-positiven Kindern als auch Jugendlichen oder von HIV-positiven Müttern in Deutschland nach wie vor unzureichend.

Hier schließt das Projekt „Aids, Kinder und Familie“ der Niedersächsischen Aidshilfe die Lücke.

Information, Aufklärung und Präventionsarbeit zu HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen müssen frühzeitig ansetzen, um Jugendliche zu erreichen.

In den Schulen fällt die Aufklärungsarbeit zu HIV, AIDS und sexuell übertragbaren Krankheiten in den Bereich der Sexualerziehung.

Dazu werden Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst ausgebildet.

Des Weiteren können Schulen über das Beratungs- und Unterstützungssystem der Niedersächsischen Landesschulbehörde ihren Bedarf anmelden, u.a. auch für Themen aus dem Bereich Gesundheitsförderung und Prävention.

Dies geschieht in engem Austausch mit außerschulischen Organisationen wie etwa Pro Familia oder den AIDS-Beratungsstellen.

Eine Reihe von Schulen entwickelt darüber hinaus Eigeninitiativen, um Schülerinnen und Schülern die AIDS-Thematik nahe zu bringen.

So werden – vielfach in Kooperation mit AIDS-Hilfe-Organisationen, Krankenkassen oder anderen Einrichtungen – Projekttage und Projektwochen durchgeführt oder Schulfilmveranstaltungen angeboten.

Ich bin sicher, dass auch diese benannten Projekte und Unterrichtseinheiten dazu beitragen, dass wir in Niedersachsen relativ niedrige Zahlen haben.

Richtig ist aber auch, dass weitere sexuell übertragbare Infektionen für das HIV-Infektionsgeschehen von Bedeutung sind.

Syphilis, aber auch die im Antrag angesprochenen Chlamydien sind ein ernst zu nehmendes Problem, denn sie fördern die schnellere Weiterverbreitung von HIV, insbesondere in der Hauptbetroffenengruppe der MSM.

Allerdings: Den Ausbau oder eine Projektförderung für sogenannte Mädchensprechstunden in gynäkologischen Praxen – und damit die frühzeitige Einstufung als Patientin - halte ich nicht für zielführend. Auch sind Mädchen und junge Frauen keine homogene Gruppe.

Eine frauenspezifische HIV-Prävention muss sich am tatsächlichen Risiko und an den Lebenssituationen der zu erreichenden Mädchen und Frauen orientieren.

Auch hier ist eine zielgruppenspezifische Vorgehensweise das Mittel der Wahl.

HIV/ STI-Prävention lässt sich gut mit sexualpädagogischen Angeboten verbinden und in die Sexualaufklärung integrieren.

Wie fast überall in der Präventionsarbeit muss es darum gehen, das realistische Risiko und den Umgang damit bewusst zu machen.

Aspekte wie emotionale Ansprache, erste Liebe, Kommunikations- und Handlungsfähigkeit und auch das eigene Körperbild sollten nach meiner Überzeugung außerhalb einer frauenärztlichen Praxis thematisiert werden.

Sie sehen, wir sind im HIV- und AIDS- Bereich gut aufgestellt.

Sollten sich bei HIV und AIDS - aber auch bei anderen sexuell übertragbaren Krankheiten - epidemiologisch neue Entwicklungen ergeben, werden wir wie gewohnt professionell durchdacht mit unseren bewährten Bündnispartnerinnen und -partnern zeitnah wirksame Strategien und Projekte entwickeln und diese umsetzen.

Dies gilt auch für Fragen, die sich im Zusammenhang mit Flüchtlingen ergeben, die sich bereits in ihren Heimatländern infiziert haben.“

15.07.15

Presseinformationen Bildrechte: Land Niedersachsen

Artikel-Informationen

Ansprechpartner/in:
Frau Heinke Traeger

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